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Badischer Schachkongress

REO - Das neue Format


Rochade Express, Nr. 29, Seite 19ff, "Badischer Schachkongress"

   Fünf Mitglieder wirbelten beim badischen Schachkongress mehr oder minder Staub auf. Einziger Spieler, der Eppingen zufrieden verließ, war Wolfgang Gerstner. Er schaffte den Aufstieg in das Top 12-Turnier von Baden! Hartmut Metz und Helge Roes versäumten wie schon so oft den Aufstieg ins Meister A bzw. Meister B. Alexander Hatz, ebenfalls mit Aufstiegsambitionen ins Rennen gegangen, musste sich mit dem Klassenerhalt im Meister B zufrieden geben. Jürgen Gersinska, wohl zu pessimistisch ins Rennen gegangen, stieg aus dem Meister B ab. Doch lesen Sie die Berichte der einzelnen Spieler selbst.

   Im Blitzturnier, das nun nicht mehr mit der badischen Meisterschaft identisch ist, waren Wolfgang und Hartmut die Attraktion. Im Meisterturnier überstanden die beiden problemlos die Vorrunde, und dies trotz ihrer kuriosen Eröffnungswahl (Weiß: 1.c3 und mit Schwarz:1..a6). Hartmut und Wolfgang hielten auch im Finale an diesen Eröffnungen fest. Da beide offensichtlich sehr gut in Form waren, haben sie vielleicht dadurch den Turniersieg verschenkt. Aber lustig war es auf alle Fälle. Hartmut kam auf Rang 8 (2 Zähler hinter dem Führenden) und Wolfgang auf Rang 10 (2,5 Punkte zurück) des Feldes ein.

   Wolfgang Gerstner

   Zunächst erfasste mich ein heilloser Schrecken, als ich den Turnierort betrat, denn mein Name war weit und breit nicht zu entdecken, Erst meine Beschwerde bei der Turnierleitung ergab, dass ich nicht im Meister-B, sondern im Meister-A antreten sollte. Mit gemischten Gefühlen ging ich das Turnier an, denn zwar war das 86-Ingo-Feld eine reizvolle Sache, andererseits die Chance groß, geradewegs in die Drittklassigkeit abzusteigen.

   Der Auftakt bestärkte mich auch in diesen düsteren Gedanken, denn die Doppelrunde brachte nur Niederlage und Remis gegen zwei durchaus starke Gegner, auch wenn ich mich beim Suchen nach schlechten Zügen überbot. Damit war mir klar, dass ich mich im Abstiegskampf wiederfinden würde.

   Wenn man nicht absteigen will, muss man gewinnen, und so beschloss ich, eben dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Erstes Opfer war der etwas indisponierte Schrepp, der einen wuchtigen Angriff durch ein Bauernopfer inszenierte, aber falsch abschloss. Dem folgte eine sehr spannende Partie gegen Schlenker, die ich nach einem turbulenten Hin und Her für mich entscheiden konnte, worauf ich noch das Schlusslicht Kohl mit einer Gegenkeule aushebeln konnte.

   Damit war ich der Abstiegszone glücklich entronnen und in Sicherheit. Locker trat ich dem Badischen Jugendmeister Hauke entgegen und überrannte ihn mehr oder weniger, bis er sich bei zwei Minusbauern ins Dauerschach retten konnte.

   Relativ schwach spielte ich in der nächsten Runde, doch es war mein Gegner, der mich zum Siegen zwang. Auf einmal war ich in der Spitzengruppe und konnte mit einem Remis fast sicher den Aufstieg sichern. Doch mein einziger Konkurrent war auch mein Gegner und Scherer hatte keine Lust dazu. So zerlegte ich ihn in seine Einzelteile, um bei einem Mehrbauern, der klar besseren Stellung und der hohen gegnerischen Zeitnot remis zu geben und den Aufstieg zu sichern.

   Zum Schluss erkämpfte ich noch ein Remis nach 12 Zügen, wonach ich mich auf dem dritten Platz einquartierte. Nun noch zwei interessante Partien:











Gerstner - Schlenker
Badischer Schachkongress
Eppingen 1988


1.d4 Sf6 2.Lg5 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 h6 5.Lh4 c5 6.Sf3 cxd4 7.Sxd4 Sc6 8.Sb3 0-0 9.Le2 a6 10.Dd2 Se8 11.f4 b5 12.f5 b4 13.Sd5 a5 14.a4 La6 15.Lb5 g5 16.Lf2 e6 17.Sb6 Lxb2 18.0-0 Sf6 19.Tad1 Sxe4 20.De3 Sxf2 21.Dxf2 Se5 22.Sxa8 Lxb5 23.axb5 Dxa8 24.b6 a4 25.Sc5 Dc6 26.fxe6 dxe6 27.b7 f5 28.Sxa4 Dxa4 29.Db6 Sc6 30.Td6 Da7 31.Dxa7 Sxa7 32.Tfd1 Kf7 33.Ta6 Sb5 34.Td7+ Kf6 35.Ta8
1-0













