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"Die Schachspielerin"

Der Bestseller wie die Verfilmung eine Werbung für das schöne Hobby

von FM Hartmut Metz, 30. Januar 2010

 

Eleni hat sich in die Monotonie auf Naxos gefügt. Mit Gewissenhaftigkeit versieht sie sowohl ihre Arbeit als verlässliche Putzfrau im Hotel "Dionysos" wie als Ehefrau von Automechaniker Panos und Mutter zweier Kinder. Eleni träumt zwar oft von Paris - aber wahrscheinlich bliebe das bis zum Lebensende ein großer Traum, verlässt sie doch eigentlich selbst die griechische Insel kaum. "Nur Verrückte kämpfen gegen die Brandung", denkt sie häufig und pflegt sich damit der Trägheit anzupassen.

In Zimmer 17 ändert sich dann ihr Leben: Ein französisches Paar hatte dort ein Schachspiel begonnen, ohne es zu beenden. Beim Putzen fällt Eleni eine Figur vom Brett. Mangels Kenntnis vermag sie nicht zu sagen, wo diese wieder hinzustellen ist. Das weckt ihr Interesse für das geheimnisvolle Spiel. Dank der Hilfe ihres alten Lehrers Kourus erwirbt die Griechin einen Schachcomputer als Geschenk für ihren Gatten, in der Hoffnung, dass sie es dann zusammen erlernen - vergebliche Liebesmüh. So bringt sich "Die Schachspielerin" vieles selbst bei und wird von Kourus unterrichtet und geformt. Am Ende wagt sich Eleni fort von Naxos und nimmt an einem Turnier in Athen teil.

Die Verfilmung des Bestsellers "Die Schachspielerin" von Bertina Henrichs läuft derzeit in den deutschen Kinos. Caroline Bottaro hat das Buch nicht nur bezüglich der Namen recht frei umgesetzt. Die philosophischen Ansätze bleiben jedoch erhalten, so dass sich Sandrine Bonnaire - als Eleni, die im Film Hélène heißt - und Kevin Kline (als Dr. Kröger, der Kourus' Rolle einnimmt) für den Stoff begeisterten.

Vereinsspieler betrachten all die Romane, die Schach zum Thema haben, mit Argusaugen. Wenige sind so kenntnisreich geschrieben wie die Klassiker von Vladimir Nabokov ("Lushins Verteidigung"), Paolo Maurensig ("Die Lüneburg-Variante") oder Stefan Zweig ("Schachnovelle"). Fernsehkommentator und Großmeister Vlastimil Hort beklagt deshalb zum Beispiel, dass die "beschleunigte Drachenvariante" von Eleni mit Weiß bevorzugt wird - obwohl diese nur Schwarz spielen kann. Ansonsten werden die Ausführungen zum königlichen Spiel nicht zu detailliert, was weitere Patzer vermeidet. Eine Werbung für den Reiz dieses Hobbys ist "Die Schachspielerin" von Bertina Henrichs allemal, gleiches gilt für den Film.

Nachstehend eine aktuelle Partie, die zeigt, warum Menschen sich gefangen nehmen lassen von dem Spiel auf den 64 Feldern. Sie wurde bei der Mannschafts-WM im türkischen Bursa ausgetragen. Da Griechenland einen Freiplatz erhielt und mit Platz sechs für eine Sensation sorgte, hätte Eleni in der Realität bei einem Turnier in Athen niemals eine Chance gegen die besten Hellenen gehabt. Bei Weltmeister Russland trug Nikita Witjugow mit einem grandiosen Ergebnis zum Titelgewinn bei. In sechs Partien gab der 22-Jährige lediglich ein Remis ab! Spektakulär fiel vor allem sein Schlussrunden-Erfolg über den Israeli Maxim Rodschtein aus.











Witjugow,N (2692) - Rodschtein,M (2622) [D15]
7. Mannschafts-WM Bursa (Türkei), 13.01.2010

