Leiser Abgang endet mit DonnergrollenSchach-Legende Robert Hübner scheidet im Streit vom OSC Baden-Badenvon FM Hartmut Metz, 25. November 2007 |
Robert Hübner ist nicht nur mehr als drei Jahrzehnte der beste deutsche Schachspieler gewesen - er dürfte auch noch heute der selbstkritischste und bescheidenste bleiben. Entsprechend trat er im Sommer leise beim OSC Baden-Baden ab. Der Sponsor des deutschen Meisters, die Grenke-Leasing AG, hatte die Legende als Übersetzer angestellt. Ein cleverer Schachzug, ist doch die Firma in 17 europäischen Ländern aktiv - und Hübner spricht angeblich 20 Sprachen. Wobei der 60-Jährige selbst nur angibt, "acht Sprachen zu können". "Können" bedeutet bei dem Perfektionisten aber perfekt zu beherrschen, weshalb seine Qualitäten gewiss ebenso für viele andere Übersetzungen ausreichen.
Im Gegenzug für das Engagement spielte der Solinger auch für den OSC. Damit war Hübner der letzte "Überlebende" eines Projekts, das Profis ein festes Salär sichern sollte und sie nebenbei ihrem Denksport frönen durften. In anderen Städten - etwa bei den Stuttgarter SF - scheiterten derlei Modelle schon viel früher, meist wegen Firmen-Insolvenz oder abspringenden Sponsoren. In der Kurstadt lag es nicht am Geld. Der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Grenke vermeldete für sein Unternehmen einen Vorjahresgewinn von rund 30 Millionen Euro nach Steuern. Rund ein Hundertstel davon wird in seinen Schachclub gesteckt. Grenke erklärte das alte Konzept mit angestellten badischen und deutschen Topspielern nun auch indirekt für beendet. "Grenke-Leasing ist eine europäische Mannschaft - verstärkt um den Weltmeister Anand und einen weiteren indischen Spieler", sagte der Sponsor in einem Interview mit der beliebten Webseite www.Chessbase.de.
Jedenfalls wurden die Dienste des Übersetzers Hübner bei der AG nicht mehr benötigt. Der ehemalige WM-Kandidat ging gerichtlich gegen die schriftliche Kündigung "ohne Begründung" vor. Das Arbeitsverhältnis endete dann am 31. Juli - und für Hübner ebenso seine Verpflichtungen gegenüber dem OSC Baden-Baden. Im Zuge einer Richtigstellung auf Chessbase.de (ein Journalist hatte Unfug über Hübners Vortrag bei der Berliner Lasker-Gesellschaft berichtet) äußerte sich die aktuelle deutsche Nummer drei an seinem 60. Geburtstag zudem zu seinem OSC-"Ausschluss". Die Situation eskalierte. Der einst leise Abgang endete mit Donnergrollen. Der zweite Vorsitzende des Clubs, Patrick Bruns, reichte eine Gegendarstellung ein, was wiederum Hübner als "Hetze" wertete. Letztlich einigten sich beide Parteien nach dem schriftlichen Schlagabtausch darauf, mit folgendem Satz einen Schlussstrich unter die Affäre zu ziehen: "Robert Hübner und der OSC stellen hiermit fest, dass Herr Hübner dem OSC nicht mehr angehört."
Ein trauriger Abschied, zumal die letzten Partien des Weltklassespielers anno 2006 fatal ausgegangen waren - und sicher ihren Beitrag zum Lauf der Dinge leisteten. Hübner verlor drei seiner letzten vier Bundesliga-Partien gegen nominell deutlich unterlegene Gegner. Peinlich fiel vor allem die zwölfzügige Schlappe gegen Christian Gabriel aus. Nicht viel besser war jedoch die Niederlage gegen Gerhard Schebler.
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Schebler (2474) - Hübner (2637)
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