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Mannschaftspokal

Jubiläum


Rochade Express, Nr. 62, Seite 11, "Finale gegen Caissa"
von Hartmut Metz

   Bis zum mittelbadischen Mannschaftspokal war die Rochade mit Caissa, der Schachgöttin, im Bunde. Im Endspiel geht es nun gegen die Caissa, die aus Rastatt. Die Entscheidung im Bezirkspokal fällt am 18. März (ab 19.30 Uhr) in unserem Vereinsheim, da den Rastattern aller Voraussicht nach ihr Spiellokal an diesem Abend nicht zur Verfügung steht. Beide Mannschaften dürften bereits die Qualifikation für den badischen Pokal in der Tasche haben (siehe Terminkalender).

Ottenau - Kuppenheim 2:6

   Während unser Gegner leicht durch alle Runden spazierte - die Kontrahenten waren meist deutlich unterlegen, zum Beispiel Iffezheim beim 1,5:6,5 im Halbfinale, taten wir uns sehr, sehr schwer. In Ottenau fiel der Sieg mit 6:2 zwar standesgemäß aus, als berauschend möchte ich unsere Leistung dennoch nicht bezeichnen. Ohne zahlreiche Stammspieler lagen wir rasch im Hintertreffen, weil Ralf Gantner die Eröffnung als Schwarzer überscharf, um nicht zu sagen schlecht, behandelte. Ralf Wendelgaß kam zudem nicht über ein Remis hinaus, da er in dem Moment die Punkteteilung akzeptierte, als er besser stand. Wenigstens sorgte Kai Götzmann in einer scheinbar konfusen Partie - die Analyse belegte später jedoch Kais korrektes Spiel - dafür, dass die Ersatzleute zunächst eine ausgeglichene Bilanz beitrugen.

   Matthias Menge und meine Wenigkeit sorgten danach für klare Verhältnisse und für die beruhigende 3,5:1,5 Führung. Dietmar Wendelgaß bewies bei seinem Comeback in der "Ersten", dass er immer noch sehr stark spielt. Mit einer prächtigen Leistung zog er Frank Miller in einem Turmendspiel souverän über den Tisch und sicherte den Erfolg. Endspiele beherrscht Toni Stückl ebenfalls famos - wenn ihm die Zeitnot keinen Strich durch die Rechnung macht. Der ehemalige Zugspitz-Meister hatte zwar damit zu kämpfen, doch letztlich setzte er sich gegen Kai Mailitis, den mit Abstand stärksten Ottenauer, durch. Null problemo für Toni gegen einen seiner Lieblingsgegner. Zum 6:2 trug Alexander Hatz noch ein Remis bei, nachdem er ein hoffnungslos gewonnenes Endspiel mit jeweils einem Turm und ungleichfarbigen Läufern verdummbeutelt hatte. Alex mißachtete einfache Regeln und büßte dies eben mit dem unerwarteten Unentschieden.

   Einzelergebnisse: 1. R. Wendelgaß ½, 2. Götzmann 1, 3. Menge 1, 4. Stückl 1, 5. R. Gantner 0, 6. H. Metz 1, 7. D. Wendelgaß 1, 8. Hatz ½

Durmersheim - Kuppenheim 3:5

   Unsere Glückssträhne begann in Durmersheim. Die Rochade-Aufstellung mißriet etwas, weshalb die Gastgeber unsere leichte Führung von Ralf Großhans an Brett 8 umgehend am zweiten egalisieren konnten. Kai Götzmann, der die Eröffnung gar nicht einmal schlecht behandelte, unterlag Bernd Sauer. Matthias Menge remisierte gegen seinen ehemaligen Mannschaftskameraden Gerhard Alberts recht schnell zum 1,5:1,5. Nur gut, dass Uwe Gantner mühelos für das 2,5:1,5 sorgte. Paul Ganz hatte etwas unerwartet in ein Bauernendspiel mit einem Farmer weniger eingelenkt. Da ließ sich Uwe nicht zweimal bitten. Insgesamt sah es schlecht aus, nachdem ich völlig blind eine Figur für einen Bauern eingepatzt hatte, und Toni seine Position gegen Horst Busch zusehends ins Remis vergeigte. Von Ralf Gantner erwarteten wir am Spitzenbrett gegen Thomas Richter nichts - doch ausgerechnet er hätte nun die wichtige Punkteteilung zu einem 4,5-Sieg beibringen sollen. Allerdings glaubte Ralf, er müsse gewinnen, wich einem Dauerschach aus und verdarb in der Zeitnotschlacht mindestens ein Remis. Ob Richter in seiner Zeitnot überhaupt das Dauerschach gefunden hätte, blieb zweifelhaft. Aus psychologischer Sicht schien mir dessen vorhergehendes Figurenopfer aber genau die richtige Taktik gegen Ralf.

