Das Zwölf-Stunden-Blitzturnier 2005Das beliebte Marathon-Blitzturnier |
Bericht von FM Hartmut Metz
Der Niederländer Loek van Wely hat sich beim Kuppenheimer Zwölf-Stunden-Blitzturnier erneut durchgesetzt. Wie im Vorjahr lag der 22. der Schach-Weltrangliste nach 50 Runden unangefochten an der Spitze - doch diesmal musste der 32-Jährige auch ein Play-off-Halbfinale ungeschoren überstehen. Letztlich entledigte sich van Wely, der online von New York aus in der Wörtelhalle mitspielte, aber auch dieser Aufgabe. Dabei wiederholten sich die Ereignisse in der Runde der letzten vier und im Finale: Gegen Großmeister Normunds Miezis gewann der Tilburger auf dem Server www.schach.de (externer Link) die erste Begegnung. In der zweiten Partie mit fünf Minuten Bedenkzeit entkam van Welys König aber nur mit größter Mühe dem Angriff des Letten. Miezis gab widerwillig am PC ein Dauerschach, das seine 0,5:1,5-Niederlage besiegelte. Im Endspiel zog Christian Bauer, der im zweiten Großmeister-Duell Slavko Cicak in der Halbfinal-Verlängerung mit 2:1 ausgeschaltet hatte, den Kürzeren. Der Franzose geriet in Rückstand, holte aber eine zweite Dame - und musste danach das von van Wely gerne gegebene Dauerschach zum Unentschieden und 0,5:1,5 zulassen. Ansonsten wäre Bauers König sogar matt gesetzt worden. Der erfolgreiche Titelverteidiger erhielt als ersten Preis 1.000 Euro (inklusive eines Schach-Softwarepakets von ChessBase). Der Weltranglisten-57. Bauer musste sich mit 350 Euro bescheiden. Der Preisfonds beim Sparkassen-Cup betrug rund 3.700 Euro. Mit 86 Teilnehmern verzeichnete die Rochade Kuppenheim eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Mit fünf Großmeistern am Start war das Turnier so gut wie selten besetzt - obwohl mit dem Russen Wladimir Epischin, der in den USA feststeckte, und dem sechsfachen Rekordsieger Klaus Bischoff zwei Dauergäste kurzfristig abgesagt hatten. Im Vorjahr hatten die Asse geklagt, dass der Vorteil des Online-Spielers zu groß sei, sitze er doch im Gegensatz zu seinen Kontrahenten gemütlich daheim am PC. Um diesem Argument den Wind aus den Segeln zu nehmen, genügte es den Organisatoren um Rochade-Präsident Alexander Hatz nicht, dass van Wely heuer von einem Internet-Café in New York aus seine Züge sandte. Der derzeit auf einem US-Gastspiel befindliche Niederländer hatte als Lösung selbst für Play-offs plädiert, damit die Großmeister-Kollegen morgens um 7.30 Uhr ihr Schicksal selbst in die Hände nehmen konnten. Ein gelungenes Experiment. Nach elfeinhalb Stunden in der Wörtelhalle umlagerten die Fans den PC und das zweite Halbfinal-Match. Auch das Endspiel blieb bis zum letzten Zug von van Wely und Bauer spannend. Die Vorrunde beendete van Wely, dessen Partien alle live von ChessBase im Internet übertragen wurden, als einziger Akteur mit 25:0 Zählern. Auch bis zur 40. der 50 Runden blieb der niederländische Serienmeister ohne Verlustpunkt, ehe der Baden-Badener Zweitligaspieler Ilya Mutschnik ein Remis ertrotzte. Obwohl van Wely danach seine einzige Niederlage gegen den mit Applaus gefeierten Verfolger Bauer kassierte, blieb der favorisierte Weltranglisten-22. mit 47 Punkten souverän vor Bauer (44,5), Cicak (43,5) und Miezis (41,5). Weil Letzterer nur als Vierter knapp vor dem Slowaken Mikulas Manik (41) in die Play-offs eingezogen war und kein Spiel um Platz drei ausgetragen wurde, belegte Cicak im Endklassement Rang drei vor Miezis. Der fünfte Großmeister im Feld, Wladimir Gurewitsch (Ukraine), musste sich mit 37,5 Zählern und Platz neun begnügen. Vor ihn schoben sich Josef Gheng (Ditzingen/40) und die französischen Brüder Sebastian und Jean-Noel Riff (beide 38). Die Mannschaftswertung ging an Cicaks Team Schöneck. 148,5 Zähler verbuchten die Hessen in der Besetzung IM Sven Telljohann, IM Mikulas Manik und Michael Stockmann. Viereinhalb Punkte weniger auf die Waage brachten die ebenfalls ausnahmslos für die Endrunde A qualifizierten Franzosen aus Mulhouse. Patrice Lerch und die Gebrüder Sebastian, Jean-Noel und Vincent Riff eroberten 144 Punkte. Dritter wurde Oberligist Waldshut-Tiengen (Andreas Schilling, Mark Zichanowicz, Georg Vogelbacher und Patrick Saring/alle B-Gruppe) mit 115 Zählern. Der 17-jährige Kuppenheimer Florian von der Ahé qualifizierte sich mit 17:8 Punkten erstmals für die Meistergruppe. Doch der badische U16-Blitzmeister tat sich diese Strapaze nicht an und zog als einziger Teilnehmer nach der Vorrunde zurück. Lutz Schäfer verbuchte in der Vorrunde, in der er unter anderem Bauer und van Wely unterlag, zehn Zähler. Das genügte noch hauchdünn für die B-Gruppe (für die A-Gruppe benötigten die Spieler 16,5 Zähler). In der kam der Kuppenheimer Landesligaspieler aber nicht über Platz 20 hinaus mit 25,5 Punkten nach insgesamt 54 Runden. Drei Punkte mehr holte zwar sein Vereinskamerad Patrick Karcher allerdings musste er sich in die C-Gruppe begeben nach lediglich acht Zählern in der Vorrunde. Dort reichte es Karcher immerhin zu Platz vier. In der B-Gruppe räumte Milan Kandic (Minden/39,5) das neue Shredder-9-Programm samt weiterer CD ab vor dem Gernsbacher Eric Lutz (37), Tibor Trapp (Mommenheim/35), Olivier Wimmer (Lahr) und Philipp Germer (Freiburg West/beide 34,5) sowie als sechstem Preisträger Saring (30). In der C-Gruppe sicherte sich der Franzose Emmanuel Poidevin (Gambsheim) mit 32,5 Punkten aus 54 Duellen die Shredder-9-CD. Die Plätze belegten der Marbacher Armin Fingerhut (32), Schilling (Waldshut-Tiengen/31), der Kuppenheimer Karcher zusammen mit Michael Pfau (Brombach/beide 28,5) und Horst Würfel (Karlsruher SF/28). |
|
Zweifacher Online-Gewinner des Sparkassen-Cups: Loek van Wely.
