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Mannschaftsberichte

Routine


Rochade Express, Nr. 66, Seite 3f, "Ne, ne, die sind nicht so stark!"
von Kurt Busch

   "Die lassen wir leerlaufen, gegen Harmut denken wir uns was aus, und die anderen schaffen wir dann auch noch..." So, oder jedenfalls so ähnlich, mussen sich die Lahrer Schachfreunde den Ablauf des Auftaktspiels der Verbandsilga Südbaden vorgestellt haben. Nun, gut gedacht ist noch nicht alles und so ging der Schuss ziemlich nach hinten los, als wir nämlich ohne Keti, dafür aber mit Harald, in Lahr einliefen. Denn so kam der beruflich gestresste Hartmut an Brett eins zu seinem vierten(!) kampflosen Verbandsligasieg in Folge und hat damit den als unschlagbar eingestuften Rekord Wolfgang Gerstners locker überboten - für die der Statistik nicht so verfallenen Zeitgenossen: Während seiner Zeit als Landesligaspieler bei der Caissa schaffte es Wolfgang doch tatsächlich drei Mal in Serie, die Gegner dermaßen zu erschrecken (Knoblauch oder was ?!?), dass niemand gegen ihn spielen wollte. Natürlich stellt sich jetzt jedem die Frage: Wie macht der Hartmut das nur? Spontan fielen mir da sicher knapp 20 Gründe ein, auf die ich hier aber nicht eingehen kann, da es den Rahmen dieses Artikels bei weitem sprengen würde. Festzuhalten bleibt aber die Tatsache, dass "uns Hartmut" sich nun auch noch mit dem Titel des Gm (= Gefürchtester Meister") der Verbandsliga schmücken kann.

   Aber zurück zum Thema: Nachdem also die Lahrer Strategie schon vor dem ersten Zug ad absurdum geführt worden war, konnten wir unbeschwert aufspielen. Es stellten sich auch schnell die ersten beiden richtigen Punkte durch unseren Doppel-Jürgen ein. Jürgen Gersinska demonstrierte überzeugend, dass es in einer scharfen Sizilianisch-Variante mit Weiß nicht ausreichend ist, nur optisch nette Entwicklungszüge zu machen, den großen Plan dabei aber außen vor zu lassen. Dagegen wählte der Gegner von Jürgen Raub das Wolgagambit und fand im fünften Zug von den vier empfohlenen Theoriefortsetzungen die fünfte (O-Ton Jochen; vgl. die von J.R. eigenhändig kommentierte Partie). In der Zwischenzeit hatte dann Ralf ein lockeres Remis gegen eine seiner alten Spezies aus Lahrer Zeiten eingelegt, so dass es mittlerweile 3.5:0,5 stand. Danach passierte eine ziemlich Weile gar nichts, da die Lahrer sich auf das verlegten, wofür sie bekannt sind, nämlich ziemlich zäh zu sein. Bei Harald sah es ganz gut aus, da aber sein Gegner zwar nicht der stärkste aber wohl der zäheste Lahrer ist, war man da auch nicht wsicher. Die Entscheidung fiel dann so um die Zeitkontrolle herum: Bernd Schmider war es geschickt gelungen, meine gerade aufkeimende Initiative rechtzeitig in einem Tumult zu ersticken der schließlich in einem klaren Remis-Endspiel mündete. Toni wickelte, aus bekannten Zeitnot-Gründen, eine leicht bessere Stellung ebenfalls ins Remis ab. Jochen passivierte seine Stellung, so dass es für beide Seiten kein Durchkommen mehr gab und leider verpatzte Harald seine gewonnene Stellung nun ebenfalls in ein Remis-Endspiel. Schlussendlich gab es also noch vier Remisen, was einem Endstand von 5,5:2,5 gleichkam.

   Bei den Lahrem kam danach die Frage auf, ob die Kuppenheimer so stark oder sie selbst so schwach seien, was Berthold Kopp in seiner unnachahmlich diplomatischen Art wie folgt beantwortete: "Ne, ne, die Kuppenheimer sind nicht so stark!"

   Wohlan, ob stark oder schwach, jedenfalls entspricht ein 5,5:2,5 den gezeigten Leistungen und geht - zumindest meiner bescheidenen Meinung nach - absolut in Ordnung, wenn man bedenkt, dass Harald zeitweise sogar den vollen Punkt auf der Platte hatte, und Toni ebenfalls mindestens etwas besser stand.

