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Metz - Gruenke Landesliga, 1986
1.e4
e5
2.f4
Gewohnt scharf!
2...exf4
3.Sf3
Le7
4.Lc4
Sf6
5.e5
Se4
6.0-0
d5
7.Lb3
Lg4
8.d4
Sg5
9.Kh1?!
Die erste Nachlässigkeit. [ Nach 9.Sc3
c6
10.Se2
steht nur Weiß gut.]
9...Lxf3!
10.gxf3
Se6
11.Sc3
c6
12.Se2
g5
13.c3?
13.c4 mit sehr gutem Spiel war angesagt.
13...Sd7
14.Lc2
Sdf8
15.b4
a6
16.a4
Sg6
17.Dd3
Dd7
18.Ld2
Kf8
19.Tg1
Kg7
20.Tg4
h5
21.Tg2
Tag8
Die weiße Stellung ist erstaunlich. Hartmut hat einen Bauern weniger und steht auch positionell platt.
22.Tag1
In der Hoffnung,dass Schwarz Angst um seinen König bekommt und statt dem starken Sh4 Kf8 zieht.
22...Kf8
Na, wer sagt's denn.
23.Le1
Man schöpft neuen Mut.
23...Dd8
24.b5?!
Fuddeln wir mal auf dieser Seite.
24...axb5
25.axb5
c5
Da steht er nun, der arme Tor, und weiss nicht mehr als zuvor! Weiß hätte b5 besser vorbereiten müssen. Nun muss Metz c4 verhindern und will gleich auf den schwachen d5-Bauer spielen. Sofortiges c4 scheitert an dem Bauernverlust auf d4. Also lege ich einfach ohne grosse Überlegung den Schwächling auf d5 frei! Prächtig einfache Idee!
26.dxc5??
Wenn man jetzt noch den d5-Bauern erobert, steht es materiell gleich. Dieser Zug verdient unseren Applaus.
26...Sxe5
Ach, das geht auch noch. Schreck lass nach. Der f3-Bauer fällt und der Läufer auf e1 mit Tempo! Aufgegeben? Nö, schliesslich stand ich noch in jeder Landesligabegegnung auf Verlust und hab trotzdem 4,5/7 geholt.
27.Df5
Sxf3
28.Tf1
Sxe1
29.Txe1
Th6?!
Übervorsichtig. Alexander Hatz hätte den c5-Bauer garantiert abgenagt. Zu Recht! Aber die liebe nackte Angst.
30.Sd4
Bisschen Eindruck schinden. Nach Tf6 sollte Weiß daran gehen, neu zu mischen.
30...Sxd4?
Langsam kommt wieder Freude auf.
31.cxd4
Tf6
32.Dh3
f3
Schade, ausnahmsweise mal wieder ein brauchbarer Zug.
33.Tf2
h4
34.Tg1
Tf4
35.Lf5
Txd4
36.Txf3
Lxc5
Schwarz hat drei Bauern mehr. Doch bekanntlich sind ungleichfarbige Läufer immer Remis. Aber wie? Geschweige denn gewinnen? Vlelleicht durch ein Selbstmatt?
37.Le6
Angriff!
37...Tg7
38.Df5
Dc7
39.Ta1
Hier geschah die erste Unverfrorenheit, die nahezu unbegreiflich ist. Das Remisangebot wurde abgelehnt. Nein, nicht Weiß hat es abgelehnt.
39...Tf4
??? dachte ich und wollte mit Ta8 Matt setzen. Sehen Sie das Matt? Ich auch nicht.
40.Txf4
gxf4
41.Lxd5
Jetzt kann man schon eher auf ein Remis hoffen. Allerdings verfügt Schwarz über schreckliche Drohungen, die nur durch präzise Verteidigung abgewehrt werden können.
41...La7!
42.Dd3!!
Der einzige Zug. Inzwischen musste ich ja kämpfen, da Alexander auf Verlust stand und wir mein Remis benötigten.
