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Manche mögen es britisch (oder deutsch)

Taktikübungen in alter und neuer Aufmachung

Rezension von Harald Fietz, Februar 2004

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Keene, Jacobs: The Times Winning Moves

Everyman Chess 2003
ISBN 1-85744-338-1
160 Seiten, ca 20 Euro
Sprache: Basic English

Bewertung des Rezensenten: Bewertung 3 aus 5

 

   Die Rubik "Winning Moves" besitzt in der konservativen Tageszeitung "The Times" ähnlichen Kultstatus wie die typisch britischen Kreuzworträtsel. Die Person des Tausendsassa Raymond Keene ist untrennbar mit diesem Ort des Schachjournalismus verbunden und die Herausgabe in Buchform geschieht nicht zum ersten Mal. Warum sich anno 2003 im Everyman Verlag noch Byron Jacobs, der Herausgeber der Schachreihe, dazugesellt ist schleierhaft. 500 Diagramme (vier pro Seite mit ein, zwei Sätzen Einleitung und einer erkenntnisleitenden Frage) zusammenzustellen und die Lösungen dahinter zu packen bedarf keiner großen Leistung. Gemeinsam schafft man ein Vorwort von einer Seite, in dem richtig gutes Marketing vom Leder gezogen wird: "Lernen der Killertechniken der Titanen des Spiels", "Arnold Schwarzenegger, Madonna, Sting, Steve Davis, Boris Becker und Lennox Lewis betreiben das Spiel auch" und "neue medizinische Studien haben den vorbeugenden Charakter von Schach und Tanzen belegt". Dann besser schnell an das Gehirnjogging! Konventionell gibt es Schachpositionen quer durch die Historie des königlichen Spiels.

 










Kotronias - King
New York, 1990

 

How did the Greek grandmaster Kotronias force a quick win, using his active forces on the kingside?

1.Qh6

1-0

 

 
Rudolf Teschner: Sie sind am Zug

Edition Olms 2000
ISBN 3-283-00383-1
144 Seiten, ca 15 Euro

Bewertung des Rezensenten: Bewertung 3,5 aus 5

   Wer es in der Fremdsprache nicht mag, der kann einen seit über drei Jahrzehnten immer wieder aufgelegten Klassiker gleicher Machart aus dem Olms Verlag zu Rate ziehen. Rudolf Teschners "Sie sind am Zug - 333 Schachkombinationen in Frage und Antwort" bieten ähnliche Kopfnüsse. Zwar werden im Computerzeitalter vorwiegend multimediale Silberscheiben als Medizin für Taktik-Schwache verabreicht, aber in gedruckter Form schaden solche Übungen bestimmt auch nicht.

 










Bronstein - Gligoric
Moskau, 1967

1.Txg7+!! zeigt den Wert der Initiative: Angriff ist die beste Verteidigung. Nach 1...Lxg7 2.Tc8+ Kf7 zeigte sich die Pointe in dem Schrägschach 3.Dh5+!, das keinen Rückgewinn von Material, sondern ein perfektes Zusammenspiel der schweren Figuren zum Ziel hat. Es folgte 3...Ke7 4.De8+ Kd6, und in Zeitnot versäumte Weiß nun 5.Dd8#. Mit 5.Tc6+ kam er jedoch ebenfalls schnell zum Erfolg.

1-0

 

 

Chris Ward: It's your move

Everyman Chess 2003
ISBN 1-85744-341-1
160 Seiten, ca 20 Euro
Sprache: Intermediate English

