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Open Bad Wörishofen

REO - Das neue Format


Rochade Express, Nr. 28, Seite 3ff, "Open Bad Wörishofen"

   Als Vorbereitung auf den Badischen Schachkongress spielte ich das stark besetzte Kneipp-Festival. Um auch einige gute Gegner zu erhalten, meldete ich meine Bereitschaft an, auf Elo-Punkte zu spielen. Damit hatte ich auch ungeahnten Erfolg, denn zu Beginn des Turniers wurde mir mit IM Cvetkovic auch gleich ein gewaltiger Brocken serviert. In dem irrigen Glauben, dass jeder Fehler forciert zum Verlust führen würde, ging ich daran, viel Wert auf Sicherheit zu legen.











IM Cvetkovic - Gerstner
Open Bad Woerishofen 1988


1.c4 e6 2.Sc3 d5 3.d4 Sf6 4.Sf3 c6 5.Db3 Sbd7 6.g3 Ld6 7.Lg2 0-0 8.Lf4
[ 8.0-0 dxc4 9.Dxc4 e5 10.Td1 Dc7+/= ] 8...Lxf4 9.gxf4 Dc7 10.e3 [ 10.Se5 c5 11.cxd5 ( 11.Sxd7 Lxd7 12.cxd5 ( 12.dxc5 Dxf4 13.cxd5 Sg4 14.Se4? ( 14.Sd1 exd5 15.Lxd5 Tfe8= ) 14...exd5 15.Dxd5 Lc6-+ ) 12...cxd4-+ ) 11...cxd4 12.dxe6 ( 12.Sb5 Da5+=/+ ) 12...Sc5!-+ ] 10...a6 11.0-0 [ 11.Se5 c5! 12.cxd5 cxd4 13.exd4 Sb6! 14.dxe6 Lxe6 15.d5? ( 15.Dd1 Tad8 16.0-0 Sbd5 17.Sxd5 Sxd5=/+ ) 15...Sbxd5 16.Lxd5 Sxd5 17.Sxd5 Da5+-+ ] 11...dxc4 12.Dxc4 b5 13.De2 c5 14.dxc5 [ 14.Tfc1! Db6 15.Se5 Lb7? ( 15...Ta7 16.dxc5 Sxc5 17.b4 Scd7 18.a4! Sxe5 19.fxe5 Sd7 20.axb5 ( 20.f4 bxa4+/= ) 20...Sxe5+/= ) 16.Sxd7 Sxd7 17.Lxb7 Dxb7 18.dxc5 Sxc5 19.Sxb5+- ] 14...Sxc5 15.Se5 Lb7 16.Tac1 Db6 17.Lxb7 Sxb7 [ 17...Dxb7? 18.Sxb5 axb5 19.Txc5 Txa2 20.Txb5+- ] 18.Df3! droht Dc6!,die lange Diagonale ist entscheidend fur den Verlauf der Partie. 18...Tac8! 19.Se4 Sxe4 20.Dxe4 [ 20.Sd7? Sd2 21.De2 Dd6 22.Sxf8 Txf8 23.Tfd1 Td8-+ ] 20...Sc5 [ 20...Sd6? 21.Tc6! Txc6 ( 21...Sxe4 22.Txb6 Tc2 23.Sd3 Td8 24.Txa6!+- ) 22.Dxc6 Dxc6 23.Sxc6+- ] 21.Dc2? [ 21.Txc5? Dxc5 22.Sd7 Dc2! 23.Dxc2 Txc2 24.Sxf8 Kxf8 25.Tb1 b4!-+ ; 21.Dg2! Db7? ( 21...f6 22.Sf3 Sd3 23.Tb1 Tc2 24.Se1 Sxe1= ) 22.Dxb7 Sxb7 23.Tc6+- ] 21...Db7! Nun besitzt Schwarz die Diagonale und steht besser. 22.Tfd1 f6! [ 22...Se4? 23.Db3 Txc1 24.Txc1 f6 25.Dxe6+ Kh8 26.Sf7+!+- ] 23.Sd3 Se4 24.Db3 Df7 25.Txc8 Txc8 26.Kf1! Verlässt die gefährliche g-Linie und stellt nebenbei noch eine raffinierte Falle. 26...h6 [ 26...Tc4? 27.Se5!!+- ] 27.a4? [ 27.f3! Sc5? ( 27...Sd6 28.Se5 fxe5 29.Txd6 exf4 30.Dxe6 Dxe6 31.Txe6 fxe3 32.Txe3 Tc2= ) 28.Dc2 Dh5 29.Tc1 Dxf3+ 30.Df2! Dxf2+ 31.Sxf2 a5 32.Se4 Sxe4 33.Txc8++- ] 27...bxa4 28.Dxa4 Dh5! 29.Ke1 [ 29.Dxe4 Dxd1+-+ ; 29.Se1 f5 30.Dxa6 ( 30.Ta1 Dxh2 31.Sd3 Td8 32.Ke2 Txd3 33.Kxd3 Sc5+-+ ) 30...Dxd1 31.Dxc8+ Kh7 32.Dxe6 Sd2+ 33.Kg2 Dg4+ 34.Kh1 Se4! 35.Sd3 Dh3 36.Kg1 Sd2-+ ] 29...Df3 30.Ta1 Kh7! 31.Dd1 Dh1+ 32.Ke2 Dxh2 33.Txa6 Td8 34.Dc2 Dg2 [ 34...Sg3+? 35.Kf3! f5 36.Txe6 Se4 37.Ke2= ] 35.Dc4 Sg3+ 36.Kd1 Dxf2 37.Ta3 Dxe3 38.Kc2 De4 Wickelt in ein gewonnenes Endspiel ab. 39.Dxe4+ Sxe4 40.Ta6? Ein typischer Zeitnotfehler. 40...Txd3!
0-1



