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Hartmut Metz: München 1993

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Muenchen 93 Das SKA- Mephisto Turnier München 1993. Mit Partien und Kommentaren der Teilnehmer

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Inhaltsverzeichnis:

1.

Runde   Freudentag für Petrosjan

2.

Runde Gurewitsch liebt Seeschlangen

3.

Runde Zwei Mehrbauem zu wenig

4.

Runde Sechs Endspiele

5.

Runde Klassischer Western

6.

Runde Ungewollte Remisseuche

7.

Runde Die Macht des Kugelschreibers

8.

Runde Alexander macht Artur glücklich

9.

Runde Riskante Reklamation

10.

Runde Listiger Schirow obenauf

11.

Runde Lobrons Geschenk
 
Witze schießen durch den Kopf
Interview mit Alexej Schirow
 
Was Schach und Banken verbindet
Interview mit Dr. William Wirth
 
Unkommentierte Partien der Runden l bis 11


Muenchen 93

v.l.: Heinrich Jellissen, Boris Gelfand, Ewgeni Barjew, Michael Adams, Christopher Lutz, Gerald Hertneck, Artur Jussupow und Johann Hjartarson.

Das SKA-Mephisto-Turnier in München zählte 1993 zu den attraktiven und am stärksten besetzten Turnieren der Welt. Der lettische Schachzauberer Schirow gewann das hochkarätige Turnier vor Gelfand und Gurewitsch. Die deutschen Farben vertraten Hübner, Jussupow, Hertneck, Lutz und Lobron. Das Buch enthält alle 66 Partien des Turniers, wobei die Teilnehmer zahlreiche Partien tiefgründig analysierten.


Rezension in SSM 5/94:

Im Zeitalter der zahlreichen Fast-Food-Datenbanken, von denen die meisten Schachspieler aber auch nur Magenkrämpfe bekommen, erscheint wieder ein Lichtblick: Das Turnierbuch zum letztjährigen Münchener GM-Turnier mit Kommentaren der beteiligten Spieler, vielen Fotos, hintergründigen Texten und Interviews (mit Turniersieger GM Schirow und mit Sponsor William Wirth). Die OLMS-Neuerscheinung aus der Feder des bekannten Schachjournalisten Hartmut Metz ist ein Hit unter den Turnierbüchern großer Schachturniere.

Rezension von GM Gerald Hertneck Rochade Europa 7/94:

Leider kommt es heutzutage nicht mehr allzu oft vor, daß man auf den ersten Blick von einem neuen Schachbuch fasziniert ist - zuviel kurzlebiges und handwerklich schlecht produziertes wird für meinen Geschmack auf den Markt geworfen. Doch keine Regel ohne Ausnahme - das Münchner Turnierbuch von Hartmut Metz ist für mich einer der heißesten Anwärter auf den Titel bestes Schachbuch des Jahres und zugleich eines der besten Turnierbücher, das ich kenne.

Wie begründet sich meine Euphorie? Fangen wir mit Aufmachung und Layout an. Eine gute Idee ist bereits das Format. Die ungewöhnliche Breite von 20 cm (auf 26 cm Höhe) ermöglicht einen dreispaltigen Druck. Das allein wäre noch nichts besonderes, doch der Clou liegt darin, daß die drei Spalten nicht durchgängig sind. So werden die beiden Innenspalten für die Rundenberichte und die Interviews zu einem einzigen Textblock zusammengezogen, während die Außenspalte mitunter für Zwischenüberschriften genutzt wird - ein sinnvoll integriertes Gestaltungselement. Da der Text zudem reichlich mit Photos aufgelockert wird (im Schnitt auf jeder Doppelseite etwa einmal), ist von vornherein der Eindruck einer trockenen und langweiligen Materie vermieden worden. Der Layouter hat sich hier wirklich Mühe gegeben. Ein weiterer Pluspunkt ist, daß das Buch gebunden ist - schon beinahe eine Rarität angesichts der Flut von (billigeren) Paperbacks! Da muß man auch schon mal den optisch hohen Preis akzeptieren, denn Qualität hat bekanntlich ihren selbigen. Meine einzige kleine Kritik betrifft übrigens nicht die Kosten, sondern die Abschlußtabellen, die mitten im Buch (nach den Interviews und vor den unkommentierten Partien) versteckt sind und eines Hinweises im Inhaltsverzeichnisses nicht für würdig befunden wurden. Aber das soll den positiven Gesamteindruck nicht stören.

