Startseite Rochade Kuppenheim

Baden gewinnt zum 7. Mal den Bodenseecup

von FM Christof Herbrechtsmeier, Mai 2004

mehr Schachtexte von Christof Herbrechtsmeier

 

   Am verregneten Wochenende 7.-9. Mai 2004 holte sich Baden in Wasserburg den Pokal zurück, den die Schweiz im Vorjahr erobert hatte. In der direkten Begegnung am Sonntag unterlag man zwar den Eidgenossen mit 5-7, da aber am Freitag Württemberg knapp bezwungen wurde und am Samstag ein Kantersieg mit 8,5-3,5 über Bayern gelang, konnte man - dank der überraschenden Niederlage der Schweiz mit 5-7 gegen Württemberg - auf einen komfortablen Vorsprung von 2 Mannschafts- und 3,5 Brettpunkten bauen, der somit auf 1,5 Punkte dahinschmolz.

   Bei dem traditionellen Vierländerturnier wird an 12 Brettern gespielt, davon sind zwei Junioren. Wegen parallel stattfindenden Veranstaltungen in Holland, Belfort und Baden-Oos war Baden ersatzgeschwächt und ohne Großmeister angetreten. An Brett 1 war der Kirchheimer Spitzenspieler und IM Dr. Oswald Gschnitzer mit 1,5/3 erfolgreich und steuerte vor allem gegen die Schweiz einen wichtigen Sieg über den jungen GM Florian Jenni bei. Überragend spielten bei Baden außerdem der Freiburger IM Georg Siegel an Brett 3 (2,5/3) sowie der aus der der Ukraine stammende Junior Oleg Boguslavskyy an Brett 7 (Viernheim, ebenfalls 2,5/3.) Der talentierte Schweizer Jugendspieler Severin Papa (Winterthur) gewann als einziger Spieler alle drei Partien.

   Die Schlußbegegnung gegen die Schweiz verlief noch äußerst spannend: Nach einigen Kurzremisen der B-Cup erprobten Siegel (bisher 21 Partien), Hajo Vatter (20), Jörg Schwalfenberg (21), Clemens Werner (19), Hannes Rau und dem Sieg von Gschnitzer schien Langeweile aufzukommen, hatte doch Teamchef Herbrechtsmeier in einer Owen-Partie nach einem dubiosen Turmopfer Material zurückgewonnen und war dem Sieg nahe. Vor der 1. Zeitkontrolle standen jedoch Miltner, Wippermann sowie Raupp kritisch und verloren sämtlich. Boguslavskyy rettete sich noch aus Verluststellung und machte nach dem Remis von Herbrechtsmeier mit seinem halben Punkt den Sieg perfekt, so daß die letzte Partie von Bernd Schneider bedeutungslos wurde (sie endete mit einem Dauerschach.) Endstand also: 1. Baden 4-2/20,0; 2. Schweiz 4-2/18,5; 3. Württemberg 3-3/18,5; 4. Bayern 1-5/15,0.

   Insgesamt aus badischer Sicht ein erfreulicher Anlaß, wenn auch die Begleitumstände bei dem bayerischen Ausrichter Professionalität vermissen liessen. Im nächsten Jahr wird der Event vom 29.4.-1.5. in der Schweiz ausgetragen, voraussichtlich in Kreuzlingen.

alle Partien als pgn-Download










Carron,J (2273) - Herbrechtsmeier,C (2292) [A40]
Bodensee-Cup 10th Wasserburg (3.11), 09.05.2004