   Alexander Hatz profitierte gegen Hubert Weßbecher von einer kleinen Eröffnungsfalle, die letztlich zu einem Bauerngewinn führte. Vom vertanen Endspiel Turm plus ungleichfarbige Läufer in Ottenau hatte er wohl gelernt. Diesmal verstärkte unser zweiter Vorsitzender den Druck bis die Lage Weßbechers hoffnungslos wurde. Derweil erzielte mein Kontrahent, Wolfgang Burkart, mit seiner Mehrfigur keine Fortschritte und dachte nach und dachte nach. Erst ließ ich meine Zeit bis auf 15 Minuten ablaufen, um vielleicht in der Zeitnothektik ein Remis zu retten, danach ging ich im 39. Zug vom Brett weg, als Burkart immer tiefer in die inzwischen komplizierte Stellung versank - und die Zeit überschritt. Es war gut, dass ich ihn dabei erst wieder störte, als das Blättchen nach unten sauste. Da war ich dann aber fix am Brett! Nun durfte sich Toni bedenkenlos auf das Unentschieden einigen.

   Einzelergebnisse: 1. R. Gantner 0, 2. Götzmann 0, 3. Hatz 1, 4. Menge ½,5. H. Metz 1, 6. Stückl ½, 7. U. Gantner 1, 8. Großhans 1

Sasbach - Kuppenheim 3:5

   Das Glück musste uns in Sasbach noch treuer zur Seite stehen, obwohl wir dort erstmals fast die gesamte "Erste" aufbieten konnten. Lediglich Jürgen Gersinska fehlte (geht man davon aus, dass weder Keti, Rezo noch Kurt in dieser Saison ein weiteres Mal spielen). Vor dem Match gelobten wir Rache für die im Vorjahr erlittene 4:4 Schmach, die uns des dritten Pokalsiegs in Folge beraubte. Die heiligen Schwüre nutzten nichts: Einzig Ralf Großhans trumpfte gewohnt auf. Unser eifrigster Punktesammler neben Jürgen Raub bekam gegen den mittelbadischen A-Jugendmeister Martin Springmann eine Theorievariante aufs Brett, die der Sasbacher wenige Wochen zuvor in einer Schachzeitung studiert hatte. Frohen Mutes opferte er zwei Bauern für vermeintlich gewinnträchtigen Angriff. Sein Pech, dass Ralf im selben Blatt zwei Wochen später die Widerlegung gesehen hatte (zumindest berichtete Wolfgang Gerstner diese Geschichte so und erwähnte amüsiert, dass er letzteren Artikel ebenfalls kennt). Nichtsdestoweniger: Bar jeglicher Theoriekenntnisse schien mir Ralfs Verteidigungszug Df8 logisch und dank des vorzüglich auf d5 plazierten Springers ausreichend. Ein Urteil, das sich bald bestätigte. Gerne würde ich noch von einem souveränen Sieg über meinen Namensvetter Uli Metz berichten, indes zeigte die Analyse, dass ich in seiner Zeitnot einmal patzte. Um nach einem schwachen Zug nicht die Dame einzubüßen, wäre ein Figurenopfer mit remisiger Stellung erzwungen gewesen - Metz & Metz sahen jedoch nichts und spielten munter dem Kuppenheimer einen ansonsten verdienten Sieg in die Fänge.

   Damit endete jedoch unsere Herrlichkeit. Jürgen Raub ließ eine Abwicklung mit gewonnenem Endspiel ungenutzt verstreichen und teilte den Zähler. Haarsträubendes tat sich an Brett 6: Alexander Hatz fraß zunächst einen Bauern, um danach in die Verteidigung gedrängt zu werden. Das schien mir akzeptabel, nicht jedoch seine Verteidigungszüge. Sigurd Weidauer erhielt einen furchterregenden Angriff, den Alex den Erzählungen nach - ich beschäftigte mich am eigenen Brett - nur durch ein Damenopfer abzuwenden vermochte. Mit lediglich einer Figur für die Dame weiterzuspielen, deuchte allen Experten trotz der Zeitnot verwegen. Dem Bischweierer nicht, zumal er dann im 43. Zug (!) mit seinem auf h5 plazierten Springer die soeben auf g3 gestellte Dame wegschlug. Dank der Mehrfigur war Alex der Sieg gewiß ...

