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Rastatt schmückt sich für Kongress

Badischer Schachverband wieder 1952 in der Barockstadt vereint

von FM Hartmut Metz, 3. Juli 2010

 

Der Badische Schachverband (BSV), der vergangenen Samstag in Bruchsal sein 100-jähriges Bestehen feierte (Fortsetzung von Teil 2 zum Jubiläum), wurde 1946 in Karlsruhe wieder aus der Taufe gehoben. Der Heidelberger Spitzenspieler Werner Lauterbach sorgte nach dem Zweiten Weltkrieg dafür in Zusammenarbeit mit dem Badischen Sportbund. Zu den Wiedergründungen in den ersten Nachkriegsjahren gesellten sich viele neu gebildeten Klubs. "Allein in Nordbaden wurden bis 1952 60 Vereine mit fast 2 000 Mitgliedern verzeichnet", berichtet die facettenreiche Chronik "100 Jahre Badischer Schachverband 1910-2010", die Frank Schmidt und BSV-Ehrenpräsident Gerhart Seiter mit viel Herzblut erstellten.

Am 8. August 1952 schlossen sich Nord- und Südbaden in Rastatt wieder zusammen. Die Barockstadt wurde auch Sitz des Verbandes, weil hier der schillernde Karl "Charly" Weinspach als Kurzzeit-Präsident residierte. Der Journalist sorgte auch für Medientrubel rund um den Badischen Kongress, den die Kommune tatkräftig unterstützte. "Die Stadt wurde mit Plakaten geschmückt, die Schaufenster der Geschäfte warben und am Rathaus hing ein großes buntes Schachbrett - am Abend als farbiges Lichtmosaik", führt die 752 Seiten starke Verbandschronik aus. 188 Spieler beteiligten sich an den Wettbewerben. Das Meisterturnier wurde Jefim Bogoljubow gewidmet. Der ehemalige russische Vizeweltmeister, der 1914 beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Mannheim interniert worden war, lebte danach bis zu seinem Tod am 18. Juni 1952 in Triberg.

Das Meisterturnier gewann ausnahmsweise nicht Max Eisinger junior, der in Rastatt noch von Gottlieb Machate (7 Punkte) überflügelt wurde. Mit dem Karlsruher belegten Ferdinand Popp (Caissa Rastatt) und die Baden-Badener Legende Robert Sutterer (alle 6) Platz zwei. Eisinger, der am Tag der BSV-Jubiläumsfeier am 26. Juni 101 Jahre alt geworden wäre, trug sich dennoch in die Annalen ein: Elfmal wurde der Karlsruher badischer Meister und sechsmal gesamtbadischer Pokalsieger. Der damit einsame Rekordhalter kam zudem auf 19 Einsätze in der Nationalmannschaft, erhielt alle Auszeichnungen des Badischen Schachverbandes, bis hin zur goldenen Ehrennadel, und wurde 1983 - kurz vor seinem 75. Geburtstag - das 20. Ehrenmitglied des BSV. Seinem Vater Max Eisinger sen. war diese Ehre als Gründungsmitglied des BSV bereits 1931 zuteil geworden.

Der Junior feierte 1961 in Marienbad den größten internationalen Erfolg mit Platz vier hinter den renommierten Großmeistern Ludek Pachmann, Miroslav Filip und Petar Trifunovic. Bis zu seinem 73. Lebensjahr 1981 spielte Eisinger noch für die Karlsruher SF 1853 in der zweiten Bundesliga. In der nachstehenden Partie schlug Eisinger 1962 in der Landesliga den Brettener Ernst Groll mit einem Damenopfer.











Eisinger,M - Groll,E [B88]
Landesliga: Bretten - Karlsruhe, 1962

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 d6 5.Sc3 Sf6 6.Lc4 e6 7.0-0 Le7 8.Le3 a6 9.f4 0-0 10.Df3 Dc7 11.Lb3 b5 "Das ist ein leichtsinniger Zug, denn er beschwört Verwicklungen herauf, die Schwarz nicht meistert", kommentierte Eisinger. 12.e5 Sxd4 13.Lxd4 Lb7?! "Viel stärker war [ 13...dxe5! , da nach 14.fxe5 Lb7 15.exf6 Lxf3 16.fxe7 Dxe7 17.Txf3 die schwarzen Türme die wichtige d-Linie zu Gegenoperationen hätten verwenden können." Die Stellung wäre dann ungefähr ausgeglichen gewesen mit drei Figuren für Dame und Bauer.] 14.exf6 "Das Damenopfer ist völlig korrekt, da die weißen Leichtfiguren bald das ganze Brett beherrschen", schrieb Eisinger. 14...Lxf3 15.fxe7 Dxe7 16.Txf3 Db7? [ 16...d5 hält den weißen Vorteil noch in Grenzen. Der weißfeldrige Läufer beißt zunächst auf d5 auf Granit.] 17.Te1 Tfe8? [ 17...d5 ist noch immer am besten.] 18.Tg3 Nun besitzt Eisinger klaren Vorteil, weil auch seine Leichtfiguren durchweg ins Geschehen eingreifen können. 18...e5 [ 18...g6 19.Se4 Ted8 20.Sf6+ Kg7 21.Sxh7+! e5 ( 21...Kxh7 22.Th3+ Kg8 23.Th8# ) 22.fxe5 Kxh7 23.Th3+ Kg7 24.Lxf7! und der Läufer kann wegen Damenverlusts nicht genommen werden.] 19.Ld5 Db8 20.Se4 Kh8 21.Sg5 Te7 [ 21...Ta7 22.fxe5 dxe5 23.Lxa7 Dxa7+ 24.Kh1 Te7 25.Tf1 f6 26.Tc3 Dd7 27.Sf7+ Txf7 28.Lxf7 verliert ebenso, ist doch der Läufer wegen der schwachen Grundreihe tabu.] 22.fxe5 dxe5 23.Txe5 Taa7 24.Txe7 Txe7 25.Sxf7+ Kg8 [ 25...Txf7 26.Lxf7 und die Mattdrohung durch Lxg7 lässt sich nicht sinnvoll parieren.] 26.Se5+ Kh8 [ 26...Kf8 27.Tf3+ Ke8 28.Lc6+ Kd8 29.Tf8+ Kc7 30.Txb8 Kxb8 31.Lxb5 axb5 32.Sc6+ Kc7 33.Sxe7 beseitigt jeden Zweifel am Sieger.] 27.Sg6+ hxg6 28.Th3# 1-0



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