Startseite Rochade Kuppenheim

Werder stoppt Siegeslauf

OSG Baden-Baden droht nach 3:5 gegen Bremen ein Stichkampf

Foto und Text von FM Hartmut Metz, 6. März 2010

 

Der Siegeslauf der Baden-Badener Schachspieler ist beendet: Der Spitzenreiter büßte nach 51 Begegnungen ausgerechnet gegen Verfolger Werder Bremen seinen Nimbus ein und machte die Meisterschaft durch ein 3:5 wieder offen. Am Samstag verlor die OSG in Heidelberg das erste Bundesliga-Match seit dem 18. November 2006. Nun zeichnet sich ein Stichkampf um den Titel am 25. April ab.

Gegner könnte erneut die Schach-Abteilung des Fußball-Erstligisten sein - oder aber die SG Solingen. Die Klingenstädter weisen wie die zwei Topteams 20:2 Zähler auf. Gestern taten die Kurstädter wenigstens wieder etwas fürs "Torverhältnis": Dank eines 6,5:1,5 über den Hamburger SK liegt der deutsche Meister der vergangenen vier Jahre mit 64 Brettpunkten diesbezüglich weit vor den Verfolgern (beide 56).

Dass diese überhaupt Belang haben, liegt an der unerwarteten Niederlage der OSG. Im am stärksten besetzten Bundesliga-Kampf aller Zeiten schien der Favorit zumindest problemlos ein 4:4 zu erreichen. Vier der fünf vorderen Bretter endeten relativ rasch mit Friedensschlüssen. Nach 110 Minuten knöpfte auch Weltmeister Viswanathan Anand mit den schwarzen Steinen dem aserischen Weltranglistensiebten Wugar Gaschimow problemlos ein Remis ab. In den verbleibenden vier Partien schien sich kein Baden-Badener in Verlustgefahr zu befinden. "Es sieht nach einem 4:4 aus", analysierte bereits Gaschimow.

Sven Noppes hoffte nach dreieinhalb Stunden aber noch immer auf einen knappen Erfolg seiner Farben: "Wir standen in keiner der vier Partien schlechter und besaßen in drei Duellen eine Viertelstunde Bedenkzeit mehr." Doch eine fatale Fehleinschätzung von Arkadij Naiditsch wendete das Blatt.

"Die Niederlage ist ein Jammer. Arkadij geriet plötzlich in Panik und fürchtete, dass Peter Heine Nielsen und Michael Adams verlieren", berichtete Anand. Die deutsche Nummer eins lehnte deshalb das Remisangebot von Michael Roiz ab und setzte auf Königsangriff. "Den hat er mit Glück überlebt", kommentierte Naiditsch schmallippig, nachdem der Israeli mit präziser Verteidigung den Spieß umgedreht hatte.

"Ich kann ihm für sein mannschaftsdienliches Verhalten keinen Vorwurf machen. Sergej Mowsesjan schätzte die Lage wie Naiditsch ein", sagte Noppes. Schon vor der Aufgabe kamen Alexej Schirow gegen Pawel Eljanow und Peter Heine Nielsen gegen Tomi Nyback zu Punkteteilungen. Michael Adams reichte nun ein Unentschieden nicht mehr und agierte zu riskant. "Ob ich remisiere oder verliere, war egal", kommentierte der Brite seine Niederlage gegen Alexander Areschchenko zum 3:5.

Beim 6,5:1,5 über den Tabellensechsten Hamburger SK zeigte sich der Abonnementmeister gestern gut erholt. Anand sorgte mit einer brillanten Kombination für die Führung gegen den Polen Robert Kempinski. Unglücksrabe Naiditsch quälte vor lauter Frust Youngster Niclas Huschenbeth 138 Züge lang - ehe sein Sieg mit Dame und Bauer gegen Dame und Bauer feststand.

Ungeachtet der "verdienten Niederlage gegen Bremen" wirft Noppes die Flinte nicht ins Korn. "Unsere Situation hat sich zwar verschlechtert, aber wir halten trotzdem noch immer die besten Karten in Händen", meint der Baden-Badener Teamchef mit Blick auf das Restprogramm. Schließlich prallen Bremen und Solingen am letzten Spieltag aufeinander - und ein 4:4 hält er für durchaus möglich.

Sollte es doch zum Stichkampf in Baden-Baden kommen, fehlt zwar Anand, weil am 23. April in Sofia die WM gegen den Bulgaren Wesselin Topalow beginnt. Aber dafür hat der Meister den Weltranglistenersten in der Hinterhand. "Ich habe ständig Kontakt zu Magnus Carlsen", ulkt Noppes - und diese Woche dürfte der besonders intensiv gen Norwegen werden.

Michael Roiz
Michael Roiz


Meko 2010
Meko-Übersicht
Startseite