   An dieser Stelle sei noch eine Bemerkung kulinarischer Art gestattet: Wer viel Zeit mitbringt, dem sei die Pizzeria in der Muggensturmer Tennishalle empfohlen, falls er (oder sie oder beide, jedenfalls irgendjemand) nachmittags vor 17 Uhr ein spätes Mittagessen zu sich nehmen will. Ungeklärt allerdings ist noch die Frage, ob man an sein Essen nicht doch schneller kommt, würde man bis 17 Uhr warten, um dann bei Mimo zu dinieren. Vielleicht waren auch unsere Bestellungen zu speziell, wer, weiß...

   Einzelergebnisse: Metz 1 kl., Busch ½, Klumpp ½, Großhans ½, Fietz ½, Gersinska 1, Raub 1, Stückl ½











Raub - Kirschner
Verbandsliga Südbaden, 1994

1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.d5 b5 4.cxb5 a6 5.Sc3 axb5 6.e4 b4 7.Sb5 Lb7?! Es ist nun schon das zweite Mal binnen kurzer Zeit, dass ich mit dieser Variante (erfolgreich) gegen Wolga ankämpfe. Sie ist nicht so sehr verbreitet und hat somit - wie zum Beispiel - einen kleinen Überraschungseffekt. Ein weitaus wichtigerer Vorteil dieser "modernen Variante" ist der psychologische Aspekt: Normalerweise ist es für das Wolga-Gambit typisch, dass Schwarz aktiv und aggressiv agiert und durch das allbekannte Bauernopfer den Ton angibt. Hier aber sind die Voraussetzungen für das gesamte Spiel gerade umgekehrt, denn Weiß erhofft sich durch ein starkes Zentrum, schnelle Entwicklung und Raumvorteil die Initiativ, somit genau das, was eigentlich Schwarz mit seiner Eröffnung erreichen wollte. [ In der aktuellen Stellung verbietet sich 7...Sxe4 natürlich wegen 8.De2 Sf6 ( 8...f5 9.f3 mit Figurengewinn für Weiß.) 9.Sd6# ] 8.Lf4 d6 9.Lc4 Sbd7 10.De2 Das ganze Spiel von Weiß konzentriert sich auf den beabsichtigten Vorstoß e5. 10...Se5?? Dieser Zug verhindert zwar den genannten Sprengzug, verwandelt aber die schwarze Stellung nach dem zehnten Zug in eine positionelle Ruine. 11.Lxe5 dxe5 12.Sf3 Db8 Einziger Zug: Schwarz deckt damit zwar den Bauern, verliert aber ein wichtiges Tempo in der Entwicklung. 13.0-0 Was will uns diese Stellung sagen? Weiß hat seine Entwicklung binnen kurzer Zeit im Eiltempo abgeschlossen, während Schwarz nicht nur einen unschönen Doppelbauern, sondern, noch viel schlimmer, einen total unterentwickelten Königsflügel besitzt. 13...Ta5 14.Tfd1 La6 Schwarz ist schon arm dran, wie er es auch anpackt, ist es Sch... In der Partie versucht er, am Damenflügel die Lage zu entschärfen. Falls er, im Gegensatz hierzu, mit Fianchetto seine Entwicklung am Königsflügel vorantreiben wollte, würde ihm d6 unangenehm bekommen. 15.a4 bxa3 16.Sxa3 Lxc4 17.Sxc4 Txa1 18.Txa1 Sd7 Schwarz hat zwar nun die Lage am Damenflügel "geklärt" und wiegt sich trotz König in der Mitte in Sicherheit, denn schließlich ist doch alles gedeckt, oder doch nicht? 19.Sfxe5!! g6 [ Man beachte dass 19...Sxe5 mit 20.Sxe5 Dxe5 ( 20...g6 21.Sc6 Db7 22.Ta7 Dc8 23.Db5 und um!) 21.Db5+ Kd8 22.Ta8+ Kc7 23.Dc6# bestraft werden würde.] 20.Sxd7 Kxd7 21.Dg4+ e6 22.dxe6+ fxe6 23.Td1+ Ke7 Es gibt keinen Ausweg mehr. 24.Dg5+ Kf7 25.Se5+ Kg8 26.Df6 Es muss ja nicht immer ein Schach sein. 26...De8 27.Td8 Dxd8 28.Df7# 1-0




Rochade Express, Nr. 66, Seite 9, "Gerupft, geteert und gefedert"
von Kurt Busch

   Alle Achtung, immerhin schafften es ganze sechs Villinger, sich zur zweiten Verbandsrunde in das gänzlich von der Welt abgeschnittene Kuppenheim durchzuschlagen.