Kohl - Gerstner
Badischer Schachkongress
Eppingen 1988


1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d3 d5 4.Sbd2 Sc6 5.g3 Ld6 6.Lg2 Sge7 7.0-0 0-0 8.Se1 b5 9.f4 c4 10.Kh1 Lc5 11.c3 cxd3 12.Sxd3 Lb6 13.exd5 Sxd5 14.Se4 Sce7 15.Te1 Lb7 16.Db3 Sf5 17.Sdc5 Lc6 18.Sxe6 Dd6 19.Sxf8 Sxg3+
0-1



   Helge Roes: Helgi trägt Trauer

   Helge Roes hat es wieder nicht geschafft: Die Rückkehr ins Meister B. Mit 6 Punkten landete er, der Jahr für Jahr zu den Aufstiegsfavoriten in seiner Gruppe zählt, nur im vorderen Mittelfeld. Die Tragödie nahm spätestens in der 5. Runde seinen Lauf, doch lesen Sie Helges Ausführungen:

   Mit 2:2 Punkten gestartet, musste ich diese Partie unbedingt gewinnen, wollte ich meine Aufstiegsambitionen nicht gleich abschreiben. Mit meinem Gegner saß mir einer der Turnierfavoriten gegenüber, der jedoch in den ersten Runden - wie ich - nur durch katastrophales Schach auffiel.











Seeger - Roes
Badischer Schachkongress
Eppingen 1988


1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Sf6 Mit Kämpferabsicht gespielt. 5.Sxf6+ gxf6 6.Lc4 Lf5 7.Se2 e6 8.Sg3 Lg6 9.h4 h5 10.c3 Genauer vielleicht 10.Lf4 10...Ld6 10..Sd7 erscheint flexibler. 11.Df3 Um entweder den Springer gegen den weißfeldrigen Läufer zu tauschen oder ein deutlich überlegenes Spiel zu erzielen. 11...Sd7 12.Lb3 Ein überflüssiger Zug. 12...Dc7 13.Se4 Lxe4 14.Dxe4 0-0-0 15.Ld2 Tdg8 In diesem System ist eine Entscheidung über den Standort der Türme schwierig zu treffen. Weniger objektive Kriterien als subjektive Momente geben diesmal bei mir den Ausschlag für die nun beginnenden Manöver auf der g-Linie. 16.0-0-0 f5 17.Df3 Sf6 18.g3 Falls 18.Lg5 entweder einfach 18..Se4 oder auch 18..Txg5 18...Se4 19.Le3 Sxg3!? Wie gesagt: Ich musste gewinnen. Der Zug bietet aber auch genügend praktische Chancen. 20.Thg1 [ Natürlich nicht 20.fxg3 wegen 20...Txg3 21.De2 Txe3 ] 20...f4 21.Ld2 Sf5 Das interessante 21..Tg4 reicht nicht aus. 22.Txg8+ Txg8 23.Dxh5 Den Bauern hat er wieder, sowie einen Freibauern auf der h-Linie, nur, ist dieser zu halten? 23...De7 24.d5?! Auf 24.Th1 plante ich Df6 mit der Idee Th8, auf 24.Dh7 aber folgt 24..Df8. Das weiße Spiel basiert im Moment auf kurzfristigen taktischen Chancen. 24...cxd5 25.Lxd5 Sxh4 26.Dh7 Td8 Deckt d6 27.Le4 Df6 Meine folgenden Züge erscheinen mir heute doch recht ängstlich. 28.Dh5 Le5 29.De2 Ld6 30.Dc4+ Kb8 31.Db5 De7 32.Th1 Th8 Meine Figuren stehen immer schlechter. 33.a4 Sg6 34.c4 Txh1+ 35.Lxh1 a6 36.Db3 Weiß spielte nicht konsequent seine Gegenchancen aus. Jetzt müsste ich reelle Gewinnchancen haben. Das weiße Läuferpaar erscheint mir nicht so stark. 36...e5? Schlimm! Ich musste unbedingt zuvor 36..f5 spielen. 37.Le4 Sf8 38.La5 Se6 39.Dc2 Sd4?! [ 39...Lb4!? ] 40.Dd3 Dh4 Wie soll Weiß die Stellung halten? So mein Gedanke während der Partie. Doch ich muss geduldig spielen: Zum Beispiel 40..Lb4 oder auch 40..Dg5 mit der Idee f5, wobei beide Pläne, die auf diesen Zügen basieren, immer die weißen Chancen - b4, c5 usw., berücksichtigen müssen. 41.Le1 De7 42.f3 Dd7 43.b3 Dh3 [ 43...f5 44.Ld5 und Weiß kann die schwarzen Schwächen aufs Korn nehmen. 44...La3+ 45.Kb1 und es geht nicht weiter.] 44.Ld2 Dh1+ 45.Kb2 Dg2 45..La3+ ist nicht korrekt. 46.Kb1 Dg1+ Es fällt mir nichts ein, wie man sieht. In solchen Situationen wartet häufig der große Patzer - gleich ist es soweit. 47.Kb2 Dd1?? 48.Lb4 Ich glaube, ich brauchte 10 Minuten, um überhaupt zu realisieren, was passiert war.
1-0



