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Das lustige Schachlexikon: Natt bis Zatt

von Hartmut Metz

das lustige Schach-Lexikon


Nötigung

Opposition

Partieformular, Pferd, Preisgeld-Theorie, Pressewart

Qualität

Rauchen, Rochade

Schachbrett, SchachbrettbauerBewertung Schach-Humor, Schachgebot, Schachzeitungen, ScheinopferBewertung Schach-HumorBewertung Schach-Humor, Schuld, Selbstmatt, Sizilianische VerteidigungBewertung Schach-Humor, Spitzenspieler Bewertung Schach-HumorBewertung Schach-Humor, Strohmann, Stiller ZugBewertung Schach-Humor

TempoBewertung Schach-Humor, TheorieBewertung Schach-Humor, ThemawechselBewertung Schach-Humor, Tipps, Turm, TurniertabelleBewertung Schach-Humor

Übermacht

Wahlen, Weisheiten

Sport der oberen ZehntausendBewertung Schach-HumorBewertung Schach-Humor, ZeitnotBewertung Schach-HumorBewertung Schach-Humor, Zugwiederholung

Der Rest: Die Begriffe von Att bis Matt

 


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Nötigung

   Den Tatbestand der Nötigung erfüllen ziemlich viele Schachspieler - eigentlich all jene, die gerade eben eine Partie gewonnen haben. Ihre Opfer sind ausschließlich willensschwache Individuen, die sich nicht zu einem barschen "Verschwinde" durchringen können. Die Auswirkungen erweisen sich in der Praxis als fatal: Sie werden dazu genötigt, die Gewinnpartie anzuschauen. Experten unter den Willensschwachen geben sich nun gelangweilt und schalten hie und da ein auffälliges Gähnen ein. Völlig fehl am Platze ist das Verhalten gutmütiger Trottel. Manchmal schauen sie erstaunt oder heucheln gar Bewunderung, was den Nötiger nur noch zusätzlich anstachelt. Seien Sie gewiss, solche Leute wird der Schach-Nötiger künftig öfters mit eigenen Partien belästigen.

 


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Opposition

   Während Politiker diesen Zustand nicht anstreben, sichert dieser beim königlichen Spiel das Unentschieden. Die beiden feindlichen Könige stehen sich allein gegenüber, lediglich der eine hat noch einen Bauern im Rücken stehen. Da ihn aber der übel gesonnene andere König wie ein Spiegelbild nachäfft, vermag das Bäuerlein - wie im richtigen Leben - nichts auszurichten.

   Übrigens: FDP-Politiker konnten bisher noch nie eine Partie Remis halten, da sie sich inständig weigern, in die Opposition zu gehen.

 


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Scheinopfer

   Scheinopfer können sich nur reiche Amateure leisten. Zudem muß sich ein Spieler - meist ein wenig begüterter Profi - einfinden, der dem Opfer bereitwillig gegenübersteht. Es handelt sich also um eine seltene, die frühestens in Runde acht zum Tragen kommt, weil der Profi mittlerweile keine Chance mehr auf ein Preisgeld besitzt. Gleichzeitig besitzt der Amateur zwar keine Chance auf den ganzen Punkt, hat aber dafür genügend Scheine in seinem Geldbeutel. So bekommt sowohl der Profi als auch der bisher ELO-lose Amateur, was jeder haben will.

   Zur Vorgehensweise: Zunächst pokern beide Seiten und warten ab - derjenige, der nämlich mit dem Kuhhandel beginnt, ist gleich in der schlechteren Position, gibt er doch zu erkennen, dass er vom anderen etwas haben möchte. Das kann teuer werden. Normalerweise muss der Amateur anfangen zu bieten, da der Punkt um so teurer wird, um so schlechter man steht. Vorher sollte der reiche Amateur jedoch versuchen, den Profi aus der Reserve zu locken: "Leider haben Sie ja jetzt keine Chance mehr auf ein Preisgeld ..." Sollte der Profi nun ungerührt lächeln, kommt es einen am billigsten, gleich die Worte "...ich muß 'mal dringend auf die Toilette" hinzuzufügen. Das anschließende Augenzwinkern sollte so von sich gegeben werden, dass es die Brettnachbarn nicht bemerken.