   Offenbar dachten sich eben diese sechs Villinger, dass damit das tägliche Kontingent an heldenhaften Taten schon erschöpft sei. Jedenfalls begannen die sechs Partien ziemlich schnell ziemlich einseitig zu werden. Allerdings hatte auf unserer Seite Jochen die Eröffnung verschlafen, so dass er auf einer Ruine (Minus- und isolierter Doppelbauer sowie gänzlich passive Stellung) sitzen blieb. Ahnlich, nur unter für uns günstigeren Vorzeichen, sahen die anderen Partien aus. Hartmut hatte die wesentlich angenehmere Stellung, Alex beschäftigte seinen Gegner mit positionellen Geplänkeln so sehr, dass er - der Gegner nicht Alex - mehr und mehr die Übersicht verlor. Beide Jürgens hatten ihre Gegner ziemlich schnell im Schraubzwingengriff, und Matthias entwickelte ebenfalls eine kräftige Initiative.

   Da waren die interessantesten Partien doch glatt die Schnellschach-Partien Großhans-Busch und Busch-Großhans, brachten sie doch einige originelle Stellungen hervor. Irgendwie hatte es der Gegner von Jochen dann zu eilig, den einzigen in Aussicht stehenden vollen Punkt nach Hause zu bringen und stellte - geradezu klassisch - den Mehrbauern sowie eine volle Qualität, insgesamt also die Partie, ein.

   Apropos Qualität: An dieser Stelle würde ich ja gerne Lobeshymnen auf den einen oder anderen Spieler singen, aber leider war die - zwar heldenhafte, aber nichtsdestoweniger ziemlich lausige - Gegenwehr so schwach, dass wahrscheinlich sogar Reinald an diesem Tag mit Schwarz zum vollen Punkt gekommen wäre (nichts für ungut Reinald, ja?).

   So nahmen also die Dinge ihren Lauf: Hartmuts Gegner hatte plötzlich genug der passiven Verteidigung und brauste mit seinem c-Bauern zum Sturmangriff nach vorne, dabei vergessend, dass sich hinter besagtem Bauern sein König plötzlich ziemlich offen fühlte. Die Schraubzwingen-Menschen konnten ihre Nüsse auch recht einfach knacken, so dass es zu Anfang der Zeitnotphase quasi schon 6:0 stand. Vor lauter Panik verpasste dann Alex beim Blitzen eine Abwicklung in ein elementar gewonnenes Bauernendspiel und musste daher noch ein Turmendspiel üben. Matthias dagegen verstand es, ebenfalls beim Blitzen, seine Initiative in Zählbares, sprich Bauern, umzuwandeln. So "fraß" er sich einigermaßen unbehelligt durch die Zeitnot, um danach festzustellen, dass er immer noch eine heftige Initiative sein Eigen nennen konnte. Alsbald stellten dann die zwei verbliebenen Helden ihre verzweifelten Bemühungen ein, das sich abzeichnende Drama (aus Villinger Sicht, wohlgemerkt) noch abzuwenden.

   Also stand es 8:0 und lediglich Jochens Gegner hätte Grund gehabt, ein wenig mit seinem Schicksal zu hadern.

   An dieser Stelle folgt nun kein kulinarischer Ratgeber, da sich der Berichterstatter der heimischen Küche hingab, deren Geheimrezepte schon seit undenkbaren Zeiten zum absolut unveräußerlichen Familienbesitz gehören. Guten Appetit!


Rochade Express, Nr. 66, Seite 18, "Drama bei den Dreiländereckern"
von Kurt Busch

   Eigentlich sollte ich zu diesem Spiel kein einziges Wort verlieren. Allein die Tatsache, der Chronistenpflicht genüge leisten zu müssen und die vage Hoffnung, dass nachfolgende Generationen aus unseren Fehlern lernen werden (oder zumindest lernen wollen) läßt mich an dieser Stelle überhaupt etwas schreiben.