Inhaltlich gesehen springt zunächst die Qualität der Analysen ins Auge. Alle Spieler haben sich wirklich große Mühe gegeben, was durch den Umstand begünstigt wurde, daß die meisten nur ihre zwei besten Partien beisteuern mußten. Somit findet eine klare Zweiteilung statt: die eine (knappe) Hälfte der Partien steht im Hauptteil mit exzellenten Kommentaren; der Rest im Anhang „Unkommentierte Partien". Diese Einteilung ist meiner Meinung nach sehr sinnvoll, da auch in einem hochklassigen Großmeisterturnier genügend „Abfall" produziert wird. In Bezug auf die Kommentare fällt mir besonders stark auf, wie sehr sie das Niveau klassischer Turnierbüchher übertreffen (in Bezug auf Genauigkeit, Tiefe und Schachtelung). Hier ist eben das allgemein im letzten Jahrzehnt gestiegene schachliche Niveau (getragen von Supergroßmeistern wie Kasparow, Anand, Schirow, Kramnik, Iwantschuk, Gelfand, Barejew usw.) nicht spurlos an der Partiekommentierung vorübergegangen. Ja wenn selbst der früher immer analytisch hinter dem Berg haltende Karpow neuerdings genau erklärt, was er sich bei seinen Zügen gedacht hat, kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, daß die Verwissenschaftlichung des Schachs (denn nichts anderes ist ja eine exakte Analyse) Fortschritte gemacht hat.

Bis zuletzt habe ich mir die Würdigung von Hartmut Metz aufgehoben. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte ich den Lesern der Rochade Europa von seinen journalistischen Qualitäten künden. Daher genügt die Feststellung, daß das Schreiben sein Beruf ist und ich ihn für den zweitbesten deutschen Schachautoren halte (den besten verrate ich hier natürlich nicht, aber es ist ein anderer als der, an den Sie jetzt schon wieder denken ...).

Aber halt - da fällt mir gerade ein, daß Hartmut mich ja mehrfach als Amateurweltmeister hochgelobt hat und daß ich mich dafür erkenntlich zeigen muß, sonst habe ich mir's mit ihm verscherzt, wie dies schon mehreren unvorsichtigen Einsendern der „LkC''-Rubrik widerfuhr. Also muß ich noch schnell nachschieben, daß er mit Sicherheit der lustigste Schachschreiber Deutschlands wenn nicht gar der Welt ist!!! Allein ihm dürfte es zu verdanken sein, daß meine überlangen und schwer verständlichen Artikel in dieser Zeitung von der sensationslüsternen Masse überhaupt goutiert werden.

Zurück zum Buch. Ernsthaft, ich kann mir kaum eine bessere Mischung vorstellen. Wieviel Spezialisten mußten hier zum Gelingen beitragen: zwölf starke Großmeister, darunter die komplette deutsche Spitze; der Turnierorganisator Heinrich Jellissen, der die Tradition der Münchner GM-Turniere ins Leben gerufen hat; die Schweizer Kreditanstalt und die Firma Hegener & Glaser, ohne deren finanzielle Unterstützung nichts gegangen wäre; der Schachjournalist Hartmut Metz, der sich (zufällig) für ein Jahr vom Badischen Tagblatt hatte beurlauben lassen, was ihm erst die Zeit für das Projekt ließ; ein etablierter Schachverlag wie die Edition Olms, der sich einen Namen mit der Herstellung qualitativ hochwertiger Bücher gemacht hat.

Dieses Turnierbuch ist daher für mich der beste Beweis dafür, daß das jüngst von Robert Hübner im Chessbase Magazin Nr. 39, S. 42 aufgezeigte Dilemma, daß es für jemanden, der über Schach schreiben wolle, schwierig geworden sei, einen geeigneten Stoff zu finden, nicht stimmt. So seien „die Turniere, über die er berichten könnte (...) größtenteils zu grauen Massenveranstaltungen entartet" und es sei „keine verlockende Aufgabe, aus diesem Wirrwar sportlich oder gesellschaftlich Bemerkenswertes herauszuschälen oder mühsam schachliche Höhepunkte herauszuklauben". So sehr ich dieser Kritik im Grundsatz zustimme, so energisch widerspreche ich in Bezug auf das vorliegende Turnierbuch. Denn hier haben alle Beteiligten ihre Aufgabe mit so viel Bravour gemeistert, daß nur noch zu hoffen bleibt, daß nicht auch dieses Werk (seinen Vorgängern gleich) wie Blei bei den Händlern liegenbleibt, weil man ja aus einem Turnierbuch (vermeintlich) nicht so viel lernen kann wie aus einem Eröffnungsbuch.

Sollte ich Ihnen nun den Mund wässrig gemacht haben, möchte ich noch einen Schritt weiter gehen. Auch in diesem Jahr findet das Münchner GM-Turnier wieder statt (...)

Zum Schluß gewährt mir eine Bitte: das Münchner Turnierbuch werde auch demnächst wieder Sitte.


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