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Der schwarze Ritter

Morosewitsch hingegen mit Weiß sehr schwach

von Hartmut Metz, 10. Februar 2001

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   Im ersten Duell der beiden Weltmeister, garniert mit dem Vergleich des vom Thron gestoßenen Weltranglistenersten Garri Kasparow, standen die Spieler hinter dem Inder Viswanathan Anand und Wladimir Kramnik deutlich im Schatten. Dabei zeigten außer Alexej Schirow auch Wassili Iwantschuk und Alexander Morosewitsch beeindruckende Leistungen in Wijk aan Zee. Der Ukrainer verdarb in beiderseitiger haarsträubender Zeitnot mit weniger als einer Minute für 15 Züge eine Gewinnstellung gegen Kramnik. Anschließend räumte Iwantschuk reumütig ein, dass er wieder einmal auch in Zeitnot zu kompliziert gespielt hatte. Mit einem Sieg wäre er am Schluss zusammen mit Kasparow an der Spitze gestanden. So teilte er hinter dem Russen (9:4 Punkte) und Anand (8,5:4,5) Platz drei mit Kramnik (beide 8:5).

   Morosewitsch brachte zwar im Gegensatz zu Iwantschuk das Kunststück fertig, Kramnik eine Niederlage beizubringen, trotzdem reichte es für den 23-jährigen Russen „nur" zu Rang fünf. Grund: Mit den weißen Steinen kam Morosewitsch auf keinen grünen Zweig. Vier Unentschieden standen zwei Niederlagen gegenüber. Mit Schwarz holte das Taktikgenie jedoch sensationelle 5,5:1,5 Punkte.

   Zu seinen Opfern zählte der ebenfalls für sein originelles Spiel bekannte Loek van Wely. Der Niederländer, der in der neuen Weltrangliste auf Platz zwölf vorrückte und erstmals die magische Grenze von 2 700 Elo erreichte, stand dem Kombinationswirbel chancenlos gegenüber.









Stellung nach:

W: van Wely S: Morosewitsch

1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 dxc4 5.a4 c5 Wie so oft entdeckt Morosewitsch entweder neue Wege oder gräbt alte Varianten aus. Diesmal folgt er einem Abspiel, das der ehemalige Weltmeister Wassili Smyslow vor rund einem halben Jahrhundert spielte! 6.d5 6.e4 ist gängiger. Die Theorie gibt außerdem 6.e3 an. 6...Lf5 7.e3 e6 8.Lxc4 exd5 9.Sxd5 Sc6 Die theoretische Neuerung. In Rustemow - Illinski (Moskau 1995) geschah Le4 10.Sc3 Dxd1+ 11.Kxd1 Lxf3+ 12.gxf3 Sc6 13.Ke2 mit leichtem weißen Vorteil. 10.Db3 Dd7!? Ein typischer Morosewitsch-Zug. Ungerührt setzt er auf Entwicklung und lässt eine Schwächung der Bauernstruktur zu. 11.Sxf6+ gxf6 12.Ld2 Tg8 13.Lc3?! Das geißelten die Kommentatoren. Weiß sollte lang rochieren, wodurch eine scharfe Stellung entsteht. 13...0-0-0! 14.Lxf7 Txg2! Der Zug sieht wegen der offensichtlichen weißen Fortsetzung wie ein grober Schnitzer aus. Aber Schwarz hat sehr weit gerechnet. 15.Sh4 Se5!! Der Turm auf g2 darf sich nicht rühren, weil 16.Sxf5 nebst Le6 katastrophale Folgen hätte. 16.Sxf5? 16.Lc4 Tg4 17.Sxf5 Sxc4 18.Dc2 Dc6 19.Tf1 Df3 20.Sg3 Ld6 ist nicht schön für Weiß, führt dafür aber auch nicht gleich in den Orkus. Den Turm zu verspeisen verbietet sich ebenfalls: 16.Sxg2 Sf3+ 17.Ke2 Ld3+ 18.Kd1 (18.Kxf3 Dh3+ 19.Kf4 Lh6 matt) Lc4+. 16...Sd3+ 17.Kf1 Txf2+ 18.Kg1 Kb8! Dieser ruhige Königszug entschärft Le6 19.De6 19.Sg3 erlaubt ein geniales Ende: Dc6 20.e4 c4 21.Dxc4 Lc5 22.b4 Le3 23.Dxc6 Sf4!! 24.h4 Tf3+ 25.Kh2 Td2+!! 26.Lxd2 Tf2+ 27.Kg1 Txd2+ 28.Kf1 Tf2+ 29.Kg1 (wegen der Variante 29.Ke1 Sd3+ 30.Kd1 Td2 matt war das Turmopfer auf d2 erforderlich) Ta2+ 30.Kf1 Txa1+ 31.Dc1 Txc1 matt. 19...Txf5 20.h4 20.Dxd7 Txd7 21.Le6?? Tg7 matt. 20...Ld6 21.Tf1 Tg8+! 0:1 22.Lxg8 Dg7 matt.

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