BVB ist Schweizer Bundesmeister 2004!von FM Christof Herbrechtsmeier, September 2004 |
Die Mannschaft der Basler Verkehrsbetriebe mit dem Meisterpokal. Foto: J. Perez
Die Basler Verkehrsbetriebe gewannen zum erstenmal in ihrer Klubgeschichte die Schweizer Gruppenmeisterschaft (SGM). Am Samstag, den 11.9.2004 fand in Zürich die zentrale Schlußrunde der acht Mannschaften in der 1. Bundesliga statt; die Situation vor dieser Runde war: 1. BVB 11-1 (28), 2. Niederrohrdorf 10-2 (29), 3. Winterthur 7-5 (28,5). Damit war klar, daß für die Basler nur ein Sieg über Musegg zum Titelgewinn ausreichen würde, denn NR war klarer Favorit in der Begegnung gegen Nimzowitsch Zürich.
Und es klappte: Mit 5,5-2,5 wurden die Mannschaft aus Luzern besiegt, und dem Außenseiter - 6. der Setzliste ! - gelang der überraschende Coup. Im vergangenen Jahr hatte man noch gegen den Abstieg gekämpft, während in der Saison 2002 nur ganz knapp die Meisterschaft verpasst wurde.
BVB blieb als Einziger ungeschlagen und verwies das kompakte Team von Niederrohrdorf (Wirthensohn 2396, Nemet 2360, Weindl 2354, Kühn 2352, Buss 2303, Weigand 2295, Schaufelberger 2282, Herb 2265, sowie Valdivia 2252 und Leo Müller 2210) auf Rang 2. Der frühere Seriensieger Birsfelden/ Beider Basel war nominell noch stärker (mit Dobosz 2453, Ekström 2439, Costa 2394, Serafimov 2389, Milosevic 2389, Filipovic 2376, Partos 2373, Max Scherer 2305, sowie Gierth 2279 und Budisin 2257) und landete auf Platz 3.
Ausgerechnet gegen den Tabellenletzten und einzigen Westschweizer Verein aus Neuenburg gab BVB in der 6. Runde einen Punkt ab, was die Sache noch einmal spannend machte.
1. | Basel VB |
13 |
- | 1 |
33,5 | |
2. | Niederrohrdorf |
12 |
- | 2 |
36,0 | |
3. | Birsfelden/BB |
8 |
- | 6 |
37,0 | |
4. | Wollishofen |
8 |
- | 6 |
28,0 | |
5. | Winterthur |
8 |
- | 7 |
32,0 | Titelverteidiger |
6. | Luzern Musegg |
4 |
- | 10 |
21,0 | |
7. | Zürich Nimzowitsch |
3 |
- | 11 |
19,5 | |
8. | La Chaux-de-Fonds |
1 |
- | 13 |
17,0 | Absteiger |
Aus der 2. BL wird SW Bern oder Lugano aufsteigen - die beiden Gruppensieger treffen am 9.10. in einem Stichkampf aufeinander. Lyss-Seeland (mit Pelletier und Känel!) wurde in der Gruppe A nur Zweiter.
Die Schach-Mannschaft der Basler Verkehrsbetriebe (v.l.n.r.): Maeser, Jäggi, Stankovic, Perez, Allemann, Stauffiger (Teamchef), Erismann, Siegel, Herbrechtsmeier, Werner und Montoro. Es fehlt Pfrommer. Foto: J. Perez
Hier nun die Chronologie der Saison aus BVB-Sicht:
Die Abgänge von IM Lothar Arnold (2340) und Ralph Buss (2303) wurden durch die Neuzugänge Christoph Pfrommer und José Perez nicht ganz kompensiert.
In der 1. Runde hatte man gleich Titelverteidiger Winterthur zu Gast, die zu siebt antraten. Pfrommer hatte einen unglücklichen Einstand mit einer unnötigen Schwarz-Niederlage gegen Jenni, während ich einen Ld3-Franzosen gegen Papa mit Dauerschach beendete. Maeser remisierte gegen Ballmann und Montoro setzte - ebenfalls mit Schwarz - den "big point" gegen Huss. Ein gelungener Auftakt mit 5-3 Punkten!
Im Februar hatte man dann erneut ein Heimspiel gegen den hohen Favoriten Niederrohrdorf (Erwartungswert: 2,37-5,63!) Aber alle Partien endeten remis bis auf Nemet-Herbrechtsmeier am Spitzenbrett und Weindl-Maeser an Brett 3: Beide Male siegte Schwarz, und die Sensation war perfekt! Mit 4-0 Punkten machten wir uns nun keine grossen Abstiegssorgen mehr.