   Der Freudentaumel war noch nicht ganz beendet, da erführ ich, dass ich in der nächsten Runde mit GM Garcia-Palermo einen der Favoriten vor die Flinte bekam. Mit einem Male schien es aus mit der Herrlichkeit und ernüchtert schritt ich zur bevorstehenden Exekution.











Gerstner - GM Garcia-Palermo
Open Bad Woerishofen 1988


1.d4 Sf6 2.Lg5 e6 3.e4 h6 4.Lxf6 Dxf6 5.Sf3 b6 6.Ld3 Lb7 7.De2 Sc6!?
[ 7...d6 8.Sc3 Sd7+/= ] 8.e5? und sofort daneben gegriffen. Von diesem Fehler kann sich Weiß nicht mehr erholen. [ 8.c3 e5 9.De3 d6 10.Sbd2 Se7! 11.0-0 Sg6= ] 8...Df4! 9.Sc3 Vielleicht noch die beste Chance. [ 9.c3? Dc1+ 10.Dd1 Dxb2 11.Sbd2 Dxc3-+ ; 9.De3 Dxe3+ 10.fxe3 Sb4 11.Kd2 Sxd3 12.Kxd3 d6=/+ ] 9...Sxd4 10.Sxd4 Dxd4 11.Sb5 Dc5 [ 11...Dxb2? 12.0-0 Tc8 13.Tfb1+- ] 12.0-0-0 a6 13.Sc3 g5!! Wxzellent gespielt! Weiß drohte mit f2-f4-f5 oder Tg1, g2-g4-g5 am Königsflügel anzugreifen, zumal Schwarz nicht lang rochieren kann. [ 13...Le7 14.f4 0-0 15.Thg1+/= ; 13...d5 14.f4 g6 15.g4+/= ; 13...g6 14.h4 h5 15.Le4 c6 16.f4 Le7 17.Lf3+/= ; 13...Lxg2 14.Thg1 Dc6 ( 14...Lb7 15.f4 g6 16.h4 h5 17.Le4 c6 18.Lxg6! fxg6 19.Se4+- ) 15.Le4 Lxe4 16.Sxe4= ] 14.Le4 [ 14.f4 gxf4 15.Thf1 De3+ 16.Dxe3 fxe3 17.Le4 0-0-0 ; 14.h4 Lxg2 15.Thg1 Lb7 16.hxg5 hxg5 17.Kb1 Le7-+ ] 14...Lxe4 15.Sxe4 Dxe5 16.Td5! Dg7! [ 16...Dxd5 17.Sf6++- ; 16...exd5 17.Sf6++- ; 16...Df4+ 17.Kb1 exd5 ( 17...Le7 18.g3+- ; 17...g4 18.Thd1 d6 19.T5d4 Df5 20.Dc4= ) 18.Sf6+ nebst Matt.] 17.Thd1 Td8 [ 17...d6? 18.Dc4 exd5 19.Dc6+ Ke7 20.Sc3!+- ] 18.g4! Le7 19.T5d3 h5! Sonst folgt Se4-g3-h5 mit guter Stellung. 20.gxh5 f5 21.Sg3 f4 22.Se4 De5 23.Df3 g4 24.Dg2 d5 25.Sc3 f3 Wickelt in ein gewonnenes Endspiel ab. [ 25...Dxh5 26.Te1 Kd7 ( 26...Kf7 27.f3 gxf3 28.Txf3 e5 29.De2 Lf6 ; 26...Th6 27.f3 gxf3 28.Txf3 Tg6 29.Df1 e5 30.Th3 ) 27.Sxd5 und Weiß kann fuddeln.] 26.Dxg4 Dg5+ 27.Dxg5 Lxg5+ 28.Kb1 Txh5 29.Txf3 Txh2 30.a3? Ein notwendiges Luftloch, aber 30.a4 war viel besser. 30...Ke7 31.Tg1 Th5! [ 31...Lf6 32.Tg6 Tf8 33.Se2 gibt Gegenspiel.] 32.Se2 Tf8 33.Tc3 Kd7 [ 33...c5 34.Tb3 b5 35.a4 b4 36.Sg3 Th2 37.Se4 dxe4 38.Txg5 Tf5 39.f4 exf3 40.Txf5-+ Diese Variante wäre bei 30.a4 unmöglich gewesen.] 34.f4 Lf6 35.Te3 Tfh8 36.Tg6 T5h6 37.Tgg3 Th1+ 38.Ka2 Te1 39.Tg6! Ke7 [ 39...Th2 40.Txf6 Texe2 41.Txe2 Txe2 42.Tf7+ Kd6 43.Kb3 c5-+ ] 40.Tg2 c5?? [ 40...Thh1 41.Kb3 ( 41.b4 Ta1+ 42.Kb3 Thb1+ nebst Matt.) 41...Tb1 42.c3 c5-+ ] 41.f5 e5 42.Sc3! Txe3 [ 42...Tf1 43.Sxd5+ Kf7 44.Sxb6 Txf5 45.Td2+/= ] 43.Sxd5+ Kf7 44.Sxe3 b5 45.c4 e4 46.cxb5 axb5 47.Te2 Ld4 48.b4 cxb4 49.Sc2 Lc3 50.Txe4 bxa3 51.Kxa3
1/2-1/2



