"Bizarr": Der Papa wird zum GegnerWunderkind Magnus Carlsen muss nach verpatztem Start in Tromsö seinen Vater Henrik schlagenvon FM Hartmut Metz, 19. August 2007 |
Damit hatte Magnus Carlsen am wenigsten gerechnet: Nach seinem Triumph beim stark besetzten Großmeister-Turnier in Biel sollte doch Platz eins beim Open im norwegischen Tromsö nur Formsache sein. Doch beim Heimspiel unter der Mitternachtssonne kam es für das 16-jährige Wunderkind noch viel, viel schlimmer. In den ersten fünf Runden gab Carlsen drei Remis ab. Das Unentschieden gegen seinen Trainer Simen Agdestein, selbst jahrelang die Nummer eins Norwegens, konnte der Bundesligaspieler des OSC Baden-Baden noch verschmerzen. Aber die Remis gegen zwei weit schlechtere Schulkameraden - Erstrundengegner Brede Hagen wies 2034 gegenüber 2710 Elo auf - kosteten Carlsen zahlreiche Elo-Weltranglistenpunkte.
Magnus Carlsen
"Dann wurde es noch bizarrer", befand Henrik Carlsen auf der Webseite des Jungstars und ergänzte, "Magnus musste in der sechsten Runde gegen mich spielen!" Dass Papa und Sohn zu Gegnern wurden, nahm Henrik Carlsen gelassen. "Im Wissen um sein Können und um das fehlende meine entschied ich, dass meine einzige Chance in der besseren Vorbereitung liegt", ulkte die Nummer 42 233 der Weltrangliste (mit 2 089 Elo) vor dem Duell mit der Nummer 17 und berichtete weiter: "Während Magnus wie üblich das Frühstück verpennte, begleitete ich meine Frau auf den 1 044 Meter hohen Store Blaamann. Dank einer großartigen dreistündigen Fahrt mit den Hotel-Rädern und einer vierstündigen Wanderung genossen wir die Fjorde und Berge westlich von Tromsö." Diese Art von "Vorbereitung" war "überraschenderweise nicht genug". Magnus glich nach der letzten Turnierpartie vor 7,5 Jahren "leicht unsere ewige Bilanz zum 1:1 aus", schloss Henrik Carlsen mit einem Augenzwinkern.
Für Magnus Carlsen endete das Open in Tromsö noch versöhnlich. Der Sieg über den Papa gab offensichtlich Auftrieb. Am Schluss steigerte sich der 16-Jährige auf 7:2 Punkte und teilte so noch den zweiten Platz hinter dem einen halben Zähler besseren Ukrainer Alexander Moiseenko. Bei Henrik Carlsen (4,5:4,5) ging dagegen nicht mehr viel. Der 45-Jährige landete auf Platz 48. Nachstehend Carlsens brillanter Schlussrunden-Sieg in Biel über Teimour Radjabow. Der Jungstar aus Baku musste dadurch seine Hoffnungen auf den Turniersieg begraben.
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Carlsen (2710) - Radjabow (2746)
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Noch schlimmer erwischte es Nick de Firmian in Tromsö. Der US-Großmeister (2540 Elo) unterlag zum Auftakt erst dem Amateur Even Thingstad (1893 Elo), danach musste er gegen Magnus Carlsen ran. Von den zwei Niederlagen erholte sich de Firmian nur kurzzeitig und verbuchte mit 5:4 Punkten vermutlich das schlechteste Ergebnis seiner Karriere, bei dem er 51 Elo einbüßte. Dabei hätte der Amerikaner gegen Thingstad ganz leicht die Oberhand behalten können.
Abschließend das Duell Sohn gegen Papa aus der 6. Runde.
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Carlsen, M. (2710) - Carlsen, H. (2089)
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