Bewertung des Rezensenten: Bewertung 4,5 aus 5

   Chris Ward überzeugte dagegen im gleichen Metier den Everyman Verlag mit einem gänzlich anderen Rezept. Bei ihm verdaut man zwar nur 50 Tests (in fünf Reihen a zehn Aufgaben), aber der Leser als Löser wird in eine völlig andere Denkstruktur hineingezogen. Ward "erfindet" fünf Schachspielertypen: den analytischen Anatoli, den kämpferischen Boris, den kreativen Chris (!), den verzweifelten Dan und die elegante Elisabeth. Sie haben unterschiedliche Temperamente und wählen entsprechend andere Lösungsansätze. Bei jedem Diagramm steht eine allgemeine Texteinführung und dann darf jeder der Charaktere seine "Überlegungen" formulieren. Einer findet die Lösung immer, die anderen haben den richtigen Pfad mehr oder weniger identifiziert. Auch Punkte für die Lösungen kann man sammeln. Die Beispiele stammen vielfach aus 2002 oder 2003; Klassiker sind ebenfalls dabei.

   Dieses Buch schlägt wahrlich aus der Reihe und sollte viele Leser finden, denn es ist einfach pfiffig gemacht. Wer neben hübschen Lösungszügen ein wenig schmunzeln will, sollte zugreifen. Schachtrainer und lernwillige Jugendliche mit anglophilem Faible werden ebenfalls ihre Freude haben.

 










Miles - Makarichev
Oslo, 1984

A queen and a knight pairing is known as the most deadly attacking force but in the position above you don't exactly see the black king quaking in its boots! Consider whether White should bother preventing Black from trading his bishop for that knight and, with that decision in mind, choose from our panel's selection of moves.

Anatoly
Anatoly obviously thinks that White shouldn't prevent the exchange, advocating 37.Qc6 in order to get to grips immediately with Black's weak c7-pawn.

Boris
Neither does Boris, who thinks along the same long-term lines as Anatoly but instead prefers 37.Qd5. He believes that it is important to keep the queen centralised, and if the knight isn't taken on Black's next turn then it will hop into e4.

Chris
Chris does want to keep the knight alive and with 37.Nf1 he has the manoeuvre Nd2 (or Nh2)-f3 in mind.

Dan
Dan dismisses our debate out of hand in view of 37.f4. Clearly he believes that there are other considerations and he has bigger fish to fry!

Elisabeth
Like Chris, Elisabeth does want to preserve her steed and recommends 37.Nh1 to put the knight on defensive duty.

37.Nh1

Regarding 37.f4 Bxg3 38.Kxg3 Qg1+ 39.Kf3 ( 39.Qg2 Qxe3+ ) 39...Qh1+ , don't call us Dan, we'll call you! It is my opinion (and I'm not the only one) that in view of the activity of the black queen, after both 37.Qc6 and 37.Qd5 the queenending that arises from 37...Bxg3 is drawn. Hence the knight must be preserved but the problem with 37.Nf1 is 37...Qb2!, when White has a lot of difficulty defending f2. The late Tony Miles foresaw this problem and as a result came up with an outrageous solution that most wouldn't even have considered, let alone played!]

37...Qb2 38.Qc6
It would be an understatement to say that knights aren't renowned for their strengths when operating in a corner of the board. However, the English grandmaster understood that this position wasn't about attacking the black king. No, the knights holds the fort at at the back, leaving the queen free to go for the prowl. Note the white queen dominates the centre whilst the black queen, possibly in its search for activity, has actually been caught offside. Futhermore, though it has more scope than the knight, the 'bad' bishop now becomes a mere bystander.

38...Qb1 39.Qxc7 Qe4+ 40.Kh2 h5 41.Qc6 Qc2 42.gxh5 Qf5 43.Qg2 Qxh5 44.c5 bxc5 45.b6 Qd1 46.Qc6 Be7 47.Ng3 c4 48.b7 Bd6 49.Ne4 Bb8 50.Qc8 Qf3 51.Qxb8 Qxe4 52.Qc7 Qf3 53.Kg1 Qd1+ 54.Kg2 Qd5+ 55.Kg3 1-0

 

 

die Rezension erschienen in Schachmagazin 64, Nr. 1 / 2004, S. 20
die Rezensionsexemplare stellte die Firma Niggemann (Industriestraße 10, 46359 Heiden) zur Verfügung


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