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Anand, Kramnik oder Kasparow der Beste?

Lautet die Antwort womöglich am Schluss Schirow?

von Hartmut Metz, Januar 2001

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   „Wer ist der stärkste Schachspieler der Welt?" Der niederländische Stahl-Multi Corus offeriert zu dieser Frage auf seiner Internet-Seite www.corusgroup.com/coruschess/home.html drei Antworten: Garri Kasparow, Viswanathan Anand und Wladimir Kramnik. Nach fünf von 13 Runden führt aber keiner des Trios den Elite-Wettbewerb an, für den Corus neun der zehn Top-Ten-Spieler verpflichtete. Alexej Schirow heißt der Großmeister der Stunde in Wijk aan Zee. Der Wahl-Spanier liegt mit 4:1 Punkten einen halben Zähler vor den Russen Alexander Morosewitsch, Garri Kasparow und Wladimir Kramnik. In Lauerstellung befindet sich der neue Champion des Weltverbandes FIDE, Anand. Der Inder verbuchte bis dato erst einen Sieg und vier Unentschieden.

   Darunter aber auch ein Remis, das der Weltranglistenzweite als Achtungserfolg werten darf. Trotz der schwarzen Steine hatte der „Tiger von Madras" Kasparow mächtig unter Druck gesetzt. Nur mit knapper Not entkam der Weltranglistenerste der Niederlage. Dafür wäre dem 37-Jährigen gegen Kramnik beinahe eine erste Revanche gelungen. Im Oktober hatte ihn sein zwölf Jahre jüngerer Landsmann als Weltmeister von eigenen Gnaden abgelöst. Weil Kasparow seit 1993 von der FIDE abtrünnig ist, anerkannte der Verband auch nicht die WM in London. Bei dieser hatte Kramnik dem einstigen „Über-Großmeister" aus Moskau mit 8,5:6,5 abserviert. In Wijk aan Zee war Kasparow aber deutlich besser auf die so genannte „Berliner Mauer" Kramniks vorbereitet. Hatte er in London die schwarze Verteidigung nie durchbrechen können, stand der entthronte Titelträger diesmal auf Gewinn. Jedoch bewies sein Kontrahent einmal mehr seine Zähigkeit und rettete ein Remis. Das letzte der drei Prestige-Duelle wird am Montag gespielt, wobei der vom Auslosungspech verfolgte Anand sich mit Schwarz seiner Haut gegen Kramnik erwehren muss.

   Anand? Kramnik? Kasparow? Die Antwort auf die Frage, wer denn nun der beste Schachspieler der Welt ist, könnte zumindest während der Tage an der niederländischen Küste Alexej Schirow lauten. Der Vizeweltmeister, der im Dezember in Teheran Anand im WM-Finale mit 0,5:3,5 unterlag, spielt bisher grandioses Schach und wurde seinem Spitznamen mehr als gerecht: „Der Hexer von Riga".


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