1.c4 c6 2.Sf3 d5 3.e3 Sf6 4.Sc3 a6 5.d4 b5 Der Vorstoß mit all den Bauern mag zwar etwas laienhaft erscheinen, entspricht jedoch dem aktuellen Stand der Theorie. Schwarz attackiert sogleich den neuralgischen Punkt c4. 6.b3 Lg4 7.h3 Lxf3 8.Dxf3 e5!? Ein interessanter Zug mit einfallsreichem Konzept. 9.dxe5 Lb4 10.Ld2 Lxc3 11.Lxc3 Se4 12.Lb4 bxc4 13.Dg4 [ 13.bxc4 dürfte Rodschtein zu Hause analysiert haben. 13...Db6 14.a3 a5 15.e6! fxe6 16.Dh5+ Kd8! ( 16...g6?? 17.De5 ) 17.Ld2 Sxd2 18.Dg5+ Kc8 19.Dxg7 Td8 20.Kxd2 d4! 21.Ke1 und Weiß hat nichts erreicht, ja steht sogar gedrückter nach 21...dxe3 22.Le2 exf2+ 23.Kf1 Sa6=/+ ] 13...c5 14.f3 Sc6 15.fxe4 Sxb4 16.Dxg7 Tf8 17.exd5!? Der Auftakt zu äußerst mutigem Opferspiel! [ 17.Dh6 verhindert dagegen den Turmgewinn wegen 17...Sc2+? 18.Kf2 Sxa1 19.Dc6+ Ke7 20.Dxc5+ Kd7 21.Le2 Sc2 ( 21...Tg8! erweist sich als zäher im Kampf ums Remis. 22.Dxd5+ Ke8 23.Txa1 cxb3 24.axb3 Dh4+ 25.Kf1 Td8 26.Dc6+ Kf8 27.Txa6 Tg6 28.Dc5+ Kg7 29.Txg6+ hxg6+/= ) 22.Lg4+ Ke8 23.Dc6+ Ke7 24.exd5 Tg8 25.Dxc4 ] 17...Dh4+?! [ 17...Sc2+! 18.Kf2 Sxa1 19.Lxc4 Sc2 20.Dh6 Tg8 21.Dc6+ Kf8 22.Tc1 Dh4+ 23.Kg1 Txg2+! ( 23...Sxe3? verliert glatt und sauber. 24.Dxc5+ Kg7 25.Dxe3 ) 24.Kxg2 De4+ 25.Kh2 Dxe5+ 26.Kh1 De4+ 27.Kh2 De5+ mit Dauerschach.] 18.Ke2 De4 [ 18...Sxd5 schlagen die Maschinen vor, um einen der gefährlichen Zentrumsbauern zu beseitigen. 19.Tc1 c3 mit ausgeglichener Stellung.] 19.Kf2?! Der erste schwache weiße Zug. [ 19.bxc4! Dxc4+ 20.Kf2 Dc2+ 21.Le2 Sxd5 22.Tac1 Dg6 23.Dxg6 fxg6+ 24.Lf3 Tb8 ergibt für den Anziehenden ein deutlich besseres Endspiel ] 19...Sc2 20.Dh6 Dg6 21.Df4 Sxa1 22.Lxc4 Sc2 23.d6 Tg8 24.g4 Ta7 25.Td1 Dg5? Womöglich schon der Verlustzug. [ 25...Sb4! 26.a3 Dc2+ 27.Ke1 Sc6 28.e6! fxe6 29.Lxe6 Tgg7 30.Da4 Dg2 31.Ld5 Dg3+ 32.Ke2 Dh2+ 33.Kd3 Dxd6 34.Dxc6+ Dxc6 35.Lxc6+ Ke7 36.Kc4 Tg5 37.Le4 h5 38.Lf5 belässt Rodschtein Remis-Hoffnungen.] 26.De4 Tg6 27.Ke2 h5? Ein weiterer Fehler. Allerdings ist [ 27...Th6 28.Td2 Dxe3+ ( 28...Sb4 29.a3 Txh3 30.axb4 cxb4 ( 30...Th2+ 31.Kd3 Txd2+ 32.Kxd2 cxb4 33.Dc6+ Kf8 34.d7 ) 31.e6 fxe6 32.Lxe6 Th2+ 33.Kd3 Txd2+ 34.Kxd2+- ) 29.Dxe3 Sxe3 30.Kxe3 Txh3+ 31.Ke4 trotz der Qualität mehr kaum erstrebenswert. Weiß sollte in dem Endspiel rasch die Oberhand behalten angesichts des starken Zentrums, des mächtigen Läufers und den schwachen schwarzen Bauern (vor allem dem auf c5).] 28.Td5? Verpasst den ersten K.o.-Schlag. [ 28.d7+! gewinnt wegen 28...Txd7 ( 28...Kd8 29.Lxf7 Th6 30.e6 Th8 ( 30...hxg4 31.e7+ Dxe7 32.Dxe7+ Kxe7 33.d8D+ ) 31.Dxc2 hxg4 32.Td5! Dxd5 33.e7+ Kxe7 34.Lxd5 ) 29.Lxf7+! Kxf7 30.Txd7+ Ke8 31.Db7 Dxe3+ 32.Kd1 De1+ 33.Kxc2 De2+ 34.Kb1 De1+ 35.Kb2 Dxe5+ 36.Ka3 und Schwarz findet kein Dauerschach, um die Stellung zu retten.] 28...Kd8? [ 28...Dh4 bietet mehr Widerstand, gleichwohl 29.Dxc2 Dxh3 30.Df5 Dxg4+ 31.Dxg4 hxg4 32.Txc5 g3 33.Kf1 g2+ 34.Kg1 reicht: Schwarz kann seinen zweiten Turm nicht entscheidend mobilisieren, um den g-Bauern zur Dame auf g1 durchzudrücken: 34...Kd8 35.b4 Tb7 36.a3 f6 37.e6 Th7 38.e7+ Kd7 39.Tc7+ ( oder einfacher 39.e8D+ Kxe8 40.Tc8+ Kd7 41.Tc7+ Kxd6 42.Txh7 ) 39...Kxd6 40.e8S+ Ke5 41.Txh7 ] 29.Dxc2 hxg4 30.e6 Dh6 31.e7+ Ke8 32.Df5 Droht ein Matt auf c8. 32...Td7 Das erlaubt Witjugow ein prosaisches Ende der tapfer vorgetragenen Partie. [ 32...Te6 33.Te5! zögert das Finale auch nicht hinaus. 33...gxh3 34.Lxe6 fxe6 35.Txe6 Dh4 36.Df8+ Kd7 37.e8D# ] 33.Dxf7+!! [ 33.Dxf7+!! Schwarz gab auf wegen 33...Kxf7 34.Tf5+ Ein Doppelschach, das der König nur mit einem eigenen Zug parieren kann. 34...Kg7 ( 34...Ke8 35.Lf7# ) 35.Tf7+ Kh8 36.e8D+ Tg8 37.De5+ Tg7 38.Tf8+ Kh7 39.Ld3+ Dg6 40.Dh5# ] 1-0



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