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Kramnik liebt Dortmund

Russischer Großmeister gewinnt zum zehnten Mal die Schachtage

von FM Hartmut Metz, 7. August 2011

 

Die Frage nach seinem Lieblingsturnier stellt sich bei Wladimir Kramnik nicht. Die Antwort lautet so sicher wie das Amen in der Kirche: Dortmund! Hier begann nach Ansicht des Russen sein "Einstieg ins große Schach". Der 36-Jährige vom Schwarzen Meer gewann 1992 das Open der Schachtage. Anschließend triumphierte er bei 17 Starts zehnmal im Großmeister-Turnier. So souverän wie diesmal fiel sein Sieg aber selten aus. Bereits zwei Runden vor Schluss stand Kramniks Jubiläumserfolg fest. Die Konkurrenz lag nach neun der zehn Runden mit zwei Punkten abgeschlagen zurück.

Dass der mit Weiß kaum zu bezwingende Ex-Weltmeister dann ausgerechnet gegen den enttäuschenden Hikaru Nakamura (USA) unterlag, trübte die Freude nur kurz. Mit 7.3 Zählern blieb der Dortmunder Seriensieger noch immer weit vor dem Vietnamesen Liem Le Quang (5,5:4,5). Auf Rang drei folgten im Schauspielhaus der Ukrainer Ruslan Ponomarjow und das 17-jährige niederländische Wunderkind Anish Giri (beide 5:5). Der Weltranglistensechste Nakamura (4,5:5,5) landete nur vor Georg Meier (3:7).

Der Trierer konnte nicht wie in den Vorjahren der Dortmunder Arkadij Naiditsch für Furore sorgen. Lediglich bei seiner 150 Züge dauernden "Seeschlange" gegen Nakamura wusste der Baden-Badener Bundesligaspieler das Publikum zu fesseln. Meier hielt in der folgenden Partie der zweiten Runde auch gegen Kramnik zunächst gut mit - kassierte aber am Schluss wie in der Rückrunde dann doch eine Null. Im nächsten Jahr ist Kramnik natürlich als Stammgast erneut in Dortmund mit von der Partie. Bei der 40. Auflage plant der in Paris lebende Russe seine nächste Großtat.











Meier,G (2656) - Kramnik,V (2781) [E15]
Dortmunder Schachtage Dortmund, 22.07.2011

