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Dicker Wälzer über den ältesten Schachklub

Richard Forster huldigt auf 576 Seiten der 1809 gegründeten SG Zürich

von FM Hartmut Metz, 9. August 2009

 

Der älteste noch bestehende Schachklub wird 200! Die Schachgesellschaft Zürich gönnt zu diesem einmaligen Ereignis den Anhängern des königlichen Spiels mehrere Bonbons: Zum einen am 22. August und 23. August das Simultan und Schnellschach-Turnier aller noch lebenden Weltmeister mit Ausnahme von Wassili Smyslow (siehe Schachspalte der Vorwoche). Zum anderen die Jubiläumsschrift "Schach-Gesellschaft Zürich 1809 bis 2009". Der für seine Akribie bekannte Richard Forster fasste auf 576 Seiten die wichtigsten Ereignisse der Vereinsgeschichte zusammen. Für eidgenössische Verhältnisse wird es für 60 Franken (rund 40 Euro) äußerst günstig angeboten.

Nun mögen die 608 Kurzbiographien von gestorbenen und noch lebenden Mitgliedern, die sich über rund ein Drittel des Buchs erstrecken, nur wenige interessieren. Hie und da finden sich aber selbst fern der Großmeister Lucas Brunner, Florian Jenni, Lothar Vogt & Co. einige Persönlichkeiten, über die man gerne ein paar Zeilen liest oder eine ihrer besten Partien ansieht: An vorderster Stelle sind der Schweizer Vorkämpfer Hans Johner (1889-1975) und sein zwei Jahre älterer Bruder Paul sowie Henry Grob (1904- 1974) zu nennen. Letzterer belebte als Profi nicht nur die Szene mit dem Grobs-Angriff, dem Bauernzug 1.g4, sondern gefiel auch durch vielfältige Aktivitäten, insbesondere seine Publikationen.

Mit dem legendären Buch von David Bronstein über "Zürich 1953" kann Forsters Band natürlich nicht konkurrieren. Eine ähnliche Ausführlichkeit über all die interessanten Wettbewerbe der SG würde den Rahmen des dicken Wälzers endgültig sprengen - aber sechs Seiten über das WM-Kandidatenturnier 1953, zehn über den Wettbewerb anno 1959 mit Bobby Fischer oder ein Dutzend über das Jubiläumsturnier 1934 genügen den Ansprüchen.

Im Schweizer Team Cup 1978 gelang dem ehemaligen eidgenössischen Nationalcoach Werner Eggenberger ein nicht alltäglicher Abschluss: Zugzwang bei noch gut gefülltem Brett!











Eggenberger,W - Suter,M
Schweizer Team Cup, 1978

Weiß am Zug gewinnt. 39.Lxg6! hxg6 40.Th8+! Kxh8 41.Dxf8+ Kh7 42.Dxe8 Dc8 [ 42...Tc8 ist hoffnungslos nach 43.Dxe6+- Tf8 44.Dd6 Tc8 45.Sf6+ Kh8 46.e6 Dc7 47.Dxd5 Kg7 48.De4 und gegen den Vormarsch der Bauern gibt es kein vernünftiges Mittel mehr.] 43.Sf6+ Kg7 Schwarz scheint nun die Lage im Griff zu haben: Alle Drohungen decken die schwarzen Schwerfiguren. Wie soll Weiß Fortschritte erzielen? 44.Kh2! Indem er gar nichts macht und abwartet! Schwarz befindet sich in Zugzwang! Sobald ihm die letzten Bauernzüge ausgehen, muss Dxe8 folgen und die Springergabel auf e8 kostet den Turm. Ansonsten büßt der Nachziehende noch mehr Material ein oder der König wird matt gesetzt! Eine originelle Schlussstellung. 1-0



Edgar Walther zählt seit 1952 zu den Stützen des ältesten Schachklubs der Welt. Der bald 80-Jährige spielte lange für die Nationalmannschaft. Nachstehende Kombination stammt aus dem Olympiade-Trainingsturnier in Zürich im Oktober 1964. Walther schlug dabei Edwin Bhend. Wie gewann er?











Walther,E - Bhend,E
Olympiade-Trainingsturnier Zürich, 10.1964

Weiß am Zug gewinnt. 21.Td8+!! [ 21.Td8+!! Lxd8 ( 21...Sxd8 22.Dxe7# ; 21...Kxd8 22.Lxe7++- Sxe7 23.Dxf8+ Kd7 ( 23...Kc7 24.Dxe7+ ) 24.Sf6+ Ke6 25.Sxg4 ) 22.Sd6# ] 1-0



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