Rochade im badischen Pokal-FinaleKuppenheimer Schachspieler trumpfen gegen Zweitligisten Heidelberg aufvon FM Hartmut Metz, August 2005 |
Die Rochade Kuppenheim steht zum zweiten Mal in ihrer Vereinsgeschichte im Endspiel um den badischen Schach-Pokal. Im Halbfinale knüpfte der Oberligist an die vorherigen überzeugenden Leistungen der drei ersten Runden an: Gegen Zweitligist SK 1879 Heidelberg-Handschuhsheim setzte sich die Rochade mit 3:1 durch. Dabei wahrten alle Kuppenheimer Spieler ihren Nimbus und bleiben weiter im laufenden Wettbewerb ungeschlagen. Im Finale trifft der Pokalsieger von 1992 zu Hause auf den SV Walldorf. Der Spieltermin steht noch nicht fest. Die Walldorfer haben am ursprünglichen Termin wie die Rochade, die nach Andechs wollte, dies aber verschob einen Vereinsausflug geplant. Gegen den Aufsteiger in die Damen-Bundesliga ist die Rochade erstmals seit drei Runden wieder nominell favorisiert, sollten die Walldorfer auf ihr bisher bewährtes Stammteam vertrauen. Das sorgte im Viertelfinale für eine Sensation durch das 2,5:1,5 gegen Zweitligist Karlsruher SF, der lediglich am vierten Brett etwas schwächer besetzt war. Im Halbfinale bezwangen die Walldorfer die ebenfalls höher gehandelten Dreisamtäler mit 2,5:1,5. Der Pokal-Underdog feierte auf seiner Homepage den Finaleinzug mit einer ersten Schlagzeile: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Beide Klubs sind nämlich bereits für den deutschen Pokal qualifiziert.
Joachim Kick sorgte mit einer starken Leistung für die Führung im Halbfinale
In Heidelberg dominierte der Gast fast von Beginn an. Nach einer Stunde deutete sich ein klarer Kuppenheimer Sieg an. Doch der Zweitligist wehrte sich und bekam Gegenchancen. Lediglich Joachim Kick beherrschte Thomas Pielmeier von Beginn an und vollstreckte gekonnt zur Führung. Einen Freibauern schob Kick konsequent nach vorne. Als sich dieser umzuwandeln drohte, obwohl er dabei geschlagen werden konnte, gab Pielmeier auf. Er hätte Haus und Hof eingebüßt. Der Kuppenheimer hätte sogar nicht einmal eine Figur genommen, sondern konnte noch stärker mit einigen Zwischenschachs schnell ein Matt erzwingen.
Mehr als fünf Stunden dauerte es, ehe die erste Punkteteilung zwischen Hubert Schuh und Jean-Luc Roos feststand. Der Franzose in Diensten des Traditionsklubs, der 100 Jahre länger als Kuppenheim existiert, musste mit einem Minusbauern lange zittern, ehe er am ersten Brett das Remis rettete. Zuvor hatte Schuh konsequent den schwarzen Isolani auf der d-Linie belagert und schließlich erobert. Im Turmendspiel vermochte er aber den Mehrbauern nicht zu verwerten. Ulkigerweise vermeldete Schuh erst das sich abzeichnende Remis im Bauernendspiel kurz danach verkündete er: Jetzt gewinne ich! Das erwies sich als fast fataler Irrtum. Der Kuppenheimer Topmann hatte einen Bauernzug von Roos nicht bedacht und konnte von Glück reden, dass der nach der Eroberung der weißen Bauern nur noch den Randbauern übrig behielt ...
Velimir Kresovic sorgte auf Position drei für die Entscheidung. Zwischenzeitlich hatte der 50-Jährige, der sich kurz nach seinem runden Geburtstag mit der ersten Finalteilnahme selbst beschenkte, etwas den Faden verloren. Mit einem taktischen Kniff wollte sich der anfangs zu zurückhaltend spielende Georg Nippgen aus der Umklammerung lösen. Kresovic glaubte Weiß und verpasste eine frühe Entscheidung, weil er eine Bauerngabel des Kontrahenten fürchtete doch nach dieser hätte der Kuppenheimer mit der Dame zwei feindliche Springer ins Visier genommen. Danach gab es einen offenen Schlagabtausch. Ein zweites Mal entwischte Georg Nippgen allerdings nicht mehr, als er wieder ungenau gespielt hatte. Vor allem mit diesem Sieg war der Aufstellungspoker der Mannen von Kapitän Hussain Chaltchi aufgegangen. Der nominell stärkere Nippgen war als ein Lieblingsgegner von Kresovic ausgemacht und wie bisher an Brett drei erwartet worden und tatsächlich schlug ihn dort der Serbe auch im dritten direkten Duell.
Den Schlusspunkt setzte Hartmut Metz. In Zeitnot wechselte in seinem Match gegen Alexander Postojev das Schlachtenglück. Erst stand Metz mit einem Mehrbauern auf Gewinn, dann Postojev nach zwei schwächeren schwarzen Fortsetzungen. Im Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Springer verpasste Postojev aber den Gewinn, den er durch einen durchlaufenden Freibauern hätte erzwingen können. Weil er erst seinen angegriffenen Läufer abzog, konnte Metz ein Mattnetz mit seinen zwei verbliebenen Figuren knüpfen! Die studienartige Fortsetzung konnte der Heidelberger lediglich mit einem Figurenopfer parieren. Weil er aber wortlos ein Remisangebot im Endspiel Turm und zwei Bauern gegen Springer und Turm ablehnte dabei hätte Metz seinen Springer problemlos für den g-Bauern opfern können, um die Punkteteilung gegen den Randbauern zu erzwingen -, quälte er Postojev noch ein Weilchen in Zeitnot mit Turm und Springer gegen Turm. Das leicht zu verteidigende Endspiel gab Metz dann nach fast sechs Stunden und weit über 100 Zügen Remis zum 3:1-Endstand.
SK Heidelberg-Handschuhsheim Rochade Kuppenheim 1:3.
1. Brett Jean-Luc Roos (DWZ 2257) Hubert Schuh (2311) remis, 2. Alexander Postojev (2182) Hartmut Metz (2251) remis, 3. Georg Nippgen (2279) Velimir Kresovic (2142) 0:1, 4. Thomas Pielmeir (2142) Joachim Kick (2138) 0:1.
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Schuh,Hubert (2311) - Roos,Jean-Luc (2257) [D37]
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Nippgen,G (2279) - Kresovic,V (2142) [A13]
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Kick,J (2138) - Pielmeier,T (2142) [D79]
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