Nachspielen online: |
Vorrunde 1 (13 Partien)
Endrunde 1 (13 Partien) Play-off (4 Partien) |
Download alle Partien: |
Format pgn (54
Partien) |
1. |
GM | Loek van Wely | Niederlande | 47,0 |
2. |
GM | Christian Bauer | Frankreich | 44,5 |
3. |
GM | Slavko Cicak | Schöneck | 43,5 |
4. |
GM | Normunds Miezis | Lettland | 41,5 |
5. |
IM | Mikulas Manik | Schöneck | 41,0 |
6. |
FM | Josef Gheng | Ditzingen | 40,0 |
7. |
Sebastien Riff | Mulhouse/Frankreich | 40,0 |
|
8. |
FM | Jean-Noel Riff | Mulhouse/Frankreich | 38,0 |
9. |
GM | Wladimir Gurewitsch | Ukraine | 37,5 |
10. |
IM | Sven Telljohann | Schöneck | 37,0 |
1. |
Milan Kandic | Minden | 39,5 |
2. |
Eric Lutz | Gernsbach | 37,0 |
3. |
Tibor Trapp | Mommenheim | 35,0 |
4. |
Philipp Germer | Freiburg West | 34,5 |
5. |
Olivier Wimmer | Lahr | 34,5 |
6. |
Patrick Saring | Waldshut-Tiengen | 30,0 |
7. |
Michael Welker | Mönchfeld | 29,5 |
8. |
Mark Zichanowicz | Waldshut-Tiengen | 29,0 |
9. |
Thomas Ahner | Lindenberg | 28,5 |
10. |
Guillaume Jras | Straßburg | 28,0 |
1. |
Emmanuel Poidevin | Gambsheim | 32,5 |
2. |
Armin Fingerhut | Marbach | 32,0 |
3. |
Andreas Schilling | Waldshut-Tiengen | 31,0 |
4. |
Michael Pfau | Bromberg | 28,5 |
5. |
Patrick Karcher | Rochade Kuppenheim | 28,5 |
6. |
Horst Würfel | Karlsruhe | 28,0 |
7. |
Frank Prskawetz | Eggenstein-Leopoldshafen | 27,0 |
8. |
Volker Knolmayer | Bettringen | 27,0 |
9. |
Ottmar Raub | Blankenloch | 25,5 |
10. |
Enrico Krämer | Leimen | 25,5 |
1. | Schöneck | 148,5 |
2. | Mulhouse (Frankreich) | 144,0 |
3. | Waldshut-Tiengen | 115,0 |
4. | Freiburg West | 107,0 |
5. | Landau | 95,0 |
6. | Blankenloch | 89,5 |
Sparkassen-Cup als Rettungsanker nach Las Vegas "Ich besuche die Casinos in Las Vegas, um das Geld zu verdienen, das ich in Minneapolis nicht gewonnen habe", scherzte Loek van Wely nach seinem unbefriedigenden Ergebnis beim mit 500.000 Dollar dotierten Super-Open in Minneapolis. Wahrscheinlich wird der Weltranglisten-22. danach dringender denn je die 1.000 Euro Preisgeld vom Kuppenheim 12-Stunden-Blitz benötigen ... Jedenfalls spielte der Titelverteidiger von einem Internet-Cafe in New York aus mit. |
Der Kuppenheimer Loek-van-Wely-Klub unterstützte im holländischen Oranje-Look sein Idol. Dabei haben Ralf Ehret (neben Ralf Westermann, der ganz links lehnt) und Joachim Kick (links von seiner Freundin) unterschiedliche Motive, Fan des Weltranglisten-22. zu sein: Rochade-Kassierer Ehret drückt van Wely immer die Daumen, weil er bei dessen Turniersieg das Preisgeld in Höhe von 651 Euro zinsbringend für drei Tage anlegen kann, bevor er traurigerweise und mit Tränen in den Augen den Zaster gen Niederlande überweisen muss. Theorie-Hai Kick gehört dem van-Wely-Fanklub an, seit Loek in Kicks geliebter Slawisch-Variante im 78. Zug eine geniale Neuerung brachte ...