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Nitroglyzerin namens Aljechin

Baden-Baden 1925, vierter Teil

von Hartmut Metz

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   Alexander Aljechin legte nach dem Auftaktremis gegen den 19-jährigen mexikanischen Wunderknaben Carlos Torre einen Glanzstart hin. Das russische Schachgenie gewann die nächsten neun Partien beim Baden-Badener Turnier von 1925! Selbst Akiba Rubinstein konnte nicht mehr mithalten und lag mit acht Punkten zur Turnier-Halbzeit mit eineinhalb Zählern zurück. Als schachliches „Nitroglyzerin" bezeichnete Korrespondent Savielly Tartakower seinen Rivalen am Brett.

   1924 hatte Aljechin schon in der achten Runde im Turnier von New York 1924 seine beste Partie gegen Richard Reti gespielt. Diesmal übertraf sich der angehende Weltmeister noch mehr: „Ich halte diese Partie und jene gegen Bogoljubow in Hastings 1922 für die glänzendsten meiner Schachkarriere", bekannte der spätere Weltmeister.









Stellung nach:

Reti - Aljechin [A00]
Meko25

1.g3 e5 2.Sf3 e4 3.Sd4 d5 Aljechin meinte, die "Ungereimtheiten" der gegnerischen Entwicklung seien durch c5 besser zu unterstreichen gewesen. Das Abspiel ähnelt sehr der Jagdvariante in der Aljechin-Verteidigung. Einziger Unterschied: Schwarz wird vom Gejagten zum Jäger. [3...c5 4.Sb3 c4 5.Sd4 Lc5 6.c3 Sc6] 4.d3 exd3 5.Dxd3! Sf6 6.Lg2 Lb4+ 7.Ld2 Lxd2+ 8.Sxd2 0-0 9.c4! Sa6! 10.cxd5 Sb4 11.Dc4 Sbxd5 12.S2b3 c6 13.0-0 Te8 14.Tfd1 Lg4 15.Td2 Dc8 16.Sc5 Lh3! 17.Lf3 Lg4 18.Lg2 Lh3 19.Lf3 Lg4 20.Lh1 Weiß vertraut auf die starke Position seines Springers auf c5 und möchte mit einem Bauernsturm am Damenflügel zum Erfolg gelangen. Alexander Kotow kommentiert trefflich: "Von wie viel Kleinigkeiten und Launen hängt doch manchmal ein Schachwerk ab! Wenn Reti jetzt 20.Lg2 gespielt hätte, wäre die Partie durch Zugwiederholung remis geworden und wir hätten die nachfolgende geniale Kombination nie gesehen. Zum Glück war dies jedoch nicht der Fall." 20...h5! Schwarz möchte g3 schwächen. "Jetzt entfaltet Schwarz seinen Angriff mit verblüffender Energie und macht den zweiten Teil der Partie zu einem der geistreichsten, lebendigsten und verworrensten in der gesamten Schachliteratur", meint Tartakower. 21.b4 a6 22.Tc1 h4 23.a4 hxg3 24.hxg3 Dc7 25.b5 Besser wäre e4 gewesen, um den Springer zu vertreiben. [25.e4] 25...axb5 26.axb5 Te3!! Unglaubliche sechs Züge lang fühlt sich der Turm auf diesem Feld wohl! 27.Sf3? [Am besten ist 27.Lf3! Lxf3 28.exf3 cxb5 29.Sxb5 Da5] 27...cxb5 28.Dxb5 Sc3! 29.Dxb7 [29.Dc4 erlaubt 29...b5! nebst Se2+] 29...Dxb7 [29...Sxe2+ 30.Txe2! Dxb7 31.Txe3! gibt Weiß Remischancen] 30.Sxb7 Sxe2+ 31.Kh2 [31.Kf1 Sxg3+ 32.fxg3 Lxf3 33.Lxf3 Txf3+ 34.Kg2 Taa3 35.Td8+ Kh7 36.Th1+ Kg6 37.Th3 Tfb3! und Schwarz gewinnt, kommentiert Aljechin.] 31...Se4! 32.Tc4! Der Turm ist immer noch nicht zu nehmen. [32.fxe3 Sxd2 33.Sxd2 Sxc1 kostet eine Qualität.] 32...Sxf2! [32...Sxd2? 33.Sxd2; 32...Lxf3 33.Txe4] 33.Lg2 Le6! 34.Tcc2 Sg4+ 35.Kh3 Se5+ 36.Kh2 Txf3! 37.Txe2 Sg4+ 38.Kh3 Se3+ 39.Kh2 Sxc2 40.Lxf3 Sd4! [40...Sd4! 41.Tf2 Sxf3+ 42.Txf3 Ld5! spießt die verbleibende weiße Streitmacht auf.]

0-1

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