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Zahltag für Profis freut auch Amateure
Kombinationen entschädigen die Financiers der Schach-Open
von FM Hartmut Metz, 15. Januar 2012
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Ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag, über Neujahr bis Dreikönig pulsiert das Schachleben. Traditionsreiche offene Turniere locken Hundertschaften von Amateuren in Deutschland an die Bretter. Böblingen und das Staufer-Open in Schwäbisch Gmünd zählen zu den Lieblingszielen im Südwesten. Auf der rauen Ostalb stand zum Jahresanfang gleich für drei Letten der erste Zahltag an. Ilmars Starostits, Normunds Miezis und Viesturs Meijers sammelten alle 7,5:1,5 Zähler. Am Preisregen von 4 375 Euro beteiligten sich außerdem der punktgleiche Ukrainer Alexander Subarew und Wladimir Burmakin.
Der Russe hatte auch bereits in Böblingen seine Klasse unterstrichen. Dort sicherte sich Burmakin knapp 1 000 Euro. Diesmal musste er die Spitze aber nur mit Rainer Buhmann teilen (beide 7,5:1,5). Der frischgebackene Mannschafts-Europameister aus Hockenheim lag auch in Schwäbisch Gmünd bis zur siebten Runde auf Kurs - doch nach zwei ungewöhnlichen Patzern für einen starken Großmeister verharrte Buhmann bei sechs Punkten. "Ich habe noch nie beide Schlussrunden-Partien bei einem Open verloren", klagte er.
Reich werden die Profis hinter der Weltspitze nicht im Schach. Das mühselige Leben lohnt sich am ehesten für die Großmeister, die im Osten Europas noch vom Währungsgefälle und den niedrigeren Lebenshaltungskosten profitieren. Für Amateure sind die Turniere bei Startgeldern zwischen 50 und 135 Euro plus eventuelle Hotelkosten meist ein Zuschussgeschäft. Entschädigt werden sie dafür gelegentlich durch ein Remis oder gar einen Sieg über einen Profi - und vor allem sehenswerte eigene Leistungen, die sie stolz mit nach Hause nehmen.
Selbst verpasste grandiose Kombinationen erfreuen sie. Beim 14. Schachfestival in Basel gewann Vincent Heinis die Partie gegen den Hannoveraner Thomas Spieß zwar nach nur 27 Zügen. Fasziniert zeigte der Franzose jedoch einigen Teilnehmern, wie er mit genialen Opfer- und Ablenkungsmotiven den vollen Punkt noch spektakulärer hätte einfahren können. Hier das Duell aus der zweiten Runde.
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Heinis,V (2146) - Spiess,T (2002) [D44]
Hilton Open 2012 Basel, 02.01.2012
1.d4
d5
2.c4
e6
3.Sc3
c6
4.Sf3
Sf6
5.Lg5
h6
6.Lh4
dxc4
7.e4
b5
8.e5
g5
9.Sxg5
hxg5
10.Lxg5
Sbd7
11.exf6
Für den Hobbyspieler sieht der Partieverlauf mit dem beidseitigen Figurenopfer waghalsig aus - die nach dem verstorbenen Weltmeister Michail Botwinnik benannte Variante ist jedoch weit ausanalysiert. Es zeigt sich aber stets, dass das messerscharfe Abspiel für schnelle K.-o.-Schläge gut ist.
11...Lb7
12.g3
Für den Hobbyspieler sieht der Partieverlauf mit dem beidseitigen Figurenopfer waghalsig aus - die nach dem verstorbenen Weltmeister Michail Botwinnik benannte Variante ist jedoch weit ausanalysiert. Es zeigt sich aber stets, dass das messerscharfe Abspiel für schnelle K.o.-Schläge gut ist.
12...Db6
13.Lg2
c5
14.d5
0-0-0
15.0-0
b4
16.Sa4
Db5
17.a3
exd5
18.axb4
cxb4
19.Lf4
Sc5?!
[ 19...Lh6!
ist besser, um den gefährlichen Läufer, der den schwarzen König einschränkt, zu befragen. 20.Ld6
beschert Weiß kein sonderliches Plus. Schwarz bietet den Abtausch gleich wieder an mittels 20...Lf8
21.Le7
Lxe7
22.fxe7
Tde8
23.Te1
Th7
24.b3!
c3
Die Öffnung der Stellung kann sich der Nachziehende nicht leisten, weil ein mächtiger Angriff droht. Weiß hat zwar jetzt auch einigen Vorteil dank der gefährdeten Königsstellung des Nachziehenden. Gelingt Schwarz jedoch der Übergang ins Endspiel, besitzt er gute Aussichten. ]
20.Sxc5
Lxc5
21.Te1
d4??
Ein unscheinbarer Schnitzer, der die Stellung tödlich öffnet. [ 21...a5+/-
verhindert die Katastrophe.]
22.Dg4+
Der Zug gewinnt. Ein phänomenales Finale leitet indes [ 22.Lh3+!!
ein. 22...Txh3
( 22...Td7
führt zum Matt, wie Programme rasch anzeigen: 23.Dh5!!
Schwarz darf die Dame wegen des sofortigen Endes durch 24.Te8 matt nicht schlagen. 23...Thd8
Der Turmzug nach g8 schleppt die Partie etwas länger hin. 24.De5
Ld6
25.Dxd6
und angesichts des gefesselten Turms auf d7 kann sich Schwarz lediglich noch aussuchen, ob er sich lieber auf c7 oder b8 mattsetzen lässt.) 23.Ta5!!
Die dritte geniale Ablenkung in den Varianten nach Lh3+ und Dh5. 23...Dxa5
( 23...Dc6
24.Dg4+
Dd7
( 24...Td7
25.Te8#
) 25.Txc5+
Lc6
26.Txc6+
Kb7
27.Tc7+
Dxc7
28.Lxc7
Kxc7
29.Dxh3
mit Mehrdame.) 24.Dg4+
Td7
25.Te8+
Dd8
26.Txd8+
Kxd8
27.Dg8+
Lf8
28.Dxf8#
]
22...Dd7
23.Dg5
Lxg2
[ 23...Ld6
24.Txa7
Lxg2
25.Txd7
]
24.Dxc5+
Dc6
25.Dxb4
Db7
[ 25...Kd7
26.Te7+
Kc8
27.Db8#
]
26.Dxc4+
Lc6
27.Tac1
[ 27.Ta6
ist stärker, der Textzug genügt indes auch vollauf.] 1-0
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