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Mark Dworetski, Geheimnisse gezielten Schachtrainings

Die Olms-Buch im Test

von Michael Lorenz, Juli 2002

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Mark Dworetski: Geheimnisse gezielten Schachtrainings

PraxisSchach Band 14, Edition Olms, 2002
288 Seiten, 19,95 Euro
ISBN 3-283-00254-1

Bewertung des Rezensenten: Bewertung 3 aus 5

 

Wer ist Mark Dworetski?

Die meisten geneigten Surfer werden ihn kennen, als russischen Erfolgstrainer, unter anderem von Arthur Jussupow und Sergej Dolmatow. Als ich von seinen erfolgreichen Schülern im Vorwort las, keimte die Frage in mir auf, ob ich wohl wirklich zur Zielgruppe seines Buches gehöre. Nach weiterer Lektüre war diese Befürchtung auch nicht mehr ganz von der Hand zu weisen.

 

Hält der Titel was er verspricht?

Höchstwahrscheinlich! Genau möchte ich mich nicht festlegen oder anders gesagt, ich möchte mir nicht anmaßen, hinter jedes Geheimnis von M. D. zu kommen. Auf jeden Fall erhält man mehr als genug Training, wenn man das Buch ernsthaft durcharbeitet.

 

Was wird denn trainiert?

M. D. behandelt Abbruchstellungen, Endspiele und Studien, also spätes Mittelspiel oder komplexe Endspiele, oberstes Gebot ist der Praxisbezug, alles behandelte Material sind reale Partiestellungen oder als solche beim Lesen zu betrachten (Studien). Bis zum Exzess wird Analysieren am Brett oder im Kopf trainiert. Man übt Pläne und Varianten, insbesondere in nichtforcierten Varianten, zu berechnen, also das, was in einer praktischen Schachpartie über weite Strecken die Herausforderung darstellt.

 

Wie geht das vor sich?

M. D. erläutert Analysen, gibt begleitend praktische Tipps aus dem Turnieralltag, stellt zwischendurch Fragen (Schachaufgaben), die im weiteren Text aufgelöst werden. Ergänzend dazu, gibt es am Ende eines Abschnitts gelegentlich Übungen, die, wie die Fragen, im Kopf oder am Brett zu lösen sind. Also praktische Übung im Überfluss!

 

Wie ist das Niveau?

Nun, bei meiner Spielstärke (DWZ 1800) ist es mir sehr lange nicht gelungen, auch nur eine Frage oder Übung vollständig richtig zu beantworten, das motiviert nicht unbedingt. Noch gravierender ist allerdings, dass ich bei manch spärlicher Kommentierung das Stellungsurteil des Autors nicht nachvollziehen konnte, ein "Killergefühl" für jeden unvollkommenen Schachjünger, der irgendetwas nachspielt.

 










Jussupow - Zapata
Jugend-WM Innsbruck 1979

 

Auf Seite 23 befand sich die erste Frage/Übung, bei der mir eine vollständige Lösung gelang. Die Aufgabe in der folgenden Stellung war, dem auf Gewinn stehenden Anziehenden eine Falle zu stellen und die Lösung ist: 1...Td7!? Jussupow spielte 2.La6! Er vermied damit 2.Lc6? Txd6 3.Txd6 Lf8 4.Txg6+ hxg6 mit guten Chancen für Schwarz das Remis trotz zweier Minusbauern zu halten. 2...f6 3.Lb8 Te7 4.Td8 und Weiß gewann 1-0

 
 
 










Dolmatow - Matschulski
UdSSR Juniorenmeisterschaft, Wilna 1978

 

Hier ein eher abschreckendes Beispiel für eine Übungsfrage. Nach neun Zügen und zwei Seiten Analyse eines für Weiss besseren Turmendpiel, wurde ich mit folgender Frage konfrontiert: Soll Schwarz Tb5-b7 spielen oder besser Tb5xb4? Der Anziehende entschied sich für 1...Tb7 und verlor nach weiteren 22 Zügen und einer Seite Analyse. Jeder Landesliga oder Kreisklassenspieler wäre wohl nur auf 1...Txb4 gekommen und siehe da, Dworetski weist in ausführlichen Analysen nach, daß Schwarz Remis hält! Das Ganze hat mich aber nicht wirklich weiter gebracht.

 

Was ist zum Layout, zu Aufbau und Struktur zu sagen?

Die Bücher der Edition Olms sind für mich optisch die ansprechendsten auf dem deutschsprachigen Markt. Beim Durcharbeiten störte mich allerdings bei den Diagrammen die fehlende Angabe, wer am Zug ist und die Aufzählung der Varianten im Fliesstext, wobei nur der Partieverlauf über die Schriftart hervorgehoben ist.

 

Und M. D.'s Stil?

Ich denke sein Hauptziel ist anspruchsvolles Trainingsmaterial zu bieten, ergänzt um seine Analysen. Weniger Wert legt er auf klare für jeden nachvollziehbare Anmerkungen.

 

Also wer sollte das Buch lesen?

Von unten betracht (aus Spielstärkesicht) würde ich mindestens DWZ 2000 empfehlen, um Spass zu haben. Außerdem sollte man ehrgeizig sein und nicht trainingsfaul, denn dieses Buch ist keine seichte Unterhaltung! Auch starke Spieler sollten mit dem Schachbrett arbeiten wollen.


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