   Auf dem stillen Örtchen wird dann in aller Ruhe verhandelt. Die erste Offerte des Amateurs sollte noch der Formel ELO des Gegner minus 2 300 = erstes Angebot in Mark berechnet werden. Der im Handeln unterlegene Amateur wird am Schluß dann drei Hunderter 'rüberreichen und die Kontrahenten schreiten zurück zum Brett. Dort stellt der Meister eine Figur ein, jammert noch einen Moment lang und gibt dann auf - ein weiterer Triumph eines hinterlistigen Scheinopfers!

 


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Übermacht

   Jeder kennt die Situation im Blitz: Unbarmherzig rollen vier schwarze Bauern auf einen zu. Einer hässlicher als der andere. Wären sie nicht alle gleich groß, erinnerten sie mit ihren dreckigen Visagen an die Dalton-Brüder. Was hilft in solchen Fällen gegen die Übermacht? Man muss es mit Lucky Luke halten und schneller als sein Schatten ziehen. Vielleicht schlägt dann für die Daltons doch als erstes das letzte Blitz-Sekündchen.

 


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Sizilianische Verteidigung

   Die Sizilianische Verteidigung eroberte sich die Schachtheorie im Sturm. Sie gilt zurecht als schärfste Waffe gegen den Eröffnungszug e4. Die Sizilianische Verteidigung zeitigt meist einen vollen Erfolg - oder würden Sie mit einem Messer an der Kehle noch überlegen, ob Sie die eigentlich mit einer Mehrdame ganz passabel stehende Partie nicht gleich aufgeben? Solchen Luxus wagt höchstens Rambowski oder der Terminator. Ein im Vergleich dazu eher schwächlicher Typ sollte, sobald sich die Sizilianische Verteidigung andeutet, sofort ein Remis anbieten - vielleicht ist so gegen die stärkste aller Verteidigungen wenigstens ein halber Zähler zu retten.

 


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Selbstmatt

   Das Eigentor des Schachs. Eigentlich war es nie richtig beliebt. Dann und wann erlebt das Selbstmatt aber doch eine Renaissance, insbesondere in hektischen Zeiten. Vor allem mit Rücksicht auf die Mannschaftskameraden ist das Selbstmatt mega-out. Fast so out wie das Wort mega-out.

 


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Theorie

   Das Spiel der Könige verkommt immer mehr zum Spiel der Kalenderidioten, die die Eröffnungstheorie bis in ihre letzten Verästelungen auswendig wissen. Begann die Partie früher, als das Schach noch Schach war, mit den obligatorischen Zügen 1.e4 e5 und danach versanken beide Parteien in tiefes Nachdenken, zocken heute selbst leidige Vereinsspieler die Eröffnung in wenigen Sekunden herunter. Die Theorieliebe geht sogar so weit, dass dem Nachwuchs erst die Sizilianische Verteidigung beigebracht wird, ehe man den Knirpsen erklärt, was ein Matt ist. Mittel- und Endspielkenntnisse werden dem Theoriehai stets Fremdwörter, wie zum Beispiel Katalepsie, bleiben. Noch ein Rezept, wie den Theoriehai während seiner Rekapitulierungsprozesse Starrsucht, also Katalepsie, befällt: "Gut, gut, wenn er später 93...Sf6 zieht, dann verlasse ich die Theorie mit 94.Tab1! ...Was soll denn das? Er zieht 3...c6 - das ist keine Theorie. Was mache ich jetzt?"

 


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Pferd

   Während eines Open-Turniers in Baden-Baden eilte ein Teilnehmer freudestrahlend zu seinen Kameraden: "Ich habe heute einen Anfänger erwischt. Mein Gegner schreibt auf sein Partieformular immer Pf für Pferd!" Seine Miene verfinsterte sich jedoch rasch, da ihn der "Anfänger" nach allen Regeln der Kunst zusammenschob. Des Rätsels Lösung: Bei dem "Anfänger" handelte es sich um einen FIDE-Meister, der wie in den Niederlanden üblich "Pf" für Pferd schrieb.

Warnung: Ähnlichkeiten mit R.W. sind rein zufällig und nicht gewollt.

