Caissa Rochade verteidigt badischen Pokal!Kresovic Matchwinner beim 2,5:1,5-Endspielsieg über Karlsruher SFvon FM Hartmut Metz, August 2006 |
Die SG Caissa Rochade (SCR) Kuppenheim hat erneut den badischen Schachpokal gewonnen. Der Titelverteidiger bezwang im Finale die Karlsruher Schachfreunde (KSF) mit 2,5:1,5. Dieses Standardergebnis hatten die Hausherren auch in den Runden zuvor regelmäßig erzielt! Zunächst mühsam gegen Mühlacker. Nach dem kampflosen Erfolg über Neuhausen folgte wieder ein 2,5:1,5 über Dreiländereck und jenes gegen das Zweitliga-Spitzenteam Anderssen Bad Mergentheim. Die im Endspiel favorisierten Karlsruher hatten im Halbfinale Landesligist Oberkirch mit 3:1 eliminiert. Beide Finalisten sind für die erste Runde des deutschen Cup-Wettbewerbs qualifiziert.
Für die Gäste sprach zum einen an allen Brettern ein DWZ-Plus, das sich auf insgesamt 193 aufaddierte. Zum anderen waren die KSF mit ständig wechselnden Aufstellungen weit schwerer auszurechnen als das Quartett von Hussain Chaltchi, das bis auf einen Einsatz von Marcel Vingerling wie im Vorjahr immer dieselben vier Leute an Bord hatte. Das machte sich im Zeitverbrauch bei den Eröffnungen bemerkbar. Hartmut Metz benötigte gegen das unerwartete Philidor von Elmar Karst 50 Minuten für die ersten zehn Züge. Ähnlich erging es Velimir Kresovic in der zweiten Weiß-Partie gegen Thomas Schlager. Während beide keinen größeren Nachteil zu verzeichnen hatten, stand Joachim Kick schon bald schwierig. Kontrahent Christoph Pfrommer überraschte den Theoriehai im Sizilianer mit 14.Lxc6. Das ist eine Neuerung, erläuterte Kick. Der Anziehende erhielt dank eines Bauern- und Figurenopfers mächtigen Angriff, der wohl nur durch ein Rückopfer zu stoppen war. So steckte Pfrommer noch einen Turm ins Geschäft, um danach den fulminanten Opferreigen mit einem Matt zu krönen! Eine sehenswerte Partie! Zuvor hatten sich am Spitzenbrett IM Lothar Arnold und Hubert Schuh friedlich getrennt. Der Karlsruher holte nicht viel aus der Eröffnung heraus. So bot er einen Bauern an, den sich Schuh schnappte. Dabei war offensichtlich, dass Weiß die Dame auf e5 und f6 immer mit dem Läufer auf f4 und g5 angreifen konnte, ohne dass diese entfliehen konnte. Daher Zugwiederholung.
Den Spieß für den Oberligisten drehte Velimir Kresovic um. Schließlich herrschte Fritz-Walter-Wetter, wie Chaltchi als Siegesparole ausgab, nachdem es draußen zu regnen begonnen hatte. In der Tat: Thomas Schlager galoppierte mit seinen zwei Rappen auf Abwegen, so dass sie im Schlamm stecken blieben. Einer stand auf a5, der andere auf b2. Weiß drohte deshalb Springerfang, was Schwarz mit einigen Tricks und Bauernzügen zunächst verhinderte. Letztlich schien der Sieg von Kresovic nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Bei knapper Bedenkzeit ließ Schlager mehrere bessere Fortsetzungen aus und büßte eine Figur ein. Die Computer-Analyse belegt, dass Schwarz mehrfach hätte entwischen können, ja manchmal sogar besser gestanden wäre! Die energisch vorgetragene Spielweise des Kuppenheimers verfehlte ihre Wirkung aber nicht. Alle glaubten, dass Kresovics Erfolg logisch und folgerichtig war und kostete Karlsruhe so ein 2:2 oder mehr. Weil der Sieg des Matchwinners an Brett drei im Falle eines 2:2 höher bewertet worden wäre als der von Pfrommer an Brett vier, konnte Hartmut Metz gegen Elmar Karst auf Position zwei jegliches Risiko in ausgeglichener Stellung meiden. Trotz der auch hier auftretenden Zeitnot musste der Karlsruher alles wagen. Metz wartete geduldig auf seine Chance und nutzte den ersten Schnitzer im 32. Zug zum Bauerngewinn. Das folgende Qualitätsopfer war unnötig und nicht am stärksten, beraubte jedoch den mit dem Mute der Verzweiflung kämpfenden Karst jeglicher Tricks mit seinen drei Schwerfiguren. Metz konnte danach ruhig mit Dame, Turm und Läufer auf den geschwächten schwarzen Feldern operieren, weil die weißen Freibauern auf c5 und d6 Schwarz völlig hemmten. Nach Damen- und Turmtausch lief das Duo zur Dame und war nur noch unter Turmopfer aufzuhalten. Deshalb hieß es nach fast fünf Stunden 2,5:1,5.
