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Berliner Mauer durchbrochen

Erstmals seit vier Jahren zwingt Kasparow Kramnik in die Knie

von Hartmut Metz, 9. Juni 2001

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Vladimir Kramnik

Vladimir Kramnik

   Für Braingames-Weltmeister Wladimir Kramnik sind die vergangenen Wochen wunderbar verlaufen. Erst nahm er Garri Kasparow im Finale des Geburtstagsturnieres von Viktor Kortschnoi herrlich auseinander, dann verliehen ihm die Journalisten den Schach-Oscar 2000 für seinen grandiosen WM-Sieg ohne Niederlage über Kasparow. Mit 3 796 Stimmen (179 erste Plätze) setzte sich der Russe vor Fide-Weltmeister Viswanathan An-and (3 410/78 erste Plätze), Kasparow (3 372/60), Alexej Schirow (2 028) und Michael Adams (1 388) durch.

   Kramniks Glück währte bis zur letzten Partie des Turniers zur zehnjährigen Unabhängigkeit Kasachstans. Der 25-Jährige führte in Astana mit einem halben Zähler Vorsprung vor Kasparow. Das sollte doch reichen, auch wenn sein Vorgänger auf dem WM-Thron im direkten Duell des doppelrundigen Wettbewerbs nochmals die weißen Steine führen durfte. Schließlich hatte ihn Kasparow seit Linares 1997 nicht mehr bezwingen können! Übermütig hatte Kramnik auch verbreitet, sein russischer Widerpart wolle nicht einsehen, dass er die Berliner Verteidigung einfach besser verstehe.

 

Garri Kasparow

Garri Kasparow

   Just diese stellte der verbohrte Kasparow erneut auf den Prüfstand - und brachte die „Berliner Mauer" erstmals zum Einsturz. In einer stark vorgetragenen Partie schlug der Dominator der Jahre 1985 bis 2000 seinen Nachfolger und verteidigte die Erfolgsserie bei Turnieren. Nimmt man Wettbewerbe mit kürzerer Bedenkzeit wie in Zürich und die Frankfurt Chess Classic 2000 aus, belegte Kasparow seit Januar 1999 bei jedem Turnier Platz eins.

 

Endstand in Astana nach zehn Runden: 1. Garri Kasparow 7 Punkte, 2. Wladimir Kramnik (beide Russland) 6,5, 3. Boris Gelfand (Israel) 5,5, 4. Alexej Schirow (Spanien), Alexander Morosewitsch (Russland) je 4,5, 6. Darmen Sadwakasow (Kasachstan) 2.









Stellung nach:

W: Kasparow S: Kramnik

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 Sf6 4.0-0 Sxe4 5.d4 Sd6 6.Lxc6 dxc6 7.dxe5 Sf5 8.Dxd8+ Kxd8 9.Sc3 h6 10.h3 Ld7 11.b3 Ke8 Bei der WM in London bevorzugte Kramnik stets Kc8. 12.Lb2 Td8 13.Tad1 Se7 14.Tfe1 Sg6 15.Se4 Sf4?! c5 ist eine Alternative, um dem Springer das Feld d4 zu rauben. So erlaubt Schwarz dem Anziehenden ein brillantes Bauernopfer. 16.e6!! Sxe6 17.Sd4 c5?! Das merkwürdig erscheinende Th7 erlaubt auf 18.Sf5 Lc8 mit zäher Verteidigung. 18.Sf5 Th7 19.Lf6! Tc8 20.Lxg7 Bei der Analyse erwog Kasparow 20.Lh4!?, weil sich Schwarz danach kaum noch rühren kann. 20...Lxg7 21.Sxg7+ Txg7 22.Sf6+ Ke7 23.Sxd7 Td8 24.Se5 Txd1 25.Txd1 Sf4 26.Kh1! Eine unliebsame Überraschung. Txg2 verbietet sich nun wegen 27.Sd3, und Sxg2 scheitert an 27.Tg1. 26...Tg5 27.Sg4 Td5 28.Te1+ Kf8 29.Sxh6 Td2? Erst Kg7 30.Sg4 und dann Td2 bietet wegen des aktiven Turms Remischancen. 30.Te5 Txf2? Wieder ist Kg7 Pflicht. Nun entscheidet die Fesselung auf der f-Linie. 31.Tf5 Kg7 32.Sg4 Txg2 33.Txf4 Txc2 34.Tf2 Tc3 35.Kg2 b5 36.h4 c4 37.h5 cxb3 38.axb3 Tc5 39.h6+ Kf8 40.Sf6 Tg5+ 41.Kh1

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