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Das Zwölf-Stunden-Blitzturnier 1997

Das beliebte Marathon-Blitzturnier

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Rochade Kuppenheim 12h-Blitz 97

IM Roland Schmalz

 

 

Rochade Kuppenheim 12h-Blitz 97

GM Valentin Arbakow


Schmaltz entthront Bischoff

   Der König ist tot, es lebe der neue König! Beim Kuppenheimer Sparkassen-Cup hat sich ein Wechsel auf dem Schachbrett vollzogen: Großmeister Klaus Bischoff wurde nach sechs Siegen in Folge entthront. Der mehrfache deutsche Blitzmeister mußte gleich drei Spielern den Vortritt lassen. Die neunte Auflage des Marathonturniers gewann Roland Schmaltz. Der Bad Mergentheimer fühlte sich aber nach zwölf Stunden und 56 Partien zu schlapp, um sein Preisgeld gegen das Schach-Programm "Fritz 4.01" von 1000 auf 2000 Mark zu verdoppeln. Im Finale besaß der junge Internationale Meister in der ersten Partie gute Chancen, einen Bauern und damit langfristig das Duell zu gewinnen. Mit einer Finte rettete sich aber das taktisch versierte Elektronenhirn und ging mit 1:0 in Front. Wesentlich einseitiger verlief dann der zweite Vergleich, als "Fritz 4.01" die weißen Steine führte. Von Beginn an dominierte das auf einem Pentium 200 laufende Programm, und Schmaltz erlebte ein ähnliches Waterloo wie Garri Kasparow in seiner letzten Partie gegen "Deep Blue".

  „Normalerweise hole ich vielleicht um die 30 Prozent der Punkte gegen Fritz", erklärte Schmaltz anschließend vor laufenden Kameras, "diesmal war ich jedoch zu müde." Der badische Meister zeigte sich dennoch zufrieden, da er zusätzlich zu den 1000 Mark eine Schachdatenbank im Wert von 600 Mark erhielt: "Eigentlich wollte ich mir Chessbase dieser Tage kaufen ..."

  Im Verlauf des Sparkassen-Cups besaß Schmaltz den längsten Atem. Die Vorrunde beherrschte Bischoff, der alle 30 Spiele gewann. Den einen Punkt Rückstand machte Valentin Arbakow ab 3 Uhr in der Finalgruppe leicht wett. Der flinke Großmeister schien unwiderstehlich dem Turniersieg entgegenzustreben. Manchmal stand er zwar nicht besonders, aber der dickleibige Russe zieht so schnell wie kein zweiter auf der Welt und verfügt stets über ein kleines Zeitpolster auf der Schachuhr. Das nützte ihm jedoch wenig, als er gegen den zweifachen Sparkassen-Cup-Sieger Georg Siegel eine Figur einstellte. Da in den nächsten sechs Partien zwei weitere Punktverluste folgten, war der Weg frei für Schmaltz. Der Erste sammelte stattliche 52,5:3,5 Brettpunkte. Einen Zähler zurück folgte Arbakow, was diesem 600 Mark einbrachte. Mit Rang drei mußte sich der litauische Großmeister Viktor Gawrikow (49,5) bescheiden. Platz vier teilten sich Bischoff und Michael Bezold (Würzburg), die 49 Zähler aufwiesen.

   Bester Mittelbadener im 103köpfigen Feld wurde der Sasbach Martin Springmann als Zehnter, der sich damit als einziger unter die zahlreichen Titelträger schob. Gut in Szene setzten sich als Finalrundenteilnehmer auch das Bühlertäler Talent Andreas Schenk als 14. und Kai Mailitis (Gernsbach/19.). Velimir Kresovic war natürlich mit seiner erstmaligen Qualifikation für die A-Gruppe zufrieden, hatte dann aber eine Schwächephase über 15 Partien! Diese alle verlor er, so daß am Ende 28,5 Punkte und Rang 23 zu Buche standen. Unser Mitglied Alexander Krauth (Bühlertal) zog mit 21 Punkten noch gerade ins Finale ein, für das man mindestens 20 Punkte benötigte. In der Endrunde hatte er erwartungsgemäß nicht viel zu bestellen, legte aber weitere fünf Punkte zu.