   Dieser sehr überraschende und im Grunde auch unverdiente Erfolg brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück, denn mir war klar, dass ich beim nächsten Mal solch eine Partie verlieren würde. Und dass meine Partieanlage tatsächlich zu oberflächlich ist, bcwies mir in der nächsten Runde IM van Mil, der mir in allen Belangen überlegen war und überlegen gewann. In der vierten Runde gelang es mir, eine Verbesserung in der alten Tarrasch-Verteidigung anzubringen, was mir einen Bauern einbrachte, der jedoch nicht zu verwerten war. Nach einer erholsamen fünften Runde (125 Ingo), traf ich auf GM Ostojic, der ohne den geringsten Druck, aber mit einer unglaublichen Routine spielte. Irgendwie brachte er mich in Zeitnot, in der ich mindestens Remis sicher gehabt hätte, wenn nicht mein Blättchen bedenklich geklettert wäre. So verfehlte ich die Remisabwicklung und verlor. Danach war das Turnier gelaufen, denn mit 50% befand ich mich im Mittelfeld des 97-Ingo-Turniers. Ein geschobenes Remis des Europapokals wegen, brachte mir in den letzten beiden Runden zwei leichtere Gegner (137 und 100 Ingo), die ich auch niederhalten konnte. Zufrieden mit meinem Spiel und auch mit meinem Abschneiden fand ich mich so auf einem für mich guten 47. Platz wieder.

   Kommentar der Redaktion
Wolfgang zeigt in diesen Bericht wieder einmal, warum er bei uns solch ein hohes Ansehen besitzt. Seine Bescheidenheit ist grenzenlos (Stirnrunzeln beim Chefredakteur, dessen "Bescheidenheit" ebenfalls sprichwörtlich ist). Diese sympathische Bescheidenheit Wolfgangs wird offensichtlich nur noch von dessen grandioser Spielstärke überboten. Wolfgang verbesserte sich in diesem Turnier von Ingo 88 auf 79!! Damit nicht genug. Aus 6 Partien erspielte er sich eine Elo-Zahl (= Weltranglistenpunkte) von 2310! Sollte er diese Zahl in 24 Partien bestätigen können, wäre "Wolferl" Fide-Meister! Diese Zahlen sprechen für sich. Weiter so, Wolfgang! Übrigens zählt GM Garcia-Palermo von der Ingo-Zahl her zu den 10 stärksten Spielern in Deutschland!!


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