 


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Themawechsel

   Vermeide nach jedem Turnier Gespräche mit Schachspielern, denen man zutrauen darf, mindestens eine Partie gewonnen zu haben! Diese goldene Regel sollte man nie brechen, falls man uninteressantes, banales Gefasel haßt. Der Schachspieler ist gegenüber seinesgleichen arglistig und rücksichtslos. Geschickt verwickelt er einen in ein zunächst belangloses Gespräch, um dann erbarmungslos zuzuschlagen. Ein Beispiel: "Tolles Wetter heute", beginnt der eine wenig geistreich, aber immerhin. Doch schon hat ihn der Turnierspieler am Wickel: "Stimmt - das schöne Wetter erinnert mich an meine tolle (Beachten Sie die gelungene Assoziation!) Partie in Buxtehude, die ich bei dem Turnier vor drei Tagen spielte!"

   Will man den Turnierspieler nun nicht düpieren, gibt es kein Entrinnen mehr. Stundenlang muß man danach einen Monolog über eine erbärmliche Partie ertragen. Sollten Sie trotz größter Achtsamkeit in solch eine bedauernswerte Situation geraten sein, stellen Sie Ihr Gehör auf Durchzug, nicken alle paar Minuten zustimmend und streuen hie und da ein "klasse" ein. Doch treiben Sie es nicht zu weit, da Sie ansonsten Gefahr laufen, mehrere Partien anschauen zu müssen.

 


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Schachbrettbauer

   Der mühselige Beruf eines Schachbrettbauers ist vom Aussterben bedroht. Dies hat zwei Gründe: Einerseits mag die heutige Jugend bekanntlich nur auf der faulen Haut liegen und andrerseits unterstützt das Abrüstungskomitee innerhalb der FIDE die Tendenz hin zu den Plastikbrettern. Wie verschiedene Crash-Tests an 2 000 Versuchspersonen gezeigt haben, ist die zerstörerische Wirkung von Plastikplanen beim Auftreffen auf den Kopf weitaus geringer als bei massiven Holzbrettern. Während die 1000 "Plastik-Probanden" die zehn Schläge auf den Kopf alle lebend überstanden, mußte mancher der 1000 "Holz-Probanden" nach drei Treffern ausgewechselt werden (was zu 100 Prozent bei Brettern aus Eiche galt).

   Die wenigen Schachbrettbauer, die noch nicht im Ruhestand sind, fristen daher ein karges Dasein. Der Verkauf läuft schleppend und die Tagesproduktion dieser echten Handarbeit übersteigt zwei Bretter nie. Wie soll das auch gehen? Es erweist sich als äußerst schwierig, herauszufinden, welches der 32 weißen Felder nun das Feld c2 ist, wo es genau hinkommt und wie es hinzukleben ist, damit es sich in das Ganze harmonisch einfügt. Dennoch schaffen es diese Brettkünstler immer wieder, dass es heißt: Quadratisch, praktisch, gut.

 


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Qualität

   Das Spiel besitzt meist wenig Qualität, wenn einer der beiden Kontrahenten die Qualität einstellt. Opfert eine Partei die Qualität, um danach den Sieg einzuheimsen, zeugt dies von großer Qualität. Eine Partie bürgt am ehesten für Qualität, wenn es das Qualitätssiegel "Made in USSR" trägt.

 


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Turniertabelle

   Ein großes, weißes Blatt, auf dem die Zeichen "1, 0 und 1/2" zu sehen. Ganz links stehen die Namen, dahinter folgen Kästchen mit den drei bekannten Zeichen. Handelt es sich um ein Open, sind in den kleinen Kästchen mit den Ergebnissen noch rote und schwarze Nummern, die den Gegner bezeichnen, zu finden. Für die Teilnehmer sind - zumindest in der letzten Runde - die Tabelle wichtiger als ihre letzte Partie: Mit kleinen Zettelchen und Kugelschreibern bewaffnet streunen sie um die Tabelle, um genau auszurechnen, wieviel Buchholzpunkte die Konkurrenz aufweist. Besonders gewieften Buchholzrechnern vergeht die Zeit vor der Tabelle wie im Fluge. Sie merken gar nicht, wie sie die scheinbar bedeutungslos gewordene Partie auf Zeit verlieren. Auch wenn die Tabelle auch so klein sein mag, der erfahrene Betrachter kann schon aus weiter Entfernung den Turnierstand ablesen: Derjenige, der am häufigsten vor der Tabelle umherstolziert, liegt in Front.