Mit drei Siegen und einem Remis trug Metz maßgeblich zur Titelverteidigung bei. Ausgerechnet gegen den mit weitem Abstand schwächsten Gegner aus Mühlacker (1805 DWZ) gab er den halben Punkt ab. Noch besser als seine Performance von 2478 fiel die von Schuh aus: Gegen drei IM mit Zahlen von 2367, 2447 und 2378 sowie den Mühlackerer (2044) verbuchte der ehemalige süddeutsche Meister 3/4. Die Turnierleistung von 2519 (!) hievt Schuh auf eine neue DWZ von 2340. Angesichts der beiden überragenden Spitzen hätte der Caissa Rochade in jedem Match auch ein 2:2 zum Weiterkommen gereicht. Ab und zu mehr trugen Kresovic (2:2) und Kick (1,5:1,5) bei. Ihre Performance bleibt indes mit 2070 beziehungsweise 2004 unter dem normalen Niveau. Das gilt auch für Marcel Vingerling, der bei seinem Einsatz gegen Dreiländereck (2034) unterlag.
In derselben Aufstellung hatte Kuppenheim im Vorjahr den badischen Pokal errungen. Beim ersten Erfolg der Schachgemeinschaft anno 1993 war nur Metz als Spieler dabei; Kick als Zuschauer. Er erinnerte sich bei der Feier des 2,5:1,5 genau an das damalige 6:2 mit einem Achterteam: Jürgen Raub stand im Blackmar-Diemer-Gambit gegen Studier völlig platt J.R. gewann aber noch! Solch ein Gedächtnis könnte Metz gut gebrauchen. Bei der kurzen Vorbereitung auf die Karlsruher entdeckte er zufällig, dass er gegen IM Milen Wasilew, den er in Schwäbisch Gmünd bezwungen hatte, schon zuvor einmal geschlagen hatte, als er noch kein IM war Immerhin durfte sich der FM am Abend des Pokalfinales eher als größerer Meister fühlen. Velimir Kresovic hatte sich am Morgen verhaspelt und ihn mit Hallo Hausmeister äh Großmeister begrüßt. Die befürchtete Degradierung zum Hausmeister vermied der Angesprochene dann doch
SCR Kuppenheim Karlsruher SF 2,5:1,5
1. Hubert Schuh (2316 DWZ) Lothar Arnold (2367) remis
2. Hartmut Metz (2260) Elmar Karst (2306) 1:0
3. Velimir Kresovic (2225) Thomas Schlager (2236) 1:0
4. Joachim Kick (2121) Christoph Pfrommer (2206) 0:1
Das Quartett von Hussain Chaltchi (stehend, von links) gewann erneut den badischen Schach-Pokal: Hubert Schuh, Joachim Kick, Hartmut Metz (sitzend) und Velimir Kresovic.
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Arnold,Lothar (2367) - Schuh,Hubert (2316) [B90]
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Metz,H (2302) - Karst,E (2316) [C41]
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Kresovic,V (2229) - Schlager,T (2294) [B04]
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Pfrommer,C (2258) - Kick,J (2191) [B81]
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