   Alexander Hatz beim Badischen Schachkongress 1988 in Eppingen

   Zum 5. Mal beim Schachkongress, zum 2. Mal im Meister B. Einiges hatte ich mir vorgenommen, unter anderem liebäugelte ich mit dem Aufstieg, wozu ein 5. Platz notwendig gewesen wäre. Aber es kam, wie so oft erlebt: Man fühlt sich toll, ist überzeugt von sich selbst, bis die erste Niederlage fällig ist. Dieses Mal erwischte es mich besonders hart. Ein Sieg in der ersten Runde, ein Remis in der zweiten, es lief gut. Auch in der dritten Runde ging alles nach Plan, hatte ich doch ein klar gewonnenes Läuferendspiel auf dem Brett. Doch da passierte es: Aus völlig unerfindlichen Gründen zog ich meinen alles beherrschenden Läufer in die Ecke, wodurch meine auf einmal schutzlos gewordenen Bauern dem Gegner zum Opfer fielen. Ich hatte die Partie einzügig weggeworfen und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. In der nächsten Runde begann ich schwach, stellte schon bald Bauer und Qualität ein, doch der Gegner wurde nervös und kam in Zeitnot, was ich dazu nutzte, als die Partie schon wieder Remis war, meinen König brav in eine Springergabel zu ziehen. Die Lage war kritisch: 1,5 aus 4! Ich fand mich auf den Abstiegsplätzen wieder, Aber was soll's, schließlich spiele ich doch Verbandsliga. Nun, dort spielte auch mein nächster Kontrahent. Trotzdem hatte ich nach wenigen Zügen einen kleinen Eröffnungsfehler ausgenutzt und stand etwas besser. Diesen Vorteil wollte ich ausbauen, was mir auch gelang, aber viel Zeit kostete. Inzwischen war es wieder soweit. Ich ließ einen Springer stehen und hatte wieder alles verdorben. Ähnlich war es in der nächsten Partie. Ich begann zwar schlecht, stand etwas gedrückt, konnte aber meinen jungen Gegner aber dennoch überlisten und in ein Turmendspiel mit Mehrbauer einlenken. Doch anstatt meine verbundenen Freibauern durchzudrücken, stellte ich einen Turm zweizügig ein. Immerhin zumindest nicht mehr einzügig. Im nächsten Spiel schien es dann soweit. Damenendspiel - wer verliert schon ein Damenendspiel? Ganz einfach: Ich! 0 aus 5, 1,5 aus 7, woher sollte ich die 50 % nehmen, die zum Klassenerhalt nötig sind? Jetzt war mir alles egal. Ich war diese ewige Zeitnot leid und beschloss zu blitzen. Es half - nach 9 Zügen und 11 Minuten musste mein Gegenüber aufgeben. Nun gab es jemanden, dem es noch schlechter ging als mir. Langsam fand ich wieder zur Normalform. 3,5 aus 4 holte ich in den letzten Partien. Die Mühe hatte sich gelohnt. Die erreichten 5 aus 11 genügten zum Klassenerhalt. Meine Ingo-Zahl wird sich leider um ca. 10 verschlechtern. Damit bin ich wieder soweit wie vor 2 Jahren. Beim nächsten Kongress werde ich dennoch wieder dabei sein.

   Hartmut Metz: Wieder nichts!

   Jedes Jahr wiederholt sich für mich dasselbe Spielchen beim badischen Schachkongress. Nach einer guten Saisonleistung und einer guten Ingo-Zahl folgt dieses Turnier. Eigentlich zähle ich immer zu den Aufstiegsaspiranten, doch was wird daraus? Mittelmaß. Diesmal allerdings gehobenes Mittelmaß. 6,5 Zähler sind nicht schlecht, aber lange nicht das, was mir vorschwebt.