 


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Tipps

   Es gibt gute und hinterhältige Tipps: Eine unschöne und unsportliche Sache ist es, wenn man seinem Gegner eine tiefsinnige Falle gestellt hat und der feindliche Spitzenspieler gerade dann vorbeihuscht und mit seinem Mannschaftskameraden zu tuscheln anfängt (hinterhältige Tipps). Die Falle schlägt dann mit 100prozentiger Gewissheit fehl. Wie jeder aus eigener Erfahrung weiß, nutzt eine Intervention gegen das Geraune nichts: "Wir dürfen uns doch wohl noch übers Wetter unterhalten", wird die geschulte und routinierte Antwort lauten.

   Als wesentlich nutzbringender (guter Tipp) erweist sich dagegen die Konversation mit dem eigenen Spitzenspieler. Nein, selbstverständlich gibt einem dieser keine Tipps - wenn es auch unumgänglich sein mag, dass ab und an ein paar unverbindliche Worte über die eigene Stellung fallen.

 


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Schachbrett

   Ohne das Schachbrett läuft rein gar nichts. Auf ihm spielt sich das ganze Geschehen ab. Da das Schachbrett den Rahmen für das Ganze absteckt, verschmerzt es dasselbige leicht, wenn alle auf ihm herumtrampeln - sei es nun ein König, der mit der Dame seines Herzens flaniert oder ein Galopper, der über die Schachweide jagt. Und wenn einer Figur die Allianz der beiden Könige und dem Schachbrett (alle drei sind bei einer Partie bis zum Schluss dabei) nicht passt, dann fliegt sie eben raus und muss das Geschehen von dort aus beobachten. Damen (sowohl jene auf dem Brett als auch andere) mögen Schachbretter nicht: Weil sie ihnen ihren Gemahl weg- oder gefangennehmen bzw. er jenes manchmal vor dem Kopf hat.

 


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Rochade

   Ein vielschichtiger Begriff, der nicht nur die gleichzeitige Bewegung eines Turmes sowie des Königs bedeutet. Rochieren ist eine Lebensauffassung: Der eine rochiert stets kurz, der andere gibt sich großspurig und schwört auf die lange Rochade, um durch heterogenes Vorgehen wilde Angriffe auf beiden Seiten heraufzubeschwören. In die Welt der Fabeln muß das Gerücht verwiesen werden, letztere bevorzugten auch in Turniertabellen die große Rochade, also 0-0-0, während die "Kurzrochadigen" spätestens nach zwei Nullen wieder aufblühten. Eine sichere Erkenntnis ist bisher nur, dass jene, die gar nicht zur Rochade kommen, die meisten Nullen einfahren.

   Übrigens: Besondere Schachzeitungen, die etwas auf sich halten, tragen stets das Wort "Rochade" in ihrem Namen. Als Belege dienen die "Europa-Rochade" und der Kuppenheimer "Rochade-Express". Übelste Nachrede stellt die Behauptung dar, der Autor postuliere dies nur, weil er bei beiden Redakteur ist ...

 


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Strohmann

   Eine weit verbreitete Unsitte, die zuweilen in Vereinsranglisten - vor allem auf den vordersten Positionen - überhand nimmt. Falls man dann nur mit sieben Spielern in den Mannschaftskampf geht, kann der Strohmann am vordersten Brett, an dem man Schwarz hat, kampflos die Null einfahren, die anderen brauchen nicht aufzurücken. Strohmänner besitzen zwei Nachteile: Man kann nicht mehr als drei einsetzen und außerdem verlieren sie standig. Kurzum sie verhalten sich wie Vogelscheuchen: Die einen verjagen Krähen, die anderen ganze Punkte. Man könnte demnach beinahe sagen, dass beide nur Stroh in einem gewissen Körperteil haben.

 


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Stiller Zug

   An stillen Zügen erkennt man den wahren Meister. Seine tiefgründigen Kombinationen krönt er durch einen feinen, wenig aufsehenerregenden, aber dennoch riesenstarken Zug. Unerfahrene wissen nicht um die Genialität dieser Züge: Für sie nimmt die Kraft eines Zuges proportional zur Lautstärke zu. Unerfahrene werden stets Züge bevorzugen, bei denen sie krachend mit der Dame eine Figur des Gegners beseitigen und am besten dabei noch lauthals Schach brüllen können. Sie halten jeden Zug für einen stillen, der vom stummen Gegner geräuschlos ausgeführt wird.

