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Geld + gute Teamführung = Titel

Schachspielerinnen aus Baden-Baden zum fünften Mal deutscher Meister

von FM Hartmut Metz, 4. Mai 2009

 

Die OSG Baden-Baden hat ihre imposante Bilanz weiter ausgebaut: Die Schachspielerinnen aus der Kurstadt schraubten die Zahl der gewonnenen deutschen Meisterschaften auf jetzt neun. Nach 2003, 2004 und 2005 sowie 2008 eroberte das Team den fünften Titel in der Bundesliga. Die Herren dominieren im Oberhaus seit vier Jahren. Während bei diesen die meisten Vereine halbwegs professionell geführt werden, krankt es bei manchem der zwölf Frauenteams daran.

Das hat zwar den Charme, dass man auch mit kleinem Budget in der ersten Liga spielen kann - doch die Außendarstellung ist schwach. Dass man auf der Webseite des Deutschen Schachbundes am Abend der Spieltage die Ergebnisse findet, gehört bereits zu den "Highlights". Partien finden sich dagegen kaum welche - nicht einmal mit einigen Wochen Verspätung in Datenbank-Lieferungen, die sonst jedes "Kleckerlesturnier" umfassen! An regelmäßige Live-Übertragungen im Web, wie es bei den Herren zur Pflicht wurde, ist noch weniger zu denken.

Weil Baden-Baden dank Teamchef Yaroslav Srokovskiy zu den am besten geführten Mannschaften in der Bundesliga zählt und die OSG wegen des Sponsorings der Grenke-Leasing AG kaum Budgetsorgen plagen, verlaufen die Bundesliga-Runden meist einseitig. Das war auch diesmal der Fall: Nach neun der elf Spieltage führte der Titelverteidiger mit sechs Punkten Vorsprung. Nach zehn Siegen kassierte man zwar die erste Niederlage mit dem 1,5:4,5 gegen den USV Halle, dennoch betrug der Vorsprung immer noch stattliche vier Zähler. Mit 16:6 Punkten landete der USV TU Dresden abgeschlagen auf Platz zwei. Der vermeintlich ernsthafteste Rivale bekleckerte sich einmal mehr nicht mit Ruhm: Die Sachsen verschenkten acht der 66 Partien kampflos und traten mehrfach in Unterzahl an!

Dass überhaupt der Öffentlichkeit ein paar interessante Partien zur Verfügung stehen, verdankt man dem "Schach-Magazin 64". Das nächste Woche am Kiosk erscheinende neue Heft veröffentlicht eine kleine Auswahl der abgelaufenen Saison. Darunter auch der hübsche Sieg der Tschechin Zuzana Stockova, die in der neunten Runde für Dresden im Spitzenspiel Olga Alexandrowa (Großlehna) schlug. Die beiden Großmeisterinnen sind - wie so viele - auch mit einem Schachspieler verheiratet: Die geborene Hagarova mit Großmeister Jiri Stocek und Alexandrowa mit dem spanischen Großmeister Miguel Illescas.











Stockova,Z (2430) - Alexandrowa,O (2383) [B48]
SK Grosslehna - USV TU Dresden 2,5:3,5, 08.03.2009