   Das Meister-B begann mit meiner schon fast traditionellen Niederlage. Diesmal kam mein Frauenkomplex zum tragen. Meine Niederlagenserie gegen Frauen setzte sich auch gegen Malachowski, der badischen Damenmeisterin, fort. Mit einigen guten Partien kehrte ich allerdings an die Spitze zurück. 3,5 aus 5 ließen mir alle Chancen. Dies änderte sich in der 6. Runde durch ein Remis nicht. Trotzdem gab es dort einen Bruch in meinem Spiel. Telefonische Hiobsbotschaften waren anscheinend doch nicht so leicht wegzustecken. In den letzten 5 Runden wollte ich voll angreifen. Der Schuss ging allerdings nach hinten los. Einem Remis folgte eine Niederlage, da ich unbedingt gewinnen wollte und die Qualität deswegen opferte. Dummerweise verschenkte ich den dadurch erzielten Vorteil leichtfertig und kassierte deshalb die Null. Drei Zähler hätte ich nun benötigt. Ein feiner Abstich (Runde 9) gab mir noch einmal Auftrieb, ehe die vorletzte Runde meine Hoffnungen zu Grabe trug. In der letzten Runde wollte ich wenigstens die oft erspielten 5,5 aus 11 vermeiden. Mit viel Glück siegte ich und kam dadurch auf Platz 12. Interessante Partien habe ich genug gespielt, hier eine Auswahl:











Walter - Metz
Badischer Schachkongress
Eppingen 1988


1.c4 Sf6 2.Sc3 g6 3.g3 Lg7 4.Lg2 0-0 5.e3 d6 6.Sge2 e5 7.0-0 Sc6 8.b3 Sh5 9.d4 Lg4 10.d5 Se7 11.h3 Ld7 12.g4 Sf6 13.Sg3 Se8 14.Lb2 f5 15.gxf5 Sxf5 16.Sce4 Sh4 17.Kh2 Sxg2 18.Kxg2 Dh4 19.Th1 Sf6 20.Sxf6+ Txf6 21.Tc1 Taf8 22.Tc2 Lh6 23.Lc1 Lf5 24.Tb2 Le4+ 25.Sxe4 Dxe4+ 26.Kg1 Tf3 27.Th2 Dh4 28.De2 e4 29.Df1 Lg7 30.Tc2 Le5
0-1













Thom - Metz
Badischer Schachkongress
Eppingen 1988


1.e4 c6 2.f4 d5 3.e5 Lf5 4.Sf3 e6 5.c3 c5 6.Lb5+ Sc6 7.d4 Db6 8.Da4 Tc8 9.Le3 c4 10.0-0 a6 11.Lxc6+ Dxc6 12.Dd1 h5 13.Kh1 Sh6 14.b4 Le7 15.a4 Lg6 16.Sa3 Sf5 17.Lf2 h4 18.Kg1 Lh5 19.Sc2 g5 20.fxg5 Lxg5 21.De2 Tg8 22.Kh1
[ 22.Le3 Lxe3+ 23.Sxe3 h3 ( besser: 23...Se7 ) 24.g3 Sh4 25.Kh1 Sxf3 26.Txf3 Lxf3+ 27.Dxf3 Dc7 28.Sg4 ] 22...Dc7 23.Se3 Lxe3 24.Lxe3 h3 25.Tg1 Sh4 26.g4 Txg4 27.Df2 Sxf3 28.Txg4 Lxg4 29.Dg3 f5 30.Tf1 Dh7 31.Txf3 Lxf3+ 32.Dxf3 Dh4
0-1













Metz - Kaufmann
Badischer Schachkongress
Eppingen 1988


1.e4 d6 2.d4 g6 3.c3 Lg7 4.f4 e6 5.Sf3 b6 6.Ld3 Se7 7.0-0 0-0 8.Le3 d5 9.De2 Lb7 10.Sbd2 Sd7 11.e5 c5 12.g4 cxd4 13.cxd4 Sc6 14.f5 Te8 15.f6 Sxf6 16.exf6 Lxf6 17.Df2 Lg7 18.Se5 Sxe5 19.dxe5 Tf8 20.Ld4 Dd7 21.Sf3 f6 22.De3 f5 23.gxf5 gxf5 24.Kh1 Kh8 25.Tg1 De7 26.Tg2 Lc6 27.Tag1 Tg8 28.Dg5 Df8 29.Dh4 Te8 30.Sg5 h6 31.Sh3 De7 32.Dh5 Tef8 33.Sf4 Le8 34.Dg6 Db4 35.Dg3
[ 35.Dxe6 Dxd4 36.Txg7 Txg7 37.Dxh6+ ] 35...Dxd4 36.Sxe6 f4 37.Dh3 Dxe5 38.Txg7 Dh5 39.Th7#
1-0




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