 


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Tempo

   Der Begriff Tempo ist die geschickteste Schleichwerbung seit es Public Relation gibt. Bevor überhaupt jemand im Fußball an Trikotwerbung dachte, fädelte schon längst ein deutscher Papiertaschentuch-Hersteller geschickt seine Werbung ein. Seitdem sind im Schach die Schneuztücher in aller Munde. Wenn ein Schachspieler daher mit weinerlicher Stimme zu seinem Nächsten meint, dass ihm "ein Tempo gefehlt hat", sollte der Angesprochene jedoch nicht gleich ein Papiertaschentuch zücken und es ihm anbieten. Inzwischen haben sich die Anhänger des königlichen Spiels an die Schleichwerbung gewöhnt - oder würden Sie es verstehen, wenn Ihr Gegner in der Analyse anmerkt "an dieser Stelle fehlte mir ein softis"? Dann doch lieber ein Tempo!

 


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Partieformular

   Das Leben eines Partieformulars ist trostlos, sobald es von seinen Kameraden, die meist in 1000er Packen angeschafft werden, getrennt wird: Einsam kommt es neben einem Schachbrett zu liegen. Dort muß es die schlimmsten Dinge erdulden und ist wehrlos dem Spieler ausgesetzt, der es oftmals gar grausig mit schlechten Zügen besudelt. Grausig gerät auch häufig die Notation, die anschließend selbst von geübten Turnierleitern nicht mehr entziffert werden kann. Geduldig erträgt das Partieformular alle Leiden ohne Murren, um danach bei akribischen Schachspielern in den wohlverdienten Ruhestand, abgehängt in einem Ordner, zu gehen.

   Weniger entspricht es den Genfer Konventionen, wenn schlechte Verlierer nach der Partie das Formular zerknüllen, oder noch schlimmer, in kleinste Teile zerstückeln. Langanhaltende Qualen versprechen ebenso Spieler, die ihr Formular wochenlang zerknüllt in der Hosentasche herumtragen, um bei jeder unpassenden Gelegenheit die Mitmenschen mit ihrer Gewinnpartie zu belästigen.

   Das Partieformular dient ganz unterschiedlichen Zwecken. Die einen behandeln es beinahe ehrfürchtig und notieren akribisch ihren Zug und vielerlei anderes darauf. Die zweite Sorte von Spielern kraxelt nicht identifizierbare Objekte auf dasselbige. Am schlimmsten leiden Partieformulare jedoch unter jenen, die in Folge aufkommender Zeitnot bereits ab dem siebten Zug "stricheln" müssen. Wußten Sie schon, dass man großen Nutzen aus den Partieformularen ziehen kann? Bei richtigem Mitschreiben kann der zahlenkundige Spieler nämlich die Anzahl der Züge auf dem Formular ablesen. Im übrigen wirkt das Partieformular aggressionsabbauend. Nach einer Partie wurde es schon manchem Koryphäen wohler, nachdem er das Partieformular zerrissen und zerknüllt in den Mülleimer werfen konnte.

 


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Schachzeitungen

   Erstaunlich, über was man alles schreiben kann. Woche für Woche, Monat für Monat werden tausende von Partien analysiert, ohne dass sie überhaupt jemanden interessieren. Den Schachzeitungen ist allen eins gemein: Die Zahl der Mitarbeiter übersteigt die der Leser um etwa das dreifache. Warum dennoch dieses Verlustgeschäft - insbesondere bei Vereinszeitungen - betrieben wird, darf den egomanischen Herausgebern zugeschrieben werden. Für sie ist es die einzige Möglichkeit, eigene Partien zu veröffentlichen.

   Wie Experten aus mehreren Ländern unabhängig voneinander urteilten, erscheint die beste Schachzeitung der Welt in einem kleinen Städtchen zwischen Karlsruhe und Baden-Baden. "Rochade-Express" nennt sich dieses hochgelobte Blatt.

 


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Pressewart

   Die Pressearbeit fristet bei den meisten Schachvereinen ein Aschenputtel-Dasein. Entweder will sie keiner verrichten oder gerade jener reißt sich darum, der am wenigsten dafür geeignet scheint. Aber es soll ja auch noch ein paar gute Pressewarte geben: Die wichtigste Fähigkeit dieser Spezies ist es nicht etwa, gute Artikel zu schreiben - nein, die besten Schach-Pressewarte bestechen durch ihr unendliches Beharrungsvermögen. Dieses benötigen sie auch dringend, um sich bei dem zuständigen Sportredakteur vor Ort nicht ins Bockshorn jagen zu lassen.