   Zu spät in Schwung kam Lutz Schäfer - oder vielleicht auch nicht. Anstatt in der C-Gruppe nur als Mitläufer zu agieren, lag er mit neun Zählern nach der Vorrunde auf Platz eins in der D-Gruppe. Zwar schloß ein Spieler zu ihm auf, der geteilte erste Rang mit 27,5 Punkten brachte unserem neuesten Mitglied aber immerhin noch drei Schachbücher ein. Robert Miklos, der neuerdings auch Stammgast bei unserem Trainingsabend ist, kämpfte sich in die B-Gruppe vor. Mit einem halben Punkt weniger, 15:15 Zählern, hätte er eine Klasse tiefer zu den aussichtsreichsten Kandidaten gezählt. Eine "Liga" höher spielte sich das Talent aus Rastatt vier Plätze, auf Rang 22, nach vorne.

  Die größte Beachtung schenkten die Zuschauer unserem Jungtalent Florian von der Ahé. Der Neunjährige kann zwar im Sitzen kaum über die breiten Bretter langen, in drei Partien schnappte er dennoch den großen Gegnern den König weg. Es war eine Wonne, dem kleinen Kerl zuzusehen. Einmal versäumte er es, eine toll eingeleitete Kombination in zwei Zügen mit einem Matt abzuschließen. Die Partie gewann er dennoch. Eigentlich bestand sein Ziel darin, den anstrengenden Wettbewerb durchzustehen, aber kurz nach der Vorrunde übermannte ihn doch die Müdigkeit. Nicht schlimm, denn Günther Tammert war von Florian so begeistert, daß er spontan beschloß, den Jungen mit zwei, drei anderen Talenten regelmäßig zu trainieren. Aus ihm kann wirklich etwas werden.

  Da die Schar jener, die beim Turnier helfen, Jahr für Jahr weniger zu werden scheinen - viele arbeiteten die ganze Nacht hindurch und mußten dann wie Ralf Ehret und Kai Götzmann auch noch beim Abbau einspringen -, soll die zehnte Auflage des Marathon-Blitzturniers eventuell die letzte sein. Mit einem kleinen Honorar für die zehn ersten vorangemeldeten Großmeister könnte man zum Beispiel eine bis dato nie erreichte Besetzung erzielen oder einen absoluten Weltklassespieler verpflichten.

   Der diesjährige Sparkassen-Cup brachte einen neuen Höhepunkt: Die Videoaufnahmen während des Turniers sollen bei Chessbase auf die nächste CD zum zweimonatlichen Magazin gepreßt und so weltweit verbreitet werden. Negativ stellt sich die Teilnehmerzahl dar, die auf den Tiefpunkt von 103 sank. Zwei gleichzeitig stattfindende Open in Baden und Württemberg erwiesen sich als Nachteil. Dennoch dürfen wir mit einer erneut dreistelligen Zahl, drei Großmeistern und sieben Internationalen Meistern zufrieden sein, im nächsten Jahr werden es bestimmt noch mehr sein! Bestimmt!


Endstand beim Sparkassen-Cup:

Nr. Titel Name Verein Punkte

1.

IM

Schmaltz Bad Mergentheim

52,5

2.

GM

Arbakow Rußland

51,5

3.

GM

Gawrikow Litauen

49,5

4.

IM

Bezold Würzburg

49,0

5.

GM

Bischoff Solingen

49,0

6.

IM

Siegel Zähringen

47,5

7.

IM

Schlindwein Baiertal

45,5

8.

IM

Reich B. München

45,0

9.

FM

Maier Zähringen

42,5

10.

-

Springmann Sasbach

38,5

11.

FM

Vatter Zähringen

38,5

12.

-

Fuchs Untergrombach

37,0

13.

FM

Terzic Bosnien

35,0

14.

-

Schenk Bühlertal

34,5

15.

FM

Löffler Freiburg 1887

34,0

16.

-

Becking St. Ingebert

33,5

17.

-

Jashari Schweiz

33,5

18.

-

Helbig Lichtenberg

33,0

19.

IM

Solonar Moldawien

32,5

20.

-

Mailitis Gernsbach

32,5

21.

FM

Schneider Eppingen

32,0

22.

-

Xheladini Dreiländereck

30,5

23.

-

Kresovic Kuppenheim

28,5

24.

-

Wutzke Langenau

27,5

25.

-

Krauth Bühlertal

27,5

26.

IM

Reefschläger Bremen

27,5

27.

-

Möller Freiburg 1887

25,0

Gruppe B:

1.

Zach 41,0

2.

Holzinger Leimen 40,0

3.

Möbus 39,0

Gruppe C:

1.

Nadj Karlsruhe 32,0

2.

Siemon Hörden 31,5

3.

Merkel Iffezheim 31,0

Gruppe D:

1.

L. Schäfer Kuppenheim 27,5

2.

Drakulic Karlsruhe 27,5

3.

Weidauer Sasbach 27,0


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