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Schmaltz,R (2440) - Wiechert,H [B19]
Mannheim op (9), 1994

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1.e4 Nach dem Sieg gegen Meszaros in Runde 7 und einem weiteren vollen Punkt in Runde 8 (gegen Andreas Lambert) bescherte mir die letzte Runde den Shootingstar Roland Schmaltz mit den schwarzen Steinen. Ich brauchte mindestens ein Remis, um in die Preisränge zu kommen. Ich machte vor der Partie einen ausgedehnten Spaziergang und ging voll konzentriert in den scheinbar aussichtslosen Kampf ... 1...c6 Die folgenden Züge wurden im Eiltempo heruntergeblitzt, wir wiederholten dabei unsere Blitzpartie vom Kirchheimer Weinhachtsblitzturnier, in welcher ich chancenlos unterging. Doch diesmal war ich besser vorbereitet ... 2.d4 d5 3.Sd2 dxe4 4.Sxe4 Lf5 5.Sg3 Lg6 6.h4 h6 7.Sf3 Sd7 8.h5 Lh7 9.Ld3 Lxd3 10.Dxd3 Dc7 gegen Lf4 gerichtet. 11.Ld2 e6 12.0-0-0 Sgf6 13.Se4 Sxe4 14.Dxe4 Sf6 15.De2 0-0-0 16.g3 Ld6 17.c4 c5 18.Lc3 cxd4 19.Sxd4 a6 Genau diese Variante hatte ich vorbereitet, wobei man sich das nicht so vorstellen darf, dass ich mir in ChessBase oder ähnlichen elekronischen Gedächtnisstützen zig Partien anzeigen liess, um mir ein Bild über den aktuellen Stand der Theorie zu machen, nein, weit gefehlt, zu jenem Zeitpunkt stand mir lediglich die "Minienzyklopädie" BCO 2 als Informationsquelle zur Verfügung! 20.Sb3 [in obiger "Abhandlung" wird 20.Td2 Dc5! 21.Kc2 Lc7 22.g4 La5! 23.Sb3 Dc6 mit Ausgleich angegeben, Cabrilo-Vadasz, Trnava 1981, Schmaltz schlug jedoch nach der Partie; 20.Kb1!? mit der Idee Sb3, La5 und Tc1 nebst Bauernvormarsch am Damenflügel vor, jedoch scheint mir auch hier nach 20...Dc5! noch nichts entschieden, z.B. 21.b4 (21.Sb3 Df5+ 22.Ka1 Lc7= ) 21...De5! 22.Dd3 De4! mit vollwertigem Spiel für Schwarz.] 20...Dc6 hier schliesst BCO 2 mit der Bemerkung "=". 21.Th4! Ein starker Zug, der schwarze Entlastungsmanöver auf der vierten Reihe unterbindet. 21...Lc7 22.Sd4 Dc5! Dieser Zug ist auch hier gut. Schwarz hat keine Probleme. 23.b4 De5 24.Df3 Dd6 25.Thh1 Ein kleiner "Test" für Schwarz, den dieser auch besteht! 25...De5! Verhindert wegen der Schwäche von h5 die Umgruppierung des weißen Königsturms. 26.Th4 Dd6 27.Td2 Remis durch Zugwiederholung kommt für Weiss natürlich nicht in Frage ...27...De7 28.Th1 Lb6!? Ein provokativer Zug, der Weiss zum Vorstossen seines c-Bauern animieren soll. Schmaltz meinte nach der Partie, dieser Zug sei einfach schlecht gewesen, was ich aber etwas anders sehe ... 29.c5 Jetzt steht Schwarz das Feld d5 zur Verfügung, besser war daher [29.Thd1 mit leichtem Vorteil für Weiss.] 29...La7!? Die Alternative war [29...Lc7 30.Thd1 Sd5! 31.Sb3 Dg5! 32.La1!? Sxb4 33.Dxf7 Txd2 34.Txd2 e5 mit ungefährem Ausgleich] 30.Thd1 Td5 [30...Sd5? funktioniert jetzt nicht mehr wegen 31.Sf5! mit weissem Vorteil.] 31.Sb3! Txd2 32.Txd2?! Eine Ungenauigkeit, besser war [32.Sxd2! Td8 33.Lxf6 gxf6 34.Sc4! Txd1+ 35.Dxd1 f5 36.Sd6+ Kb8 37.Dd4! , und Weiss beherrscht das ganze Brett.] 32...Sd5 Verliert einen Bauern, kaum besser war aber [32...Td8 33.Lxf6 gxf6 34.De3! Txd2 35.Sxd2 a5 36.a3 axb4 37.axb4 Df8 38.Sc4! f5 39.Dc3!! Kd7 40.Dd3+ Kc7 41.Sd6 Kb8 42.Sxf7!! mit Vernichtung] 33.Lxg7 Tg8 34.Lxh6 Sxb4 35.Le3 Sd5 36.h6 Der Gewinn sollte jetzt doch eigentlich nur noch eine Frage der Technik sein ... 