   Sportredakteure hassen nämlich alle Schach-Pressewarte, weshalb sie selbst aus zweiseitigen Berichten bestenfalls - und auch nur damit sie ihre Ruhe vor dem quengelnden Pressewart haben - eine zehnzeilige Meldung fabrizieren. Wehrlose Opfer der Schach-Pressewarte sind dagegen die ortsbezogenen Amtsblätter, in denen man sich schier endlos austoben kann. Nur schade dass es keinen interessiert, wenn in Zeile 612 Franz Dinkelmoser einen Bauern im 39. Zug durch dxc6 verloren hat.

 


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Schuld

   Die Schuldfrage stellt sich im Schach mehr als in jeder anderen Sportart. Die Niederlagen in Mannschaftskämpfen lassen sich leicht an jenen festmachen, die schon nach fünf Zügen eine Figur verlieren oder im achten Zug die Zeit überschreiten.

   Das Schöne im Schach ist aber, dass jene, die durch indiskutable Leistungen glänzen, die Schuld ebenfalls leicht abwälzen können: "Ich hatte meinen eigenen Kugelschreiber nicht dabei", "meine Socken, mit denen ich jede Partie gewinne, sind in der Wäsche" und ähnliche Ausflüchte kennt jeder - ihnen vermag man nichts entgegenzusetzen, da jeder selbst weiß, wie wichtig es ist, mit den richtigen Socken und dem eigenen Kugelschreiber anzutreten.

 


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Weisheiten

"Ein Blitzspiel dauert zweimal fünf Minuten"

"Das Schachbrett ist quadratisch"

"Der nächste Gegner ist der schwerste" (sagte Sergej bevor er gegen den 223 Kilogramm schweren Leonid spielte)

"Siehst Du ein Schach, so vergiß es nicht zugeben, denn es könnte Matt sein"

"Siehst Du ein Matt, so vergiß es nicht zu geben, denn es könnte Matt sein"

"Springer am Rand' ist 'ne Schand'"

"Die Partie ist erst gewonnen, wenn auf dem Formular 1-0 d'runter steht"

"Durch Aufgeben ist noch keine Partie gewonnen worden"

"Besser Remis als gar keinen Punkt"

"Schach ist die schönste Nebensache der Welt - solange mein Gegner die Sache nicht zu ernst nimmt und verliert".

 


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Rauchen

   Nikotin scheidet die Geister, die die Funktionäre ans Schachbrett riefen. Da sind einerseits die Befürworter. Ihnen wird künftig ihr Laster versagt bleiben. Vermutlich sind in nächster Zukunft bei den Rauchern starke DWZ-Einbußen zu erwarten: Nun können sie das Schachbrett nicht mehr in unheilvolle Nebelschwaden tauchen und verlieren beim Gang in das Raucherzimmer wertvolle Bedenkzeit. Andrerseits werden die Gegner des Rauchens - den Rauchern zu Folge soll es sich meist um spielschwache Funktionäre handeln - davon profitieren. Den Rauchern zum Troste: Sie können es jetzt mit Nimzowitsch halten, Zigarette und Feuerzeug neben das Brett legen und die Drohung stärker als die Ausführung sein lassen.

 


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Schachgebot

   Dieses Kind des Matts - ohne Schach kein Matt - ist das Eckenverhältnis des Schachspiels. Der Beobachter kann dadurch ersehen, wer wie oft angegriffen hat. Ohne das Matt bleibt das Schachgebot jedoch brotlose Kunst, ja artet zur Majestätsbeleidigung aus: Der gegnerische König wendet sich mit Grausen ab. Dennoch führte der Rat "Siehst du ein Schach, so vergiß es nicht zu geben, denn es könnte ein Matt sein" schon zu unerwarteten Siegen.

 


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Turm

   Der Türm ist eine mächtige Schachfigur. Nicht umsonst wurde von ihm das Sprichwort "Der Turm in der Schlacht" geprägt. Mit brachialer Gewalt durchstößt er die feindlichen Linien. Der Turm ist leicht auszurechnen. Heimtückisches ist ihm fern - oder sind Sie schon einmal in eine Turmgabel getappt? Der Turm ist neben dem König die edelste Figur auf dem Brett. Keiner sonst darf mit dem König rochieren.