   Klar war, dass die Dreiländerecker nicht unterschätzt werden durften, da sie in der Vorrunde keine geringeren als die Mitfavoriten aus Kehl (mit IM Kallai und zwei Straßburg-Franzosen) ziemlich sauber mit 5:3 abgestochen hatten. Ebenfalls klar war, dass wir nach einem Sieg nach drei Runden schon zwei Punkte Vorsprung vor den Verfolgern gehabt hätten (man bemerke die sprachliche Subtilität des Konjunktivs in diesem Satz). Immerhin konnten wir fast in Bestbesetzung spielen, da bis auf Harald alle an Bord waren, also auch Keti und Rezo. Dafür musste der bisher tadellos spielende Jürgern Raub in die Zweite wechseln, was, nachträglich betrachtet, vielleicht nicht das Beste war. Aber spekulieren, was wäre gewesen, wenn ... (man beachte wieder den Konjunktiv) nützt eben nicht viel.

   Passiert ist also folgendes: Von Anfang an sah es sehr gut aus: Keti hatte eine sehr schöne Druckstellung gegen IM Milosevic, Rezo hatte ziemlich schnell einen Mehrbauern und die Initiative, und Alex' Gegner wähnten die meisten schon in den ewigen Jagdgründen. Alle anderen standen zumindest nicht schlechter. Aber es kam anders: Irgendwie schaffte es Alex' Gegner, sich aus der Umklammerung zu lösen, Jochen hatte einem schwarzen Bauernsturm am Damenflügel nichts entgegenzusetzen, Jürgen Gersinska verpasste eine gewinnverheißende Fortsetzung und quälte sich fortan mit einer Ruine, und Hartmut ließ sich ziemlich eindosen.

   Lediglich Rezo konnte sein Scherflein unbeschadet nach Hause bringen, und mein Gegner hielt dem zunehmenden Druck einfach nicht mehr stand, was unter anderem auch eine Folge des hohen Alters war (wenn ich einmal in diesem Alter noch so Schach spielen kann, dann kann ich von ziemlichem Glück reden). Tja, und plötzlich folgte der Totalzusammenbruch. Hartmut war einfach platt. Keti warf in Zeitnot ihre sehr gute Stellung weg und musste fortan ums Remis kämpfen, Alex gab sein verlorenes Endspiel auf, wobei er Jochen nachfolgte, und schließlich musste sich auch Jürgen Gersinska der Übermacht beugen. So kämpften nur noch Ralf und Keti, kamen aber beide nicht über Remis hinaus. Endstand also 3:5, wobei sich die Dreiländerecker nicht hätten beschweren dürfen, wäre das Spiel 6:2 - für uns wohlgemerkt - ausgegangen (man beachte wieder die sprachliche Subtilität des Konjunktivs).

   So sind nun die - meiner Meinung nach ziemlich schwachen dafür aber unheimlich zähen - Dreiländerecker in oben erwähnter Rolle, nämlich mit zwei Punkten Vorsprung nach drei Runden, wobei sie schon beide Mitfavoriten geschlagen haben. Wiederum ist es jetzt müßig darüber zu spekulieren, wie oder ob sie überhaupt noch aufzuhalten sind. Meine persönliche Vision geht ja eher dahin, zu sagen, dass wir uns in drei Jahren wiedersehen werden, da sie in der nächsten Saison in der Oberliga spielen, was wir dann in der übernächsten tun, und wir uns alle wieder zu guter Letzt in der Verbandsliga Südbaden im Spieljahr 1997/98 beharken werden!

   Zum Schluss natürlich noch der kulinarische Ratgeber (nicht nur für folgende Generationen). In Rastatt gibt es eine Pizzeria namens "Italia" in der man gutes Essen ziemlich schnell bekommt und sich auch nicht sonderlich an irgendwelche komischen (zumindest für Sonntags Schach spielende Leute komischen) Öffnungszeiten orientieren muss. Das Ganze hat natürlich seinen Preis, sprich die Pizzeria ist ein wenig teurer als die "Normal-Pizzeria", aber alles kann man eh' nicht haben.

   An dieser Stelle (eigentlich nur, um die von der Redaktion vorgeschriebene Wort-, Zeilen- und Seitenzahl voll zubekommen) möchte der Berichterstatter den Mitgliedern, Anhängern, Fans, Groupies, Sympathisanten und Gönnern der Rochade Kuppenheim ein frohes Weihnachtfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen! Möge das neue denn wesentlich besser beginnen als das alte aufgehört hat!

   Einzelergebnisse: Kachiani-Gersinska ½, Metz 0, Kakabadze 1, Busch 1, Klumpp 0, Großhans ½, Hatz 0, Gersinska 0


REO - Routine