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Sc3 Dc7 6.Ld3 Sc6 7.Le3 Sf6 8.0-0 Ld6 Das galt lange als Hauptfortsetzung. Stockova plädiert für das neuere [ 8...Se5 ] 9.f4!? Sxd4 10.e5! Die Pointe der weißen Idee. [ Das einfältige 10.Lxd4? Lxf4 verliert einen Bauern und schwächt die schwarzen Felder.] 10...Lxe5 [ 10...Lc5 11.exf6 Sxc2 12.fxg7 Lxe3+ 13.Kh1 Tg8 14.Dxc2 Txg7 15.Tae1 ergibt verwickeltes Spiel mit beiderseitigen Chancen.] 11.fxe5 Dxe5 12.Dd2 Sg4 [ 12...Sc6 13.Tae1 b5 14.Lg5 Dd4+ 15.Kh1 verteidigt zwar die zwei Mehrbauern - angesichts der abgeschlossenen weißen Entwicklung und der Überlegenheit auf den schwarzen Feldern dank des Läufers auf g5 besitzt die Anziehende mehr als Kompensation!] 13.Lf4 Dc5 14.Kh1 e5 15.Lg3 0-0? Rochiert in den gegnerischen Angriff. Angebracht ist allein [ 15...d6! ] 16.h3 Sh6 [ 16...Sf6?? beantwortet Weiß ohne zu zögern mit 17.Txf6! gxf6 18.Dh6 f5 19.Dg5+ Kh8 20.Df6+ Kg8 21.Lxe5 und das Matt kann nur noch durch die Preisgabe der Dame verhindert werden.] 17.Tf6! Trotzdem! Ein ästhetischer Turmzug, der die schwarze Befreiung mittels f5 torpediert. Der kecke Geselle schielt nun nach h6. 17...d5 [ 17...Te8 widerlegt Stockova mit 18.Se4 ( 18.Txh6?! ist verfrüht wegen 18...gxh6 19.Dxh6 f5! Jetzt deckt schließlich der Turm den Bauern auf e5 mit.) 18...Df8 19.Txh6! gxh6 20.Sf6+ Kg7 21.Lh4 Te6 ( 21...d5 22.Sxh7 Dd6 23.Lf6+ ) 22.Tf1 e4 ( 22...Sc6 23.Sxh7 Dg8 24.Lf6+ Txf6 25.Txf6! Dxh7 26.Lxh7 Kxf6 27.Dxh6+ und gewinnt.) 23.Lxe4 Sc6 24.Sxh7 Dd6 25.Dc3+ Se5 26.Lf6+ Txf6 ( 26...Kg8 27.De3 erweist sich als hoffnungslos) 27.Sxf6 De6 28.Dg3+ Sg6 29.Sh5+ Kg8 30.Ld5! Dxd5 31.Sf6+ Kg7 32.Sxd5 ] 18.Txh6! gxh6 [ 18...e4 19.Ld6 Dc6 20.Lxe4 dxe4 21.Dxd4 Td8 22.Sd5! und Schwarz darf nirgends wegen Materialverlusten zugreifen. 22...Te8 ( 22...Dxc2 23.Se7+ Kh8 24.Dd5 Le6 25.Txh7+ Kxh7 26.Dh5# ) 23.Se7+ Txe7 24.Lxe7 gxh6 Wenn Schwarz nicht mit einem Turm weniger spielen will, setzt sich der König einer tödlichen Hatz aus. 25.Dd8+ Kg7 26.Df8+ Kg6 27.Dg8+ Kf5 28.Dxf7+ Ke5 29.Dg7+ Kf5 30.Tf1+ Ke6 31.Df6+ Kd7 32.Td1+ Kc7 33.Ld6+ Kb6 34.Dd4+ Kb5 35.Db4# ] 19.Dxh6 f5 Allein das wendet das Aus auf h7 ab. [ 19...e4? 20.Dg5+ Kh8 21.Df6+ Kg8 22.Le5 Se6 23.Dh8# ] 20.Dg5+ Kf7 21.Lxe5 Sc6 [ 21...Se6 reicht ebenso wenig: 22.Dxf5+ Ke8 23.Dh5+ Tf7 ( 23...Kd8 24.Sxd5! Dxd5 25.Lf6+ Txf6 26.Dxd5+ ) 24.Tf1 Sd8 25.Lg7 Le6 26.Se4! Dc7 27.Sg5 ] 22.Dg7+ Ke8 23.Te1 De7 [ 23...Se7 24.Sxd5! Dxd5 25.Lf6 ] 24.Dg3 Le6 In der Zeitnotphase hofft Alexandrowa noch auf eine wundersame Rettung. 25.Ld6 Tg8 26.Dh2 Df7 27.Sxd5 Tc8 28.Sc7+ Kd7 29.Sxe6 b6 30.Df4 Tg6 31.Lxf5 Tf6 32.Sg5+ Gewinnt ohne Umschweife, auch wenn mehrere andere Züge wie [ 32.Dd2 noch deutlich stärker sind.] 32...Txf5 33.Sxf7 Mit einer Figur weniger wollte Schwarz nicht weiterspielen und gab daher wegen [ 33.Sxf7 Txf4 34.Lxf4 Tf8 35.Se5+ Sxe5 36.Lxe5 auf.] 1-0



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