 


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Spitzenspieler

   Die Gefühle seiner Mannschaftskameraden sind ihm gegenüber zwiespältig: Ob seiner Spielstärke wird er allseits vergöttert. Beinahe liebevoll wird er verhätschelt, denn er könnte ja schon wieder ein interessantes Angebot vom (die Kraftausdrücke wurden zensiert) Nachbarverein vorliegen haben. Gerne fragt man den Spitzenspieler um Rat, sei es nun in der Partie oder bei einer Analyse. Es schmeichelt auch, wenn er nach einer gewonnenen Partie einem zufrieden die Hand drückt und ein wohlwollendes "Gut gemacht" von sich gibt.

   Doch der Spitzenspieler hat auch seine Schattenseiten: Er weiß um seine Wichtigkeit und nutzt diese weidlich aus. Je größer seine DWZ, um so größer sein GM (Großmaul). Gefürchtet sind seine Sight-Seeing-Touren während der Mannschaftskämpfe. Sein skeptischer Blick und sein Stirnrunzeln lassen seine Mannschaftskameraden in Panik und tiefste Depression fallen, wenn er gerade deren Partie betrachtet. Aber es soll auch nette Spitzenspieler ohne diese negativen Eigenschaften geben: Im Fränkischen wurde vor kurzem einer gefunden. Er war tot. Die Polizei hat seine Vereinskameraden in Verdacht ...

 


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Preisgeld-Theorie

   Die Relative-Preisgeld-Theorie ist theoretisch relativ einfach zu verstehen: Die Wahrscheinlichkeit, ein Preisgeld bei einem Open zu gewinnen ist umgekehrt proportional zur Anzahl der russischen Schachspieler im Teilnehmerfeld. Um es verständlich auszudrücken: Je mehr Sowjets mitspielen, um so geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer ein Preisgeld gewinnt.

 


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Wahlen

   Bei Wahlen in Schachvereinen verhält es sich so wie bei Walen: Die amtwilligen Funktionäre sind vom Aussterben bedroht. Die Mitglieder versuchen diesen Umstand zu beseitigen, indem sie Wahlgänge mit ehedem "DDR-Zuschnitt" inszenieren; 99-prozentige (der eine, der sich der Stimme zu enthalten hat, soll die Deckmäntelchen der Demokratie und Kritikfähigkeit hochhalten) für den Kandidaten, damit jener sieht, welch großes Vertrauen er im Wahlvolk genießt. Wahlen sind daher äußerst eintönige Angelegenheiten, die nur aus gelegentlichem Handheben bestehen. Geübte verschaffen sich dadurch etwas Abwechslung, dass sie einmal die linke, dann wieder die rechte Hand in die Höhe recken.

 


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Zehntausend, Sport der oberen

   Gewiss, der einfache Bauer beherrschte in früheren Jahrhunderten das königliche Spiel eher tölpelhaft. Leicht besser Betuchte aus dem niederen Volk erlangten sogar gewisse Bekanntheit, weil sie abstruse Gambits kreierten und mit ihrem Namen versahen wie der Donauschifffahrtsgesellschaftskapitän Evans, der bevorzugt die Themse befuhr. Jedenfalls konnten sich nicht nur Adelsleut' den Denksport leisten. Ein Brett und die 32 Figürchen konnte sich notfalls jeder Leibeigene aus seinen raren Brotkrumen kneten, wie schon Stefan Zweig in seinem authentischen Tagebuch aus dem Dreißigjährigen Frisurenkrieg, "Die Schachdauerwelle", belegte.

   Später brachte sich der stets akkurat gescheitelte Autor um, weil er sich die horrenden Kosten für den Schachsport nicht mehr leisten konnte. Inzwischen beschränkt sich die Ausübung wie Polo auf die oberen Zehntausend eines jeden Volkes. Blieb die Zahl der Schachbücher - rasch erwies sich Gutenbergs Druckkunst als Fluch für Naturspieler im steten Kampf gegen Theoriehaie - zunächst übersichtlich, rückte Schach ab 1966 zunehmend in einen elitären, weil kostspieligen Zirkel auf. Der Informator erschien erstmals. Zunächst wurde dem Beflissenen zweimal im Jahr das Geld aus der Tasche gezogen, neuerdings gar dreimal unter dem leicht zu entreißenden Deckmäntelchen der angeblichen Theorieflut. Dabei tut sich seit Jahrzehnten nichts mehr in den für den Amateur relevanten ersten drei Zügen.

