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"Wir können alles. Auch Schach."
Höchste Spieler-Dichte im "Ländle" / OSC gewinnt auch ohne sieben Stars
Text und Bild von FM Hartmut Metz, 28. Oktober 2007
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Die Schachspieler-Dichte ist in Baden am höchsten. Das hat vor wenigen Tagen erstmals der Deutsche Schachbund (DSB) ermittelt. Auf 100 000 Einwohner kommen 155 als aktiv gemeldete Schachspieler. Knapp dahinter rangiert Württemberg (151) - womit das Bundesland seinen Werbeslogan "Wir können alles. Außer Hochdeutsch." auch beim königlichen Spiel eindrucksvoll bestätigt. Das Saarland, Rheinland-Pfalz (beide 136) und Bayern (132) liegen schon weit abgeschlagen auf den Plätzen. In der Statistik, die DSB-Pressesprecher Klaus Lais erstellte, zeigt sich bei den Denkern ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Bundesweit liegt die Zahl der Aktiven bei etwas mehr als 92 000, was rund 1,12 Spieler pro 1 000 Einwohner bedeutet.
Sind diese Zahlen neu, weiß man schon seit geraumer Zeit, dass die Besten aus Baden - genauer Baden-Baden - kommen. Der Ooser Schachclub peilt bei den Herren den Titel-Hattrick in der Bundesliga an, den die Damen bereits einmal geschafft haben. Zum Auftakt setzte sich der OSC am vergangenen Wochenende zweimal klar in Berlin durch. Auf ein 6,5:1,5 über Zehlendorf folgte ein 6:2 über Kreuzberg. Welches Potenzial die Mannschaft aus der Kurstadt hat, beweist das Fehlen von sieben der neun Großmeister, die die OSC-Rangliste anführen. Würde bei Ottmar Hitzfeld das große Wehklagen einsetzen, wenn bei Bayern München Klose, Ribery, Toni, Kahn, Schweinsteiger, van Bommel und Lucio passen, bot Baden-Badens Mannschaftsführer Sven Noppes eben Nachwuchskraft Raoul Strohhäker auf, die prompt zweimal siegte. Der Verzicht auf Viswanathan Anand, der bei seiner Rückkehr nach Indien von zehntausenden Fans für den WM-Gewinn gefeiert wurde, machte sich so kaum bemerkbar. Zudem waren Alexej Schirow, Etienne Bacrot und Francisco Vallejo Pons bei der spanischen Meisterschafts-Endrunde tätig, Magnus Carlsen sowie Pentala Harikrishna wirkten bei einer Blindschach-Veranstaltung in Bilbao mit und Liviu-Dieter Nisipeanu trat in der rumänischen Liga an.
Nur gut, dass Sergej Mowsesjan vorzeitig aus der kroatischen Mannschaftsmeisterschaft ausstieg und am Samstagmorgen gen Berlin eilte. In der ersten Partie steckte dem Slowaken offenbar der Flug noch in den Knochen, weshalb ihm gegen den Zehlendorfer David Berczes nur mit viel Glück ein Sieg gelang. Glanzvoll fiel dagegen sein Erfolg am Sonntag gegen den Kreuzberger Raj Tischbierek aus.
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Mowsesjan (2667) - Tischbierek (2487)
OSC Baden Baden - SC Kreuzberg 6:2 Berlin, 21.10.2007
1.e4
c5
2.Sc3
d6
3.Sge2
Mowsesjan vermeidet einen offenen Sizilianer und baut sich zunächst ungewöhnlich auf.
3...e5
Verhindert radikal den Bauernvorstoß nach d4, während [ 3...Sc6
4.d4
cxd4
5.Sxd4
in ein bekanntes Abspiel übergehen könnte.]
4.g3
g6
5.d3
Lg7
6.Le3
Sc6
7.Lg2
Sge7
8.Dd2
Sd4
[ 8...0-0
erlaubt zwar 9.Lh6
, aber in diesem Fall muss Schwarz den Tausch des Fianchetto-Läufers nicht fürchten. Weiß kommt kaum zum Angriff und eliminiert daher nur den "schlechten", von seinen Bauern blockierten Läufer des Nachziehenden.]
9.h3
0-0
10.g4
Le6
11.f4!?
Das verschärft das Spiel umgehend. [ 11.0-0-0?!
Sec6
12.Sd5
b5
wirkt besser für Schwarz, denn der weiße Angriff am Königsflügel rollt weniger schnell an. Der Läufer auf g2 steht den eigenen Schwerfiguren im Weg und unterstützt die Attacke nicht wie üblich im Sizilianer von c4 oder d3 aus.]
