Sch... Kongress |
Rochade Express, Nr. 48, Seite 12f, "Sch... Kongress"
von Hartmut Metz
Es ist doch einfach grausam! Jahr für Jahr spiele ich beim Badischen Schachkongress Schund. Ort des diesmaligen Grauens: Waldshut-Tiengen. Da ich 1990 als Sechster unglücklich ins Meister A zurück musste, visierte ich heuer das Ziel Aufstieg an. Zu Beginn lief es in dem sehr gut besetzten zehnköpfigen Feld (Ingo-Durchschnitt um die 80) ganz nach Plan. In meiner besten Partie überspielte ich den Heidelberger Josef Steinmacher glatt und sauber (siehe Partienanhang). Dann musste Harald Stelzer dran glauben. Mit zwei Siegen und der Tabellenführung im Rücken einigte ich mich mit Günter Beikert (Viernheim) auf ein schnelles Remis - erstens hatten wir uns schon zweimal erfolglos beharkt und Remis gespielt, und zweitens schlitzte er sich vor Partiebeginn beim Abwasch die Hand auf, was ich nicht unbedingt ausnutzen wollte.
Die neue Bedenkzeitregelung kostete mich in der vierten Runde den halben Punkt. Gegen Jürgen Kettner (Karlsruhe) erreichte ich ein gänzlich unentschiedenes Endspiel mit je drei Bauern und Figuren sowie der Dame. Dummerweise besaß er die etwas aktivere Figurenstellung, so dass er ohne Risiko lavieren konnte. Da man nach 40 Zügen zusätzlich eine Stunde für den Rest der Partie erhielt, drohte ich in Zeitnot zu geraten, beschleunigte mein Spiel - und verlor. Nicht weiter schlimm, dachte ich und beschloss, den Ladenburger Villing für die Unbill zu bestrafen. Gesagt, getan: Villing war rasch überspielt und wartete nur noch auf den Blattschuss. In Zeitnot ließ ich dann einige hübsche Gewinnvarianten aus und verzockte wenig später auch noch den halben Punkt.
Da das Feld ziemlich ausgeglichen war, musste ich den Aufstieg noch lange nicht abschreiben, selbst als ich in den nächsten drei Partien jeweils nur zu Unentschieden kam, war der Aufstieg noch rechnerisch möglich. Der Tabellenführer und sichere Aufsteiger Schmidt- Schäffer (Waldshut) kam mir gerade recht vor die Flinte: Schön überspielt - und gepatzt, lautet die Partiefolge. Just als ich die Oberhand gewann, glaubte ich eine Figur gewinnen zu können. Dabei übersah ich jedoch ein simples Schlagen mit Schach und musste froh sein, nur einen Bauern verloren zu haben. Mit einem geistreichen Dauerschach vermochte ich das Ding wenigstens teilweise - und vor allem zur Freude der Zuschauer - zu retten.
Aufstieg ade als Fünfter mit 4,5/9? Eigentlich ja, da nur die ersten drei im nächsten Jahr um die badische Meisterschaft mitspielen dürfen. Wie es sich aber so mittlerweile ergab, dürfte ich dennoch 1992 wieder im Oberhaus stehen: Wolfgang Gerstner verlässt bekanntlich Baden in Richtung Sindelfingen: Ein Platz wird frei. Aufsteiger Schmidt-Schäffer tut es Wolferl gleich: Der zweite Platz wird frei. Der erste Nachrücker, Jürgen Kettner, hört auf, so dass ich erster Ersatzmann bin. Was folgt daraus? Schlecht gespielt und im nächsten Jahr wahrscheinlich doch wieder im Spitzenfeld. Das wird bestimmt wieder ein schrecklicher Schachkongress ...
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Metz - Steinmacher
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Schmidt-Schäffer - Metz
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