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 b6 4.g3 La6 5.b3 Lb4+ 6.Ld2 Le7 7.Lg2 0-0 8.Sc3 [ 8.Se5 c6 9.Sc3 d5 verspricht Weiß keinen sonderlichen Vorteil.] 8...d5 9.cxd5 exd5 10.0-0 Te8 11.Tc1 Lb7 12.Se5 Sa6 13.Lf4 h6 14.Sb5 Lf8 15.Lh3N Der erste neue Zug. 15...c5 16.a3 Se4 17.Tc2 g6 [ 17...Sb8 überzeugt am meisten. Der Springer überdeckt nicht nur d7 und will über c6 wieder ins Spiel kommen, sondern Schwarz hat danach die Option, mit a6 den weißen Springer auf b5 zurückzudrängen.] 18.Dc1 g5 19.Le3 Lg7 20.Sf3 [ 20.f3 sieht nur anfänglich passabel aus. Nach 20...Sd6 21.Sxd6 Dxd6 22.f4 f6 23.Sd3 c4! 24.bxc4 dxc4 25.Txc4 Dd5 26.Se1 ( 26.Kf2 Te7 27.Tc3 Tae8 28.Se1 beschert Schwarz aktives Spiel für den Bauern.) 26...Dh1+ 27.Kf2 Dxh2+ 28.Lg2 gxf4 29.Lxf4 Lxg2 30.Sxg2 Txe2+ 31.Kxe2 Dxg2+ 32.Tf2 Te8+ 33.Le3 Dxg3 34.Tc3 ist angesichts der offenen Königsstellung für Weiß gefährlicher, auch wenn Schwarz zunächst Probleme hat, den Springer auf a6 ins Spiel zu bringen.] 20...De7 21.Td1 Tad8!? Ein interessantes Bauernopfer. [ 21...Lc8 22.Lg2 Ld7 23.Sc3 Sxc3 24.Txc3 Tac8 25.h4! g4 26.Sh2 führt zu einer ausgeglichenen Stellung.] 22.Sxa7 Sd6 23.a4 [ 23.dxc5 stürzt sich ins Abenteuer: 23...bxc5 24.Lxc5 Sxc5 25.Txc5 Sc4! 26.Sc6 ( 26.b4 Dxe2 27.Sd4 Lxd4 28.Txd4 Se5 29.Lf1 Sf3+ 30.Kg2 Se1+ 31.Kg1 Sf3+ führt zum Dauerschach.) 26...Dxc5 27.Sxd8 Txe2 28.Tf1 La6 29.bxc4 Lf6 30.Sxf7 Kxf7 31.Lg4 Dxc4 32.Dxc4 ( 32.Lh5+ Kg7 33.Td1 Tb2 34.De3 De2 mit verteiltem Spiel. Weiß darf nicht auf e2 nehmen und sich dann auf d5 bedienen: 35.Dxe2? Lxe2 36.Txd5?? ( 36.Tc1 geht noch halbwegs.) 36...Tb1+ 37.Kg2 Lf1+ 38.Kg1 Lh3+ 39.Se1 Txe1# ) 32...Lxc4 33.Sxg5+ hxg5 34.Lh5+ Kf8 35.Lxe2 Lxe2 36.Te1 Lc4 37.Kg2 kommt Schwarz entgegen, weil der d-Bauer im Zusammenspiel mit den beiden Läufern zu einer Macht zu werden droht. Weiß muss in der Stellung präzise spielen, um nicht zu verlieren. Verbliebe der Nachziehende mit zwei Läufern gegen den nackten König, können diese - anders als zwei Springer - ein Matt erzwingen.] 23...Sb4?! [ 23...Ta8 24.Sb5 Sxb5 25.axb5 Sb4 26.Tcd2 Sa2 27.Dc2 Sb4 28.Db1 Ta5 wahrt das Gleichgewicht.] 24.dxc5 bxc5 25.Txc5! Sa2 26.Dc2 [ 26.Db1! ist stark. 26...Sc3 erweist sich als schlecht: 27.Txc3! Lxc3 28.Dc2 Lg7 29.Sd4+/- und dank der guten Figurenaufstellung und der zwei verbundenen Bauern muss der Nachziehende um den halben Punkt kämpfen.] 26...Sb4 27.Dc1 Sc4!? [ 27...Sa2= mit Zugwiederholung samt Remisschluss mochte Kramnik nicht spielen.] 28.bxc4 d4 29.Lxg5? [ 29.Sxd4! Dxc5 30.Sf5 Txd1+ 31.Dxd1 Dxc4 32.Sd6 Td8 33.Lb6 Txd6 ( 33...Td7?? 34.Lxd7 ) 34.Dxd6 g4! 35.Db8+ Lf8 36.Dxb7 gxh3 37.Dc8 De4 38.Dxh3 Sd5 39.a5 Sxb6 40.axb6 Db1+ 41.Df1 Dxb6 42.Sc8 Dc5 43.Dh3 f5 44.Sa7 Dxa7 45.Dxf5 gibt nur Weiß Gewinnchancen, wenn auch äußerst geringe mit drei Bauern gegen Läufer.] 29...Dxc5 30.Lxd8 d3!!=/+ Diesen enorm starken Zwischenzug findet eben nur ein starker Spieler. Alle anderen hätten mechanisch auf d8 wiedergenommen. 31.Se1? [ 31.e4? ist auch nicht angenehm: 31...Dxa7 32.Da3 Dc5 33.Tb1 Txd8 34.Dxb4 Dxb4 35.Txb4 Lxe4 36.Lg2 Lg6 und der d-Bauer kostet wie bei sofortigem Vorstoß des Bauern nach d2 bald eine Figur. ( 36...d2 37.Sxd2 Lxg2 38.Kxg2 Txd2 39.c5 Ld4 40.c6 Txf2+ 41.Kh3 Le5 42.Tb5 f6 43.Tc5 Lc7 44.Tc4 Kf7 ist verloren für Weiß, weil er früher oder später Bauern verliert.) ; 31.Td2 dxe2 32.Se1 Ld4 33.Txd4 Dxd4 34.Dxh6 Sd3 35.Dg5+ Kf8 36.Dh6+ Kg8 37.Dg5+ dürfte der schmale Pfad zum Remis durch Dauerschach sein.] 31...Txe2! 32.Df4 [ 32.Lb6 zögert das Ende nur hinaus. 32...Dxb6 33.c5 Df6! Noch stärker als ( 33...Dxa7 ) 34.Df4 ( 34.f3 Dd4+ 35.Kh1 Df2 36.Sg2 Lxf3 37.Tg1 d2-+ ) 34...Dxf4 35.gxf4 d2 36.Sg2 Lf3 37.c6 Sd5 38.Sb5 Sxf4! 39.Sxf4 Te1+ ] 32...Txf2! [ 32...Txf2 33.Dxf2 Ld4 kostet die Dame.] 0-1



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