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Geburtstagsanruf kostet den Punkt

Weltmeister Ponomarjow verliert wegen Handy-Klingelns seine Partie

von FM Hartmut Metz, 15. November 2003

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   Bei der Mannschafts-Europameisterschaft im bulgarischen Plowdiw verkündet der Hauptschiedsrichter vor der ersten Runde, dass Handys im Saal auszuschalten sind und ein Klingeln den Partieverlust des Besitzers zur Folge habe. Anschließend bittet der Referee Ruslan Ponomarjow zu sich und gratuliert dem Weltmeister zum 20. Geburtstag. Danach sind die Uhren zu den Partien freigegeben.

   Etwa zweieinhalb Stunden später klingelt ein Handy! Ausgerechnet das des Weltmeisters! Ponomarjow zieht, wie das Magazin "Schach" berichtet, kurz sein silbernes Mobiltelefon aus der Innentasche seines Mantels, drückt es aus und steckt es zurück. "Ohnehin totenblass, verändert sich sein Gesichtsausdruck kaum", erinnert sich der deutsche Frauentrainer Raj Tischbierek. Während der einzige Schiedsrichter in der Nähe unschlüssig ist, ob er ausgerechnet das weltmeisterliche Geburtstagskind bestrafen soll, zögert Kontrahent Jewgeni Agrest nicht lange. Ponomarjow stand zwar schon deutlich schlechter gegen den Schweden, aber die umgehende Niederlage nach 28 Zügen war doch eine schöne Bescherung. Immerhin ließ sich der Ukrainer dadurch nicht beirren und punktete anschließend emsig mit 5,5:1,5 Punkten.

 

Alexander Grischuk

Alexander Grischuk

 

   Den EM-Titel sicherte sich souverän Russland mit 17:1 Zählern vor Israel (15:3) und Georgien (13:5). Deutschland wurde nur Elfter. Den Ausschlag im Kampf um Gold gab der russische 2,5:1,5-Sieg in der fünften Runde über Israel. Nachstehend der Sieg von Alexander Grischuk über Emil Sutovsky. Die drei anderen Partien des Spitzenkampfs endeten remis.

 










W: Grischuk S: Sutovsky

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.c3 Sf6 4.Le2 g6 [ 4...Sxe4?? ist ein schlimmer Fehler, der durch 5.Da4+ Sc6 6.Dxe4 sofort bestraft wird. In der Megabase von Chessbase gibt es unter den weit über zwei Millionen Partien trotzdem rund 50, in denen Schwarz so schlecht spielte - und manchmal dennoch gewann! ] 5.0-0 Lg7 6.Lb5+ Ld7 7.Lxd7+ Sfxd7 [ 7...Dxd7 ist häufiger anzutreffen.] 8.d4 0-0 9.Le3 Db6 10.Dd2 Sf6 11.dxc5 dxc5 12.Dc2 Dc6 13.Sbd2 h6? Das nannte Sutovsky später "eine blöde Idee". [ 13...Sbd7 sollte sogleich geschehen.] 14.Tfe1 Sa6 [ 14...Sbd7 ist nun nach 15.e5 Sd5 16.e6! unangenehm zu spielen. 16...Dxe6 ( 16...fxe6 17.Dxg6 ) 17.Lxh6+/- ] 15.Se5! De6 16.f4 Sg4 17.Sxg4 Dxg4 18.f5 e6 Schwarz muss sich um den nervenden Bauern kümmern. 19.h3 Dg3?! [ 19...Dh4 sieht besser aus, um das Feld f6 zu kontrollieren, das alsbald zur Achillesferse wird.] 20.Sf3 Tad8? Sutovsky plädierte für [ 20...Dc7 "als kleinstes Übel. Ich glaube aber, viel war hier ohnehin nicht mehr zu machen", sagte der Israeli im Magazin "Schach".] 21.f6! Lxf6 22.e5! Lg5 [ 22...Lxe5 23.Lf2 gewinnt den Läufer.; 22...Lh4 23.Lxh6 Tfe8 24.Te4 verliert wegen der Drohung Tg4 mindestens eine Figur.; Bei 22...Lg7 23.De4! g5 24.Dxb7 Sb8 25.Lxc5 rettet Schwarz zwar seine Dame, büßt jedoch auf der anderen Brettseite zu viel Material ein.] 23.Lf2 Df4 24.Te4 Df5 [ 24...Td2 25.Da4!? Df5 26.Sxd2 Lxd2 27.Tf1 hilft auch nicht mehr.] 25.De2 und weil gegen 26.g4 mit Damengewinn kein Kraut mehr gewachsen ist, streckte Sutovsky die Waffen. 1-0

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