   Ein schwerer, wenn nicht gar vernichtender Hieb wurde 86,73 Prozent der Spieler versetzt, als der sozialistische Schutzwall zur DDR fiel. Hatte sich das Proletariat noch dank der Mauer und der auf niederem Niveau festen Ostmark bis dahin preisgünstig mit den weißfarbigen Theoriefibeln sowjetischer Meister versorgen können, griff die Inflation danach rasend um sich.

   Heutzutage muss der fleißige wie begüterte Schachfreund für primitiven englischen Schund ein Zigfaches auf den Tisch legen, ohne jemals in den Genuss der titelheischenden Versprechen ("Winning with the Dummkopf Attack" oder dem zweiten Band "Winning with the Super Dummkopf Attack", gefolgt vom Titel "Black is o.k. in the Dummkopf Attack", der unweigerlich "Black is super o.k. in the Super Dummkopf Attack" sowie "Black is super pretty excellent o.k. in the Super Dummkopf Attack" nach sich zieht) zu kommen. Das Ganze gepaart mit den unabdingbaren Eröffnungsdatenbanken samt sündhaft teurer Partien-Updates plus der neuesten Programme namens "Gudrun", "Franz" oder "Elfriede" wurde Schach zum Sport von Millionären. Dass es sich bald nur noch Milliardäre leisten können, dem einst spottbilligen Denkspiel zu frönen, liegt an den exorbitanten Internet-Kosten, die für tägliches 22-stündiges Herunterladen aktuellen Partienmaterials anfallen. Ohne diesen Einsatz kann es der kleine Fisch gleich sein lassen, ganz abgesehen davon, dass er ohne Spielpraxis auf dem ICC gegen die Reichen verloren ist. Alsbald wird also Bill Gates gegen sich selbst spielen müssen.

 


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Zeitnot

   Wenn es sie nicht schon seit dem Einsatz von Schachuhren gegeben hätte, hätte sie wohl Hitchcock erfinden müssen: die Zeitnot. Nichts ist haarsträubender, nervenaufreibender und spannender. Fällt endlich die Klappe? Sieht Schwarz endlich die seit acht Zügen mögliche Springergabel mit Damengewinn?

   Nichts ist irrationaler als die Zeitnot. Nur eines ist an ihr bedauerlich: Sie endet nach 40 Zügen. Nur ungeübte Zeitnotspieler gönnen dem Publikum ein längeres Vergnügen. Weil sie gänzlich die Übersicht verlieren, blitzen sie in Unkenntnis der Zugzahl munter bis zum 78. Zug weiter. Dort halten sie dann inne, stellen fest, dass sie gerade den letzten Bauern eingestellt haben und geben fragenden Blickes auf: Wo ist ihre Mehrdame aus dem 18. Zug geblieben?

   Die Zeitnot besitzt aber auch einen Nachteil: Sie tritt leider bei Mannschaftskameraden auf und ist besonders unangenehm, wenn sich das sensationslüsterne Publikum um einen schart, weil man selbst nur noch vier Sekunden für 12 Züge hat.

 


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Zugwiederholung

   Wiederholungen gibt es im täglichen Leben immer wieder. Am meisten verhasst sind jene im Fernsehen. Nicht minder unattraktiv sind Zugwiederholungen im Schach. Es ereignet sich nichts auf dem Brett, gähnende Langeweile. Eine einmalige Zugwiederholung mag das Publikum verzeihen - kann es doch dazu dienen, in einer Art Zeitlupe dem Zuschauer nochmals das gerade Geschehene vor Augen zu führen. Ärger bis hin zu "Eintritt zurück"-Rufe zwingen dreifache Zugwiederholungen hervor. Dann wird es selbst dem treuesten Fan zu bunt. Um dem aus faulen Tomaten bestehenden Sperrfeuer der Zuschauer zu entkommen, ruft daher einer der beiden Lumpen "dreimal selbe Stellung", wonach die Schachregeln beide Spieler mit dem Verlust eines halben Zählen bestrafen.

 

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