1.d4 e6 2.c4 b6!? 3.e4 Lb7 4.Ld3 f5 Hier ist 4...Lb4+ möglich, interessante Züge sind auch 4...Dh4!? und 4...Sc6!? 5.exf5 Lb4+ [ 5...Lxg2? verliert wegen 6.Dh5+ g6 7.fxg6 Lg7 8.gxh7+ Kf8 9.Se2! ( 9.Lg5!? s. Dausch,R-Scherer,M/Badische Meisterschaft 2004 (1/2-1/2 in 59)) 9...Lxh1 10.Lg5! Sf6 11.Dh4 nebst 0-0-0] 6.Kf1 Einziger Zug, weil ...Lxg2 drohte (Dh5+ wird jetzt mit ...Kf8 beantwortet) 6...Sf6 [ 6...exf5 7.c5! bxc5 8.a3 c4 9.Lxc4 Ld6 10.Sc3 ( 10.Db3 ) 10...Sf6 11.Sf3 ( 11.Sh3!? ) 11...De7 12.Lg5! Kd8 13.Sh4! brachte Weiß Vorteil in Seirawan,Y-Schüssler,H/Malmö 1979 (1/2-1/2 in 41)] 7.Le2! Beliavsky's Idee, die er 1997 gegen Short mit Erfolg einführte. Jetzt droht c5 (nebst a3), weil der Zwischenzug ...c4 nicht mehr geht [ 7.a3 Ld6 ; 7.c5 bxc5 8.a3 c4! ; 7.fxe6 dxe6 8.Le3 0-0 9.h3 Sbd7 10.Sf3 e5! ; 7.Sf3 0-0 8.a3 Ld6 9.Sc3 De8 1/2-1/2 Khenkin,I-Bunzmann,D/ 1999 (30)] 7...0-0 [ 7...Ld6? 8.Lh5+ ] 8.Lf3?! Weiß bleibt in der Entwicklung zurück [ 8.Sf3 Ld6 ; Üblich ist sofortiges 8.c5 bxc5 9.a3 usf. - siehe Jelen,I-Beliavsky,A/2002 (0-1 in 19 !), diese Partie ist als Nr. 5 ausführlich analysiert bei der Owen-Verteidigung] 8...Lxf3 [ 8...Sc6 9.c5 La6+ 10.Se2 bxc5 11.a3 Lxe2+ 12.Lxe2 La5 13.dxc5 Se4 14.Lf3 exf5 15.b4 Df6 16.Ta2 Tab8 17.g3 Se5 18.Lb2? De6 19.Ta1 Sxf3 20.Dxf3 c6 1/2-1/2 Bock,J-Gara,A/Budapest 2000 (53)] 9.Sxf3 Sc6!? [ 9...exf5 gefiel mir nicht, war aber möglich: 10.c5 bxc5 11.a3 La5 12.dxc5 c6 13.Db3+ d5 und nun nicht 14.Db7? wegen 14...Dc8 15.Dxa8 Da6+ 16.Kg1 Sbd7 ] 10.c5 Weiß will natürlich die Figur gewinnen, dies funktioniert jetzt aber nicht 10...bxc5 11.a3 La5 12.dxc5 Se4?! [ 12...d6! war richtig: 13.fxe6 ( 13.b4? dxc5 14.Dc2 cxb4 15.Dxc6 Dd3+ ) 13...dxc5 14.Dxd8 Taxd8 15.Ld2 Tfe8 ] 13.Dc2! [ 13.b4 Df6 14.Ta2 Dxf5 nebst Tab8] 13...Sxc5 Sehr optimistisch [ 13...exf5 14.b4 Tb8 15.bxa5 Df6 16.Ta2 Sxc5 ] 14.Dxc5 Txf5 15.Dc2 Df6 16.Le3 [ 16.Sc3 Lb6 17.Se4 Dg6 18.Sh4? Txf2+ ] 16...Txf3? Ich sah nur, daß er im 21. Zug noch immer nicht den Springer entwickeln konnte - das war mir genug [ 16...Tb8 17.Ta2 Tfb5 kam eher in Betracht; 18.b4? Lxb4 ] 17.gxf3 Dxf3 18.Tg1 Tf8 19.De2 Dh3+ 20.Tg2 Se5 21.Ld4? Offensichtlich ein Missgriff [ Zum Gewinn führt 21.b4 Sf3 22.Sd2 Sh4 23.Dg4 Dxg2+ 24.Dxg2 Sxg2 25.Kxg2 Lb6 26.Tc1 ; oder 21.Kg1! Sf3+ 22.Kh1 Se1 ( 22...c6 23.Sd2 ) 23.Tg3 Df5 24.Sd2 Lxd2 25.Dxd2 De4+ 26.Kg1 Sf3+ 27.Txf3 Dxf3 28.Dxd7 Dg4+ 29.Kf1 De4 30.Ke2 ] 21...Sf3 Wie Carron nach der Partie sagte, war seine Absicht Txg7+ 22.Le5 Einziger Zug! 22...Sh4 [ Stärker war 22...Tf5! 23.Lg3 h5 nebst ...h4] 23.Dg4? [ 23.De4 war genauer: 23...Sxg2 ( 23...d5 ist nicht wirkungsvoll; 23...Tf3? 24.Dg4! ) 24.Dxg2 Dd3+ 25.Kg1 Dd1+ 26.Df1 Dg4+ mit Zugwiederholung] 23...Dd3+ 24.Kg1 Sf3+ 25.Kh1 g6 26.Lc3 Einziger Zug 26...Df1+ [ 26...Lb6? 27.Sd2 Sxd2 28.Td1 ; 26...Tf4!? 27.Dg3 Df1+ 28.Tg1 Sxg1 29.Dxg1 De2 30.Lxa5 Tg4 31.Sd2 Txg1+ 32.Kxg1 ist kompliziert] 27.Tg1 Dxf2 28.Dg3 [ 28.Dg2 Sxg1 29.Lxa5 Sh3 30.Sd2 ( 30.Sc3? De3 31.Dg3 Tf3 ) 30...De3 31.Dg3 Sf2+ 32.Kg1 Dc5 33.Lb4 Sh3+ 34.Kh1 Dd5+ 35.Dg2 Sf2+ 36.Kg1 Dxg2+ 37.Kxg2 d6 38.Tf1 Sd3 ] 28...Sxg1 29.Lxa5 [ 29.Dxf2? Txf2 30.Lxa5 ( 30.Kxg1 Lb6 ) 30...Sf3 31.Lxc7 e5 mit Matt war die Idee!] 29...Df5 Nicht das Beste [ 29...Dxg3 30.hxg3 Tf1 31.Kg2 Td1 sieht entscheidend aus, aber 32.b4! Se2 ( 32...c6 33.Lc7 ) 33.Ta2 ist eine überraschende Lösung; 29...Dxb2! 30.Lc3 De2 31.Sd2 Sf3 32.Dg2 Dd3 mit guten Gewinnchancen] 30.Sc3 Sh3 31.Lxc7 Sf2+ Carron hatte nur noch 2 Minuten, ich etwa 10 32.Kg2 [ 32.Kg1 Dc5 33.Ld6 Sh3+ 34.Kg2 Tf2+ ( 34...Dc6+ 35.Kxh3 Tf3 ) 35.Kxh3 Dh5+ 36.Dh4 Df3+ mit Dauerschach] 32...Dc2 33.Kg1 Einziger Zug 33...Sd3 [ 33...Tf5!? mit der Drohung ...Tg5; 33...Sd3 34.Tf1 ( 34.Ld6? Dxb2 ; 34.De3 Dxb2 35.Td1 Sf2 ) 34...Txf1+ 35.Kxf1 Dc1+ 36.Ke2 Dc2+ 37.Kf1 Dc1+ mit Zugwiederholung] 1/2-1/2

zu Herbie