36...Th8 37.Td4 Sxe3 38.Dxe3 Df6 39.Th4 Lb8 Erstaunlicherweise ist es für Weiss gar nicht so einfach, Fortschritte zu machen, denn sein König steht recht luftig, während Dame und Turm ständig auf den Bauern h6 aufpassen müssen. 40.Kd1 Nicht wirklich ein Fehler, doch den folgenden Damenausfall hätte man nicht zulassen müssen. Nach [40.Th2 Th7 41.Th4 Lc7 42.c6! sollte Weiss langsam, aber sicher gewinnen.] 40...Db2! Jetzt mischt Schwarz wieder kräftig mit! 41.Ke1? Weiss beginnt zu "schwimmen". Immer noch gewinnverheissend war [41.Dd2! Db1+ (nicht jedoch 41...Td8? 42.Td4 Txd4 43.Dxd4 Dxa2 44.Sd2! , und der h-Bauer entscheidet den Tag.) 42.Ke2 Td8 43.Td4! Lc7! 44.Txd8+ Lxd8 45.f3! , und Weiss bleibt am Drücker.] 41...Db1+!? Eine interessante Alternative zu dem scheinbar selbstverständlichen [41...Dxa2 42.Kf1 Dc2 43.Kg2 , was zwar den Bauern zurückgewinnt, den weissen König aber auch auf sichere Felder treibt.] 42.Sc1 Td8!? Die Stellun g ist äusserst angespannt, die schwarze Idee besteht darin, den Läufer nach e5 zu führen, der dort sowohl den h-Bauern im Zaum haltenl, als auch beim Angriff auf den weissen König mitwirken soll. 43.Tc4!? Eine interessante Idee, um selbst auf Angriff zu spielen. Möglich war auch [43.h7 Le5! 44.c6! bxc6 45.Dc5! Db5 46.Tc4! Kc7 47.Sb3! Td5! , und Schwarz hält dagegen.] 43...Td5 Wie gut, dass ich dieses Feld habe! 44.Kf1 Weiss will den König nach g2 führen und dann den Springer wieder ins Spiel bringen. 44...Td1+ 45.Kg2 Df5 46.Se2?? Dieser Zug belohnt die schwarze Verwirrungstaktik. Zum Gewinn führte [46.Td4! Txd4 47.Dxd4 Lc7 48.Sb3! Ld8 49.g4! Dg6 50.c6! bxc6 51.Sc5 Kc7 52.Sxa6+ Kc8 53.Sc5 Kc7 54.Df4+ Kc8 55.De4!! mit Matt oder grossem Materialverlust nach 55...Lc7 56.h7 Dxe4+ 57.Sxe4 Le5 58.Sd6+! Kd7 59.Sxf7 ] 46...Dd5+ Checkie! 47.De4 Dh5! Gewinnt das Herzstück des Weissen, den Bauern h6 ! 48.Sg1 Sonst wird's matt ! 48...Dxh6 49.c6! Weiss holt seinen letzten Pfeil aus dem Köcher, und Schwarz muss trotz Gewinn des wichtigen Bauern h6 weiterhin höllisch aufpassen, um dem weissen Angriff nicht doch noch zum Opfer zu fallen. 49...b5! einfach und stark. 50.Td4? Schon wieder ein Fehler, besser war [50.Tc2 Dg6 51.Dxg6 fxg6 mit ungefährem Ausgleich.] 50...Dc1? Infolge der knappen Bedenkzeit gibt es eine wahre "Fehlerorgie" auf beiden Seiten. Hier konnte Schwarz mit [50...f5! 51.Dh4 Dxh4 52.Txh4 Kc7! 53.Th8 Td6! den Bauern c6 in aller Ruhe abholen und das Endspiel nach Hause schieben.] 51.Se2?? Wieder führt Weiss seinen Springer auf dieses Feld, und wieder ist es ein Fehler! Es musste unbedingt [51.Txd1 Dxd1 52.Sf3 Dd6 53.Dh7! Dxc6 54.Dg8+ Kb7 55.Dxf7+ geschehen, mit remislichen Tendenzen.] 51...Txd4 52.Sxd4 Dc4! Plötzlich steht Schwarz auf Gewinn ! 53.Dh4 Dd5+?! Verdirbt nichts, aber einfacher war [53...Le5! 54.Sf3 Dxc6 55.De7 f6 56.g4 Lc3 ] 54.Kh2 Le5 Der Bauer c6 ist nun dem Tode geweiht. 55.Sb3 Dxc6 56.De7 Dc7 Natürlich steht Schwarz hier auf Gewinn, allerdings hatte ich nur noch acht Minuten für den Rest der Partie zur Verfügung, ausserdem sind Dame und Springer, noch dazu in der Hand eines Blitzhais, eine gefährliche Waffe. Kurzum, ich bot hier remis an, was auch sofort akzeptiert wurde. 1/2-1/2

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