   Matthias Menge mühte sich meines Erachtens gegen Tina Hauser, die ihm keine Gewinnchance einräumte, erfolglos. Remis. Toni Stückls Partieanlage gefiel mir sehr gut, weshalb ich ihn auf der Straße des Sieges wöhnte. In knapper werdender Zeit ließ er allerdings die verheißungsvollste Attacke aus und verlor, anstatt einen ganzen Zähler einzuheimsen. So stand es etwas glücklich für uns 4:2. Dietmar Wendelgaß brachte nun noch etwas Spannung ins Spiel: In einem Wolga- Gambit führte er sich als Weißer gerne den Bauern zu Gemüte, den er zunächst schnell und gut verteidigte - bis zu einer Stellung, in der er für Ta1-b1 etwa eine Dreiviertelstunde benötigte. "Ich glaube, die Stellung hatte ich schon einmal", löste er kurz darauf bei mir ob der dann verschenkten Zeit Kopfschütteln aus. Der unnötige Zeitverlust wirkte bald nach, als Dietmar seinen wichtigen Bauern primitiv auf e4 einstellte. Dennoch gelang es ihm, sich aus der Umklammerung zu lösen und die Qualität zu gewinnen. Im Endspiel zwei Türme und vier Bauern kontra Turm, Läufer und sechs Bauern reklamierte er bei beiderseits drei Minuten auf der Uhr dreifache Stellungswiederholung - ein fataler Irrtum! Die von Dietmar genannten drei Stellungen stimmten nicht überein, so dass er eine fünfminütige Zeitstrafe hätte erholten müssen. Ich wusste dies zufällig ganz genau, ergab sich doch beim "SKA-Mephisto-Turnier München 1993" dasselbe Problem: Boris Gelfand hatte in Zeitnot dreimal dieselbe Stellung reklamiert - ohne zu ahnen, dass er verlöre, wäre sein Einwand nicht korrekt! Er war es jedoch und der Weißrusse teilte den Punkt gegen Michail Gurewitsch. Moral von der Geschicht'? Kauft mein Turnierbuch.

   Dietmars Reklamation erwies sich bei drei Minuten Bedenkzeit als reichlich fatal und gleichbedeutend mit Zeitüberscheitung. Dietmar blieb dieses unbarmherzige Schicksal nur deshalb erspart, weil wir in der Sasbacher Turnierordnung nichts dergleichen finden konnten. So sollten Christoph Ronecker und Dietmar erst einmal ihre Partie unter Protest fortsetzen. Wäre es auf diesen Punkt angekommen, hätte der mittelbadische Turnierleiter entscheiden müssen. Das blieb jenem erspart, weil Jochen Klumpp mit dem Remis gegen Matthias Neufeld für das entscheidende 4,5:2,5 sorgte. Zu meinem Erstaunen erfuhr ich von Jochen später, dass er eigentlich die ganze Zeit auf Gewinn gespielt hatte - dagegen war ich während des Wettkampfs noch einem wohl zu oberflächilchen Blick auf die Stellung um ihn äußerst besorgt. Doch Jochens Dame soll stärker als Neufelds Turm Figur und Bauer gewesen sein. Wollen wir's glauben. Jedenfalls einigte sich Dietmar mit Ronecker auf ein weiteres Remis zum 5:3. Unser Crack stand zwar am Schluss auf Gewinn, aber nach dem Unentschieden verzichtete Sasbach darauf, Protest gegen die Wertung der Partie einzulegen. Die zwei blauen Augen, die uns Durmersheim und Sasbach verpassten, müssen wir nun im Finale weit aufreißen, um gegen Rastatt nicht erneut eine Zitterpartie zu durchleben. Bei unserer derzeitigen Form wollen wir erst gar nicht von unserem Standard-Pokalergebnis gegen die Caissa, einem 6,5:1,5 träumen.

   Einzelergebnisse: 1. H. Metz 1, 2. Großhans 1, 3. Klumpp ½, 4. Stückl 0, 5. Raub ½, 6. Hatz 1, 7. D. Wendelgaß ½, 8. Menge ½


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