42...Db6
43.Lg2
Die nächste Frechheit folgte. Erneutes Remisangebot. Das kostete Zeit. Obwohl die Stellung hier Remis ist, war mir klar,dass Schwarz gewinnen will. Wieder abgelehnt - vom Schwarzen natürlich. Das werde ich dem Burschen aber noch heimzahlen. Natürlich erst in der nächsten Partie. Wie ich erst jetzt beim Schreiben dieses Artikels gesehen habe, wäre 43.Da3+ angesagt gewesen. Ich verwarf die Idee wegen Kxy und Abbruch der Analyse wegen 44.Dxa7 Tg1+ 45.Txg1 Dxa7 mit Verlust. [ 43.Da3+
Tja, geht der König aber nach g8 43...Kg8
( Folgt 43...Ke8
gewinne ich auch mit 44.Te1+
und leichtem Sieg.; Deshalb muss 43...Dc5
folgen. 44.Dxc5+
Lxc5
45.Lxb7
mit Remis! Aber ich wollte meiner Ingo-Zahl zuliebe gewinnen.) 44.Dxa7
Tg1+
schlage ich den Turm auf g1 mit Schach. 45.Txg1+
]
43...Dd4?!
44.Da3+
Die hübsche Nebenidee von Dd3! Die Dame verhindert nicht nur, dass die schwarzen Bauern auf die dritte Reihe gelangen.
44...Lc5
45.Da8+
Ke7
46.Dxb7+
Kf6
47.Dc6+
Kg5
48.Tf1
f6
49.h3
Kh6
Schwarz hat jetzt noch über zwei Minuten für den letzten Zug übrig!
50.De4
Der Remishafen ist angeschippert. Aufgestiegen! Hurra! Auch wenn ich die Jubiläumspartie nicht gewonnen habe. Jubilieret! Prächtig, die Zuschauerkulisse, die mich umringt. Ein begnadeter Ausnahmespieler (Zauberer oder Glücksspieler wäre besser) braucht sein Publikum! Mein Gegner musste nun einen Zug machen. Die erste seiner zwei verbleibenen Minuten zerrann. Nichts anmerken lassen, Hartmut! Ein kurzer desinteressierter Blick auf das Brett - ein nicht zu übersehender Blick auf das Brett von Alex - das Geschehen auf meinem Brett interessiert mich offensichtlich nicht - ein taktischer Schwenk auf die andere Seite zu Herrn Kühl - natürlich werfe ich fast unmerklich einen raschen Blick auf die Uhr - lauf Blättchen, lauf - einige belanglose Worte mit Kühl gewechselt - Stellungswechsel zu Alex - Uhrenblick natürlich - noch immer nicht - ganz cool, nichts anmerken lassen - Alex steht auch wieder auf Remis - wieder Schwenk - das Blättchen fällt!!! Hurra! Sieg! Oh, Du meine geliebte Ingo-Zahl bist gerettet! Sofort kommt meine Hand rüber, deutet auf das Blättchen, hält die Uhr an, reicht sie zum Gegner, wo sie die Gratulation in Empfang nimmt. Hab ihn halt einfach überspielt. Das zeichnet eben einen Mittelbadischen Meister aus. Meine Fangemeinde, die treu zu ihrem Heros herunter schaut, reckt mIr ihre feuchten Hände entgegen. Gott sei Dank ist Herr Urban nIcht da. Sonst hätte ich die Gratulationen nicht so geduldig über mich ergehen lassen. Der zerquetscht mir fast immer die Hand. Wenn der dagewesen wäre, hätte ich nicht gewonnen. Bin ja nicht lebensmüde und lasse mir die Hand kaputt machen. Was höre ich da? J. R. beleidigt mich wieder. Gratuliert der freche Tropf mir zu meinem Remis. Da bringt man den Jungs die ersten Züge bei, trainiert sie Jahrzehnte und dann das. Es ist zum heulen. Ich und Remis? Pah! Natürlich habe ich gewonnen! Hatte jemand etwas anderes erwartet?? 1-0
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