11...f5
Tischbierek muss reagieren. Gegnerisches f5 konnte er nicht zulassen, engt der Bauer doch die feindlichen Figuren ein und unterstützt eine Attacke. Allerdings öffnet der Bauernvorstoß die Stellung vor dem eigenen König, was sich langfristig rächt. [ 11...Sxe2
ist folglich besser: 12.Dxe2
exf4
13.Lxf4
Db6
und der Nachziehende steht aktiver.]
12.gxf5
gxf5
13.0-0-0
Da5
14.a3
Sg6
[ 14...Lb3!?
stiftet Verwirrung, da Mowsesjan aber nicht wegen der Springergabel auf b3 den Läufer nimmt, bringt der Zug nicht so viel. 15.fxe5
dxe5
16.Lg5
( 16.Lxd4
cxd4
17.cxb3
dxc3
18.Sxc3
f4
bereitet Schwarz kein Kopfzerbrechen.) 16...Sec6
( 16...Lxc2?
verliert nach 17.Sxd4
Lxd1
18.Se6
) 17.exf5
Txf5
( 17...Lxc2
taugt erneut nichts: 18.Ld5+
Kh8
19.Tdf1
Lf6
( 19...Sb3+?
20.Lxb3
Lxb3
21.f6
) 20.Lxf6+
Txf6
21.Sxd4
Sxd4
22.Dg5
Dd8
23.Se4
Tf8
24.f6
und Weiß behält einmal mehr die Oberhand.) 18.Lh6
Sxe2+
19.Sxe2
Dxd2+
20.Lxd2
Tf2
21.Lxc6
bxc6
22.cxb3
Txe2
23.Thg1
und Weiß steht klar besser.]
15.fxe5
Sxe2+
16.Dxe2
f4
17.Ld2
Lxe5
18.h4
Kh8
19.Tdf1
Da6
Entfernt die Dame aus dem Springerabzug, der zuletzt aber nicht allzu viel drohte.
20.h5
Se7
21.Th4
b5
22.Thxf4!
Lxf4
Tischbierek nimmt den Fehdehandschuh auf. In Betracht kommt der Verzicht auf den Qualitätsgewinn, beispielsweise mittels [ 22...Tg8
]
23.Lxf4
b4
24.Sb1
Sg8?
[ Das Rückopfer 24...Txf4
führt nach 25.Txf4
bxa3
26.Sxa3
Te8
27.De1
Sc6
28.Dh4
Db7
29.Df6+
Dg7
30.Sb5
zu einer verlorenen Position.; Bei präzisem Spiel mittels 24...Db6
25.axb4
cxb4
26.Le3
( 26.Lg5
Sc6
27.Lf6+
Txf6
28.Txf6
Tg8
29.Sd2
( 29.Txe6?
Sd4
) 29...Sd4
30.Df2
Dc5
31.Sf1
Dg5+
32.Se3
b3!
und Weiß hat Probleme.) 26...Txf1+
27.Lxf1
Dc7
28.Ld4+
Kg8
29.Dg2+
Kf8
30.Dg7+
Ke8
31.Sd2
Tc8
32.Sc4
b3
33.cxb3
d5
34.exd5
Df4+
35.Kc2
Sxd5
36.Le2
Tc7
37.Dh8+
Df8
38.De5
Kd7
39.Kb1
muss Mowsesjan erst nachweisen, dass er den Vorteil zum Sieg verdichten kann. ]
25.axb4
cxb4
26.Le3+-
Der Läufer macht sich auf zur tödlichen Diagonale. Wäre der Springer auf e7 geblieben, hätte Schwarz mit Sc6 das Schlimmste noch verhindern können.
26...h6
[ Der Zwischentausch 26...Txf1+
27.Dxf1
beschleunigt sogar das Ende. 27...h6
28.Ld4+
Kh7
29.Lh3
d5
30.Df5+!
Lxf5
31.Lxf5+
Dg6
32.hxg6#
]
27.Ld4+
Kh7
28.Tg1!
Schielt nach g7.
28...Tf7
29.Lf3
[ 29.e5
reicht ebenso. 29...d5
30.Le4+!
Kh8
31.Lxd5
Td8
32.Lxe6
Dxe6
33.Tg6
Df5
34.e6+
]
29...Se7
30.Tg6!!
Der K.o.-Schlag.
30...Sxg6
[ 30...Lh3
31.Lg4
Tf1+
32.Kd2
Lxg4
33.Tg7+
Kh8
34.Txe7+
Kg8
35.Dxg4+
Kf8
36.Dg7#
]
31.hxg6+
Kxg6
32.Lh5+
Kh7
33.Lxf7
Lxf7
34.Dg4
und das Matt in vier Zügen ist nicht mehr zu parieren. [ 34.Dg4
Tg8
35.Df5+
Lg6
36.Dd7+
Lf7
37.Dxf7+
Tg7
38.Dxg7#
] 1-0
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