Bei Nimzowitsch Zürich waren wir in Runde 3 sogar leicht favorisiert. Clemens Werner griff erstmals ins Geschehen ein und remisierte an Brett 2 mit Schwarz gegen Marcel Hug; einer Niederlage von Allemann an Brett 1 standen Siege von Jäggi und Herbrechtsmeier gegenüber, was zu einem knappen 4,5-3,5 Sieg reichte.
Hier wurde Schach gespielt: Der Spielsaal. Foto: J. Perez
Mitte April mussten wir dann in Wollishofen antreten - das Team war mit 6-0 überraschend Tabellenführer, obwohl die Brüder Moor bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht dabei waren. Wir waren auch beindruckt und remsierten an Brett 1-6; Stankovic und Jäggi machten mit zwei Siegen aber alles klar. Damit hatten wir die alleinige Tabellenführung übernommen!
In der 5. Runde gab es zuhause gegen Birsfelden/Beider Basel eine Spitzenbegegnung. An den ersten drei Brettern holten wir nur einen halben Punkt, waren aber dahinter mit 4/5 umso erfolgreicher: Mäser gewann gegen Max Scherer, Erismann gegen Gierth, Jäggi gegen Ammann und Perez setzte in der letzten laufenden Partie den "big point" gegen Budisin! Ein knapper 4,5-3,5 Sieg, und wir hatten alle "starken" Mannschaften schon hinter uns!
Mit gemischten Gefühlen reisten wir dann Ende August nach Neuenburg, denn La Chaux-de-Fonds benötigte dringend Punkte gegen den Abstieg. Sie spielten wie erwartet in Bestbesetzung und setzten erstmals IM Domont ein, der allerdings gegen Clemens nur knapp einer Niederlage entging. In einem turbulenten Match war es dann Maeser vorbehalten, beim Stand von 3-4 in der letzten Partie mit einem Sieg über Ermeni das Unentschieden zu retten.
IM Georg Siegel aus Freiburg war kurzfristig eingesprungen. Foto: J. Perez
Einer der erfolgreichsten Punktesammler: Prof. Dr. Pascal Maeser. Foto: J. Perez
Neuzugang Dr. José Perez, er spielt auch bei Horben in der Verbandsliga Süd. Foto: A. Stauffiger
Christof Herbrechtsmeier blieb in dieser Saison bei 2 Siegen ungeschlagen. Foto: A. Stauffiger
Clemens Werner ist der dienstälteste "Schwabe" bei BVB. Foto: J. Perez
Neuzugang Christoph Pfrommer, seit vielen Jahren auch bei den Karlsruher Schachfreunden. Foto: H. Metz
Andreas Montoro konnte in den letzten beiden Runden wegen einer Operation nicht spielen. Foto: J. Perez
Dorian Jäggi - mit 5,5/7 der erfolgreichste BVB-Spieler. Foto: J. Perez
Peter Erismann erzielte bei seinen vier Einsätzen stets wichtige Punkte. Foto: J. Perez
Zeljko Stankovic (2216 in der aktuellen Führungsliste) spielt in der SMM bei Zürich Srbija in der 1. Liga. Foto: J. Perez
Die Schlußrunde fiel uns am leichtesten. Weil Montoro und Pfrommer ausfielen, brachten wir IM Georg Siegel ans Brett; er gewann an Brett 3 souverän mit Schwarz gegen Wüest. Nach dem schnellen Sieg von Stankovic und drei Remispartien benötigten wir nach drei Stunden aus den verbliebenen drei Partien noch einen Punkt, den Perez schließlich realisierte. Werner hatte bereits in der Eröffnung einen Bauern gewonnen und steuerte ebenfalls einen Sieg bei, so daß die Paarung an Brett 1 (Nideröst-Mäser) bedeutungslos wurde.
Die Einzelergebnisse der BVB-Spieler (es gibt keine starre Brettfolge) bei mindestens zwei Einsätzen - Elo-Zahlen Stand Juli 2004: Anton Allemann (2261) 1,0/4, Clemens Werner (2315) 2,5/5, Christof Herbrechtsmeier (2289) 4,5/7, Pascal Maeser (2263) 4,5/7 - diese Spieler erzielten beide eine Performance über 2400! - und Pfrommer (2257) 2,0/5. Ab Brett 5 wurden eingesetzt José Perez (2279) 3,5/6, Andreas Montoro (2223) 2,0/4, Zeljko Stankovic (2138) 3,5/5, Peter Erismann (2206) 2,5/4 und Dorian Jäggi (2244) - er erzielte mit 5,5/7 das beste Resultat. Weitere Informationen siehe auch bei www.xn--prez-bpa.ch!
Ich habe die Partien der letzten Runde komplett beigefügt (mit eigenen Analysen) sowie meine Partie aus Runde 2: online nachspielen.