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Traumfinale um Schach-WM perfekt

Weltranglistenerster Topalow beendet Comeback-Märchen von Kamsky

von FM Hartmut Metz, 28. Februar 2009

 

Das Traum-Finale um die Schach-WM ist perfekt: Der Weltranglistenerste Wesselin Topalow fordert den direkt hinter ihm notierten indischen Weltmeister Viswanathan Anand im Herbst heraus. In Sofia bezwang Topalow Außenseiter Gata Kamsky vorzeitig mit 4,5:2,5. In einer dramatischen siebten Partie setzte der US-Amerikaner alles auf eine Karte und befand sich mit den schwarzen Steinen auf der Siegerstraße. Doch dann patzte Kamsky und muss sich mit der Hälfte der 250.000 Dollar Preisgeld trösten.

"In der komplizierten Partie unterliefen uns zahlreiche Fehler", analysierte Topalow und ergänzte, "mir passierten letztlich zwei Schnitzer - doch Gata machte mehr und geriet in Zeitnot." Kamsky pflichtete bei: "Die Partie fand ich interessant und außergewöhnlich vielschichtig. In der Hitze des Gefechts spielte ich meinen Turm auf das Feld b8, was ein Patzer war." Der Weltranglisten-17. hätte stattdessen seine schwarze Bauernphalanx im 31. Zug nach vorne schieben müssen, wonach sein Angstgegner verloren gewesen wäre. Mit dem Ausgleich zum 3,5:3,5 hätte Kamsky in der letzten Partie dank des "Aufschlags" mit den weißen Figuren die besseren Chancen besessen, das millionenschwere WM-Match gegen Anand zu erreichen. "Wesselin spielte besser als ich, weil ihm weniger Fehler unterliefen", kommentierte Kamsky selbstkritisch seine 2,5:4,5-Niederlage und das Ende seines Comeback-Märchens.

Der gebürtige Tatare, der 1989 mit seinem Vater aus der Sowjetunion in die USA geflüchtet war, sieht sich nicht mehr auf dem Niveau der 90er Jahre, als er bereits einmal mit Anatoli Karpow (Russland) um die WM gekämpft hatte. Die rund zehnjährige Pause wegen eines angefangenen Medizin- und eines beendeten Jura-Studiums machte sich auch gegen Topalow bemerkbar. Vor allem in den Eröffnungen muss Kamsky stets Nachteile gegen die Computer-Generation fürchten, die täglich am PC mit Programmen neue Eröffnungsideen kreiert. Topalow dürfte Anand Ende 2009 einen spannenderen Kampf bieten als Wladimir Kramnik, der den Bulgaren bei der WM-Titelvereinigung 2006 geschlagen hatte. Der Russe war im Oktober bei der WM in Bonn überraschend chancenlos gegen seinen Nachfolger Anand geblieben.

Beim Weltmeister selbst läuft es derweil im "Wimbledon des Schachs" schlecht: Mit nur 3,5:3,5 Punkten liegt der Titelverteidiger im spanischen Linares zur Halbzeit nur auf Platz vier. Anand kassierte bereits zwei Niederlagen, darunter gegen Nachwuchsstar Magnus Carlsen. Der 18-jährige Norweger teilt sich Platz zwei mit dem ukrainischen Weltranglistendritten Wassili Iwantschuk (beide 4:3). Der Russe Alexander Grischuk führt überraschend mit 4,5:2,5 Zählern. Topalow hatte das Turnier wegen des verschobenen Duells mit Kamsky absagen müssen.


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