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Größter Erfolg seit 1939

Deutsches Team gewinnt bei der Schach-Olympiade Silber

von Hartmut Metz

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   Die deutsche Schach-Nationalmannschaft hat bei der Olympiade in Istanbul mit Platz zwei ihren größten Erfolg seit 1939 gefeiert. In Argentinien gewann damals die „großdeutsche" Auswahl mit dem Österreicher Erich Eliskases am Spitzenbrett Gold. Die Silbermedaille mit 37 Brettpunkten hinter Russland (38) und vor der Ukraine und Ungarn (beide 35,5) ist jedoch fast wertvoller, weil sich mittlerweile 126 Nationen bei dieser WM messen. In Südamerika lag die Beteiligung damals um 99 Teams niedriger.

   Die Silbermedaille ist für das nur an Position elf gesetzte Team erstaunlich: Nicht nur, dass Artur Jussupow, Robert Hübner, Rustem Dautov und Klaus Bischoff schon über ihren Zenit hinaus schienen und die Jüngsten, Christopher Lutz (29) sowie Thomas Luther (31) die einst ihn sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllten. Die Halbprofis, die sich bis auf Bischoff alle durch schachliche Nebentätigkeiten ein Zubrot verdienen, liegen auch in der Weltrangliste jenseits ihrer höchsten Platzierungen. Die ehemaligen WM-Kandidaten Robert Hübner und Artur Jussupow sind noch die Besten als 65. und 73. Seit jedoch Uwe Bönsch als Bundestrainer das Zepter schwingt, wachsen alle Akteure über sich hinaus. Das hatte sich bereits beim Gewinn von EM-Bronze gezeigt. In der Türkei kassierten die Schützlinge des Hallensers nur drei Niederlagen in 56 Partien.

   „Alle spielen unglaublich engagiert. Unsere Stärke liegt in der Kampfkraft und Geschlossenheit. Jeder hat ein positives Ergebnis erzielt. Es gab keine Ausfälle", lobt der Großmeister, der selbst zu den deutschen Top Ten zählt. „Unser Teamgeist macht den Erfolg aus", bestätigt Artur Jussupow.

   Der gebürtige Russe, der mit der Sowjetunion sechsmal die Olympiade gewann, brillierte mit 8,5:3,5 Punkten und spielte auf einem Niveau, das ansonsten nur Weltmeister Wladimir Kramnik oder Garri Kasparow zeigen. Der Bayer in Diensten von Vizemeister Solingen war von keinem seiner Weltklassegegner zu bezwingen. Zudem ragte der Bad Godesberger Spitzenspieler Dautov mit 8,5:2,5 Zählern heraus.

   Deutschland unterlag in Istanbul nur der Ukraine und Bulgarien jeweils mit 1,5:2,5. Gegen Russland gelang ein 2:2. Ungarn, Israel, USA oder Europameister Armenien bezwang das deutsche Quartett mit 3:1. Gegen Armenien wünschte sich Jussupow nur ein kurzes Remis, weil er gesundheitlich angeschlagen war. Da der Köln-Porzer Rafael Waganjan nicht einwilligen mochte, spielte sein 40-Jähriger Gegner eben munter nach vorne - und wurde mit einem schönen Angriffssieg belohnt!









Stellung nach:

W: Waganjan S: Jussupow

1.Sf3 d5 2.g3 c6 3.Lg2 Lg4 4.c4 e6 5.cxd5 exd5 6.Db3?! In Verbindung mit dem siebten Zug ein merkwürdig anmutender Tempoverlust. Laut Jussupow steckt die Idee dahinter, e4 zu spielen, wonach die Dame auf b6 in manchen Varianten schlecht steht. 6...Db6 7.Dc2 Sf6 8.0-0 Le7 9.d3 Sbd7 10.Sc3 Lxf3! Ein überraschender Zug. Die Preisgabe des Läufers beschert Schwarz Angriffschancen. 11.Lxf3 d4 12.Sb1 h5 13.Sd2 Se5 14.Lg2 h4 15.Sc4?! 15...Sf3 hält die deutsche Nummer eins für korrekter. 15...Sxc4 16.Dxc4 Sg4 17.b4 Td8 18.Ld2 Dc7 19.b5 c5 20.b6 axb6 21.Db5+? „Die Dame sollte auf c4 bleiben. Das Schach ist der entscheidende Fehler", befindet Jussupow und schlägt stattdessen sofort Tab1 vor. Nun rollt der Angriff. 21...Kf8 22.Tab1 hxg3 23.hxg3 De5 24.Tfe1 Th2 25.e4 Dh5 26.Kf1 26...Txg2! 27.Kxg2 Dh2+ 28.Kf3 Se5+

0:1

29.Ke2 (oder 29.Kf4 Dxf2+ 30.Kxe5 Lf6 matt) Dh5+ 31.Kf1 Dh1+ 32.Ke2 Df3+ 33.Kf1 Sg4 und Weiß kann das Matt nicht mehr abwenden.

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